Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
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Abschnitt VI. Systematik und Entwickelungsgeschichte. 719 
als Seitenzweige der ascogenen Hyphen feine, dünne Fáüden entwickelt, die zwischen das sterile 
Gewebe eindringen und dieses zur Auflósung bringen. Die so gewonnenen Nährstoffe führen 
die feinen Fäden den ascogenen Hyphen zu. Schliesslich schreitet der erwähnte Auflösung- 
process soweit vor, dass nur noch die peripherische Rinde übrig bleibt, während das Innere 
endlich ganz von den Sporenmassen ausgefüllt erscheint. — Zu wesentlich anderen Resultaten 
sind die entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen ZuKAL’s (Entwickelungsgeschichtliche Unter- 
suchungen l. c.) gekommen, sowohl bezüglich der Entstehung des Sclerotiums, als der ascogenen 
Füden, die nach ihm nicht von einem, sondern mehreren Initialorganen aus entstehen, 
Nach der physiologischen Seite hin ist JP. glaucuwm gleichfalls vielfach Gegenstand der 
Untersuchung gewesen, und zwar hat man es kennen gelernt als Mannitbildner (s. pag. 395), 
als Oxalsäurebildner (s. pag. 454), als Erzeuger von Farbstoffen (nach meinen Unter- 
suchungen bildet es einen gelben, wasserlóslichen Farbstoff, ein gelbbraunes Harz und ein gelbes 
Fett) sowie von Invertin (pag. 448) und von einem andern, peptonisirenden Ferment und 
durch JóNssoN's Untersuchungen (l. c) als Producent schwefelhaltiger Oelkórper im Innern seiner 
Zellen. Betreffs seines Verhaltens zur Temperatur vergl pag. 471. 
Familie 3. Tuberaceen Vrrranin:. — Trüffelartige Pilze. 
Sie leben fast sämmtlich unterirdisch und stehen dann zu den Wurzeln ge- 
wisser Laubhólzer (Eiche, Rosskastanie, Hainbuche, Rothbuche, Haselnuss etc.) 
oder Nadelhólzer (Kiefer) in nüherer, entweder, was noch nicht sicher entschieden, 
parasitischer oder symbiotischer Beziehung. Ihre derbfleischigen, meist nesterartig 
zusammengeháuften Früchte sind im Vergleich zu denen der übrigen Perisporiaceen 
máchtig entwickelt, knollenfórmig (Fig. 144), daher gewissen, gleichfalls unterirdisch 
lebenden Bauchpilzen (Hymenogaster, Scleroderma etc.) habituell sehr ühnlich, in 
der Jugend rings von dem spiter verschwindenden Mycel eingehüllt und mit ihm 
zusammenhängend. Die Wandung der Perithecien stellt ein michtiges, pseudo- 
parenchymatisches Gewebe dar, das entweder gleichartig oder in 2 bis mehrere 
Schichten differencirt erscheint, mit glatter, warziger oder runzeliger Oberfläche ver- 
sehen ist und in den áusseren Lagen verdickte gebráunte bis geschwürzte Membranen 
aufweist. Bei gewissen Vertretern ist das Fruchtinnere gekammert (Fig. 144), und das 
Hymenium kleidet die Kammern aus. Bezüglich der Entstehungsweise der Schlauch- 
frucht fehlen noch Untersuchungen, da man die Schlauchsporen noch nicht zur 
Keimung bringen konnte. Conidienbildung ist für keinen Vertreter bekannt. 
Literatur: ViTTADINI, Monographie der Tuberaceen. Mediolani 1831. — TULASNE, 
fungi hypogaei, Paris 1851. — Derselbe, Recherches sur l'organisation des Onygena. Ann. sc. 
nat. 3. Sér. t. I (1844). — REEss, M., Sitzungsber. d. physik. Societ. Erlangen 1880 (Elaphomyces) 
— Berichte d. deutsch. bot. Gesch. 1885. — Rkkss u. FiscH, Untersuchungen über Bau und 
Lebensgeschichte der Hirschtriiffel, Elaphomyces. Bibl. botan. Heft 7 (1887). — BOUDIER, Du 
parasitisme probable de quelques espèces du genre Elaphomyces et de la recherche de ces 
Tuberacées. BULL soc. bot. de France t. 23 (1876). — HOFMEISTER, Ueber die Entwickelung 
der Sporen des Tuber aestivum. Jahresb. f. wiss. Bot. II, 378. — DE Bary, Morphol. pag. 209. 
— CHATIN, La Truffe, Paris 1869. — PLANCHON, La truffe, Paris 1875. — BossEDON, Manuel 
du trufficulteur. Périgueux 1887. — FERRY DE LA BELLONE, La Truffe, Paris 1888. — MATTIROLO 
Sul parasitismo dei tartufi, Malpighia I (1887). — SoLms-LAUBACH, Penicilliopsis clavariaeformis. 
Ann. d. jardin bot. d. Buitenzorg VI. 
Gattung 1. Tuber MicHELL ’Trüftel. 
Ihre Schlauchfriichtebilden grosse, knollenférmige Kórper mitdünner oder dicker, 
einfacher, warziger oder glatter Wandung, von welcher dicke Geweplatten entspringen 
(Fig. 145 c), die in das Innere der Frucht hineinragen und so angeordnet sind, dass 
viele enge, luftführende, gewundene und verzweigte Kammern entstehen (Fig. 144). 
     
   
    
    
   
   
   
   
   
  
   
   
    
   
    
     
   
  
   
   
    
      
   
  
  
  
  
    
   
   
   
    
   
   
   
  
   
  
   
	        
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