Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
738 Die Pilze. 
eines einzigen Hyphenzweiges bestehen, die grösseren dagegen durch Verflechtung mehrerer 
gleichartiger, stark verdickter Hyphenzweige herv orgehen, Das Resultat des weiteren Wachsthums 
sowohl der grossen wie der kleinen Knótchen ist ein flaches, rundliches Hyphengewebe, aus 
dessen oberer Seite zahlreiche kugelige Ausstülpungen hervorwachsen, die sich mit dichtem 
Plasma füllen und zum grossen Theile zu keuligen Schläuchen heranwachsen, während ein 
kleiner Theil seine Kugelgestalt beibehält und zu dickwandigen Gemmen wird. Die Para- 
physen scheinen auch hier von einem anderen Hyphensystem zu entspringen, als die Asci. 
Letztere enthalten 8 mit Netzsculptur versehene Sporen, 
Gattung 2. Zyronema 'TULASNE. 
Die Schlauchfrüchte sind hier ebenfalls noch ziemlich primitiv gebaut, gymno- 
carp und ohne Hülle um die Schlauchschicht. Die Asci nehmen ihren Ursprung 
an den Enden von Hyphen, welche von grossen bauchigen Ascogonen entspringen. 
Conidien resp. Gemmen fehlen. 
P. confluens 'TULASNET) ein kleiner, auf feuchtem Meilerboden der Wilder 
nicht seltener Pilz mit nur 1—3 Millim. im Durchmesser haltenden rosenrothen, 
scheiben oder linsenfórmigen, meist geselligen und unter einander verwachsenden 
Schlauchfrüchtchen, ist durch ne BAnv?2), TuLASNE und KIHMANN?) entwickelungs- 
geschichtlich näher untersucht worden. Die Anlage der Schlauchfrucht entsteht 
nach K. in folgender Weise: Von dem Mycel erheben sich gewöhnlich zwei be- 
nachbarte Aeste, die sich septiren und mit ihren kurzen Verzweigungen vielfach 
durcheinander schieben, ein kleines Büschelchen (Fig. 157, III, IV) bildend. Eine 
Anzahl der Endäste bildet sich zu gerundeten steril bleibenden Zellen aus, eine 
andere wird zu stark bauchigen Carpogonen (Fig. 157, IITcIV c), die übrigen schwellen 
bloss keulig an (Fig. 157 IV d). Haben die Ascogone eine gewisse Grôsse erreicht, 
so treibt ein jedes am Scheitel eine Aussackung (Fig. 157, V a, VI a), welche mit 
einer der Keulen fusionirt (ein Vorgang, den DE BARY und KIHLMANN als sexuellen 
ansehen und das Ascogon mithin als weibliches Organ, die Keule als Antheridium 
auffassen). Bevor die Fusion eingetreten, so grenzt sich das Ascogon durch eine 
Querwand gegen den tragenden Faden ab, das Ascogon schwillt stárker auf und 
treibt an seiner Oberfläche sich verzweigende und septirende Aussackungen, welche 
zu ascogenen Hyphen werden. (Fig. 157, VIII 4). Gleichzeitig oder schon früher be- 
ginnt in den unterhalb der Ascogone und Keulen befindlichen Zellen ein Her- 
vorsprossen sich verästelnder Hyphen (Fig. 157, VI 7), welche die Ascogone und die 
Keulen einhüllen und weiter durch Verflechtung das Receptaculum, die subhy- 
meniale Region und an ihren Enden die Paraphysen bilden. (Fig. 157, VID). 
Die an den ascogenen Fäden entspringenden Schläuche schieben sich nun 
zwischen die Paraphysen ein. Schliesslich gehen die Ascogone und auch die 
lange plasmareich bleibenden Keulen zu Grunde, sodass die Frucht auf dem 
Längschnitt wie in Fig. 157, Il erscheint. 
Gattung 3. Ascobolus PERSOON. 
Die sehr zahlreichen Arten dieser Gattung reprüsentiren fast sámmtlich Mist- 
bewohner. Ihre stets ungestielten, im ausgebildeten Zustande becher- oder kreisel-, 
auch scheibenfórmig erscheinenden Schlauchfrüchte (Fig. 59, V) sind. anfangs an- 
giocarp. In den an der Spitze sich mit einem Deckel oder durch Zerreissung 
óffnenden Schlauche kommen 8, 16, 32, 64 oder 128 Sporen zur Ausbildung, die 
1) Selecta fungorum Carpologia III, pag. 197. 
2) Ueber die Fruchtentwickelung der Ascomyceten, pag. IT. — Morphologia, pag. 225. 
3) Zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. Acta Soc. Scient. Fenniae t. 13. 1883.
	        
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