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Abschnitt VI. Systematik und Ent wickelungsgeschichte. 721
frucht lassen sich 3 Theile unterscheiden: die mit Warzen oder Stacheln bedeckte
äussere Fruchtwand (Rinde FZ7adinis) die innere Fruchtwand und der
Kern. Letzterer wird von einem spinnwebeartigen Geflecht durchzogen (was
an Gastromyceten erinnert und daher auch als Capillitium bezeichnet wurde) und
enthält ein- bis achtsporige kugelige oder ellipsoidische Schláuche. Die Sporen
sind kugelig, mit dicker, aus Stábchen bestehender Aussenhaut und dünner Innen-
haut versehen. Nach Rxxss (l. c.), der Æ. variegatus und Æ. granulatus eingehend
studirte, entstehen die nesterartig in den Kieferwäldern sich findenden Frucht-
kôrper durch Verknäuelung von Mycelsprossen, deren allererste Anlage man aller-
dings noch nicht gesehen. Die kleinen, etwa kugeligen Knäuel sind nach aussen
von einer Mycelhülle umgeben. Anfangs locker, wird die Verflechtung der Hyphen
mit zunehmender Grösse des Körpers dichter, sodass die luftführenden Inter-
cellularlücken verschwinden. Im Innern der Frucht macht sich nun bald eine
Differenzirung in eine centrale hyaline Masse und einen gelblichen, peripherischen
Theil bemerklich, welcher Letzere sehr bald parenchymatisch wird, wihrend die
Centralmasse als Fadengewirr erkennbar bleibt. Jene äussere Schicht wird zur
àusseren Fruchtwand, wáührend der centrale Theil sich differenzirt in die
innere Fruchtwand und den K ern. Letzterer verfärbt sich später ins Röth-
liche bis Róthlich-Violette und diese Fürbung geht auch auf die innersten Lagen
der inneren Fruchtwand über. Durch Vergrósserung ihrer Elemente folgt die
áussere Fruchtwand dem Wachsthum der inneren Fruchtwand und des Kernes,
die Zellen der erstgenannten wachsen überdies an zahlreichen Punkten zu kleinen
kegelfórmigen Zellcomplexen aus, den Warzen der Fruchthülle. In jedem Kegel
bildet sich eine langgestreckte Gruppe stark sclerotischer Zellen mit gelbgefärbten
Wänden aus, die verholzt sind (s. pag. 371.) Bei Æ. granulatus sind die Warzen
flach, bei Æ. variegatus zu ziemlich grossen, stachelartigen Gebilden entwickelt.
Dem fortschreitenden Wachsthum der Fruchtwand kann der Kern schliesslich
nicht mehr folgen. Es entstehen infolge dessen Lücken in ihm, die sich zu
grossen Hohlräumen erweitern. Während dieses Vorganges nehmen die Fäden
des Kernes eine mehr und mehr dunkelbraune Farbe an, werden dünner und
dünner, schnurren zusammen und bilden schliesslich ein trockenes, fädiges Netz-
werk, das obengenannte Capillitium. Nach Rxzss entstehen nun die Asci an
mehr oder minder langen Hyphen, welche von der der inneren Fruchtwand aufliegen-
den Hyphenschicht ausgehen und schieben sich zwischen die lockere Masse des
Inneren hinein. Durch Behandlung mit Jod heben sie sich scharf gegen die
Capillitiumfasern ab. An den genannten Fäden entstehen nun kurzgliedrige, dicke
Seitenzweige, diese verästeln sich ihrerseits und so kommen Nester von asco-
genen Fäden zustande, die als zartfleischrothe Klumpen von Stecknadelkopf-
bis Bohnengrósse erscheinen und die Capillitiumfäden zur Seite drángen, resp.
deren Massen zu Platten oder kammerbildenden Scheidewänden zusammenpressen.
An diesen in sich zusammengeknäuelten plasmareichen, ascogenen Fäden entstehen
die Asci als Enden oder Seitenzweige und werden eigenthümlicher Weise erst
sehr spüt gegen dieselben durch Querwánde abgegrenzt. Die Zahl der Sporen-
anlagen wechselt zwischen 8 und 2. Doch abortiren dieselben häufig, sodass
nur r—5 Sporen zur Ausbildung kommen.
Zur Verbreitung der Sporen dient das Wild, welches die Hirschtrüffel im Boden wittert und
zu allen Jahreszeiten begierig aufscharrt und verzehrt. Selbst wenn die Sporen durch den Ver-
dauungskanal solcher Thiere gegangen waren, vermochte man sie nicht zur Keimung zu bringen.
— Die Hirschtrüffeln fallen auch vielfach pilzlichen Parasiten anheim, welche zu den Cordyceps-
Arten (s. Hypocreaceen) gehóren.