Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
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Abschnitt VI. Systematik und Entwickelungsgeschichte. 715 
Innenseite derselben sprossen alsbald, ühnlich wie bei Podosphaera, sich verästelnde Kurzzweiglein 
ins Innere hinein, um sich zwischen die Wandung und das Ascogon einzuschieben, sodass der 
Raum zwischen diesen beiden schliesslich von einem zarten Gewebe ausgefüllt wird (Fig 141, 7.) 
Die hierdurch mehr oder minder auseinandergedrüngten Schraubengünge, die sich mittlerweile 
durch Querwünde gegliedert haben, treiben nun an verschiedenen Stellen Sprossungen (Fig. 141, 7.) 
Letztere verzweigen sich und erzeugen an den Enden Schläuche mit 8 ca. 8— 10 Mikr. messen- 
den, linsenfórmigen, mit Lüngsrinnen versehenen, farblosen Sporen. 
Zur Untergattung Aspergillus i. e. S, gehort: 
1. A. flavus (DE BArY!). "Ebenfalls mit einfachen Sterigmen auf der kugeligen Endan- 
schwellung der Conidientrüger. Sporenmassen schón goldgelb, gelbgrün oder brüunlich. Conidien 
kugelig, 5 —7 Mikr. dick mit feinwarzigem Epispor. Bildet knollenfórmige, schwarze, auf der Schnitt- 
fläche rôthlich-gelbe ca. 0,7 Millim. messende Sclerotien. Auf faulenden Pflanzentheilen nicht 
gerade häufig. 
Zur Untergattung Sterigmatocystis gehôren: 
I. A. niger VAN TIEGHEM 2), Conidienträger bis über 1 Millim. hoch, mit schwarzbraunem 
Köpfchen und kugeligen, 3,5—4,5 Mikr. messenden, mit warzigem, violettbraunem Epispor ver- 
sehenen Conidien. Bildet kugelige, knollentórmige bis cylindrische, braungelbe, oder rothbrüun- 
liche 0,5— 1,5 Mill. messende Sclerotien. Auf faulenden organischen Substanzen hier und da. 
2. À. ochraceus WILHELM.  Conidientrüger relativ mächtig, mitunter bis r Decim. hoch, 
mit stark verdickter, warziger, gelblicher Membran. Sporenmassen ochergelb, sich spüter verfürbend 
Conidien kugelig bis ellipsoidisch, 3,5— 5 Mikr. dick, mit feinwarzigem, gelblichen oder farblosen 
Epispor. Sclerotien rundlich, etwa 0,5 Mikr. dick, braungelb. Auf Brod gefunden. 
3. A. nidulans FEIDAM. Von EipAM, der ihn auf Hummelnestern fand, näher untersucht. 
Die Conidientrüger (Fig. 142,1) sind relativ klein (0,2— 0,8 Millim hoch) und schwellen am Ende 
minder bedeutend auf als bei anderen Arten. Von der Anschwellung entspringen kleine Basidien 
mit 2—4 Sterigmen, die lange Ketten von etwa 3 Mikr. dicken Sporen abschnüren (Fig. 142,2). 
In Masse zeigt die Conidienfructification anfangs weisslich graue, dann grüne, spáter schmutzig-grüne 
Farbe. Die Fruchtkórper sind nestartig in eine cigenthümliche Hülle eingebettet (Fig. 142, 4), welche 
zahlreiche, im Vergleich zu den Mycelfüden stark blasig aufgetriebene Enden zeigen, die ihre 
Wandung mehr und mehr verdicken. Im Wege der Präparation lässt sie sich in vorgeschritteneren 
Stadien von dem Fruchtkórper abtrennen, der ein kleines, schwarzes Kügelchen von 0,2— 0,3 Millim. 
darstellt. Die blasige Hülle entsteht nach E., indem an zahlreichen Stellen des ülteren Mycels 
durch Sprossung feine Hyphen auftreten, die plasmareich sind, sich vielfach verzweigen und mit 
dem Mycel und unter einander anastomosiren. 
Sie bilden ein dichtes Hyphengeflecht, dessen Endsprosse schliesslich blasenfórmig auf- 
schwellen und ihre Membran verdicken. 
In jedem solchen blasigen Hyphenknüuel entsteht nun die Anlage des Fruchtkórpers in 
winziger Kleinheit. Sie besteht aus einem kurz bleibenden keuligen und einem sich schraubig. 
um denselben schmiegenden, am Ende sich lappig aussackenden Mycelast. Letzterer septirt sich, 
treibt Verzweigungen, welche eine pseudoparenchymatische Rindenschicht bilden, die sich bald 
gelb fürbt und dabei ein- bis zweischichtig bleibt. Die Vorgünge im Innern des so veranlagten 
jungen Fruchtkórpers sind schwierig zu entziffern. Bei Druck auf einen weiter entwickelten 
Zustand tritt der farblose Kern aus der gesprengten Rinde in Form eines durchaus gleichartigen 
zarten Geflechts verzweigter, stellenweis aufgeschwollener Hyphen auf. Es fürbt sich eigenthüm- 
licher Weise sammt der Rindenschicht auf Ammoniak- oder Kalizusatz himmelblau: durch darauf 
folgende Ansáuerung roth. Bei weiterer Ausbildung tritt in der Fruchtwand ein purpurrother 
Farbstoff auf, den schliesslich auch die Ascosporen zeigen. Augenscheinlich macht der Frucht- 
kórper einen kurzen Ruhezustand durch und bildet dann erst, wührend gleichzeitig die blasige 
Hülle eintrocknet, sein Inneres zu Asken aus. Dasselbe besteht aus Schnitten aus dünneren 
  
') Von manchen Medicinern unpassend als A. /favescegs bezeichnet. 
2) Ann. sc, nat. V. Sér. Bd. VIII, pag. 240. 
      
  
  
  
  
  
    
  
  
   
   
  
   
   
    
  
    
    
    
    
   
     
   
    
    
   
   
     
    
   
    
    
   
    
   
    
  
   
	        
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