Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

       
     
  
  
    
    
   
    
    
   
    
  
  
  
  
   
   
   
   
    
   
    
  
   
     
  
  
   
    
   
   
   
    
   
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Abschnitt VI. Systematik und Entwickelungsgeschichte. 751 
Hautkrankheiten erzeugende Oidien. 
6. Oidium Schonleinii. Favuspilz. 
= Achorion Schinleinii REMAR = A. Schinleinii GRAWITZ. 
— Favuspilz 1 (und J ?) QUINCKE's. 
Verursacht den Kopf- oder Wabengrind (Favus vulgaris), der namentlich 
an der behaarten Kopfhaut (besonders von Kindern) ab und zu aber auch an 
unbehaarten Stellen des Körpers oder gar in der Nagelsubstanz vorkommt und 
im letzteren Falle als Onychomycosis favosa bezeichnet wird. Die Krankheit ist 
leicht erkennbar an der Entstehung schwefelgelber, schild-, linsen- oder schüssel- 
formiger Schildchen (scutula) auf der Haut, durch deren Vereinigung sich Borken 
bilden. In diesen Bildunger findet man Mycelfáden und Conidien des Pilzes in 
reichlichster Menge. Die Entwickelung der zur Schildchenbildung führenden 
Mycelien geht von je einem Haar aus, dessen Balg, Schaft und Zwiebel von den 
Pilzfáden durchwuchert und abgetódtet werden. 
Rein gezüchtet und näher untersucht ward das in Rede stehende Oidium von 
Grawirzl) und H. QuiNckE.?) Zur Reingewinnung mischt man von der Unter- 
seite der Scutula mit geglühten Instrumenten entnommene Partikelchen mit Nähr- 
gelatine und giesst diese in bekannter Weise auf Objektträger aus. Auf der 
schrägen Fläche von Peptonagar im Reagirglas bei 30—35° gezüchtet, entwickelt 
der Pilz zunächst in den oberflächlichen Schichten des Substrats flache weissliche 
Mycelien, auf denen sich später im Centrum ein weisses zartflaumiges Luftmycel 
bildet, an welchem die Conidienbildung in Oidium-artiger Weise (vergl. Fig. 81, 
81,111 IV und pag. 616) erfolgt. Sie wird so reichlich, dass das Centrum staubig 
erscheint und buckelartig über das Niveau des faltig werdenden Mycels hervor- 
ragt. Hin und wieder kommen auch abnorme, stark bauchige Endglieder der 
Myceläste vor. Auch auf Mistdecoctgelatine, Blutserum, gekochten Kartoffeln u. s. w. 
wächst der Pilz. 
Von physiologischen Eigenschaften sind bekannt: Vermögen die Gelatine 
zu peptonisiren, Bildung eines Farbstoffs an den Mycelien, die schliesslich schwefel- 
gelb werden, sowie eines alkalisch reagirenden Stoffes in den Substraten, Empfind- 
lichkeit gegen Säure des Substrats, Bevorzugung höherer Temperatur. Gegen 
Sauerstoffabschluss ist der Pilz minder empfindlich, als die nächste Art. 
GRAWITZ hat gelungene Infectionsversuche mit Reinmaterial am Menschen 
gemacht; doch zeigte sich, dass der Pilz nicht auf der Haut jedes Individuums 
haftet, woraus sich QUINCKE’s negative Versuche erklären. Vergl. noch pag. 527. 
7. Oidium Quinckeanum Zorr. Pilz des »Favus herpeticus.< 
= a — Favuspilz QUINCKE's. 
Er ruft nach H. QuiNckE's*) eine Krankheit behaarter wie unbehaarter Haut- 
stellen des Menschen hervor, die nach ihren Symptomen sozusagen die Mitte 
hált zwischen Glatzflechte (ZZerpes fonsurans) und Wabengrind (Favus vulgaris). 
An den afficirten Stellen entstehen meist von den Haarbálgen ausgehend herpes- 
artige, gerôthete und abschuppende Stellen von etwa Pfennig- bis Thalergrósse 
und darüber, die unter Umständen am Rande stärkere Röthung und Schwellung 
der Cutis, sowie bläschenförmige Abhebung der Epidermis zeigen. Um je einen 
D) Beitráge zur systemat. Bot. der pflanzlichen Parasiten. VIRCH. Arch. Bd. 70. 1875. Ueber 
die Parasiten des Soors, Favus und Herpes tonsurans. Das. Bd. 103, 1886. 
2) Ueber Favuspilze. Archiv. für exper. Path. und Pharm. Bd. 22, 1887. 
3) Ueber Favuspilze. Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmak. Bd. 22 (1887), pag. 62.
	        
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