754 Die Pilze.
einer Schraubel (Fig. 22, III a—c) oder einer Wickel, mitunter auch in einer
Weise, wo Beides combinirt ist. — Die Zellwände der Conidien besitzen oliven-
grüne bis braune Färbung, die auch der ganzen Conidienmasse des Mycels
eigen ist und an Cladosporium und Hormodendron erinnert. S. bifurcum, das
namentlich auf altem trocknen Laube und Kräuterstengeln das ganze Jahr hindurch
haufig ist, gehört wahrscheinlich einem Ascomyceten an. Wenigstens ist es mir
gelungen, an Mycelien, die von der Conidie aus in Pflaumendecoct auf dem. Objekt-
träger erzogen waren, winzige braune Sclerotien von etwa Mohnsamengrósse zu
erziehen, wenn es mir auch nicht gelang, sie zur Auskeimung zu bewegen).
Eigenthümlich ist, dass das Sclerotien treibende Mycel sehr lang wird und von
Objekttrágern lang herunter wáchst. Bezüglich des Entwickelungsganges, der dem
Typus I (vergl. pag. 289) angehórt, sei auf die Hauptphasen in Fig. r3, I—III
verwiesen.
12. Stachybotrys atra CORDA.
Sehr gemein auf altem feuchten Schreib- und Fliesspapier, sowie an alten
Tapeten und Pflanzenstengeln, auf solchen Substraten unscheinbare, schwirzliche
Ueberziige bildend. Charakteristisch sind die in Fig. 27 dargestellten Conidien-
stinde. Es entsteht zunächst ein einfacher, septirter Conidienträger, dessen ter-
minale Zelle zur birnförmigen Basidie wird (Fig. 27, I); unterhalb derselben ent-
steht eine zweite, noch etwas tiefer eine dritte u. s. w. Basidie (Fig. 27, II—IV,
Reihenfolge nach den Buchstaben). Meist drängen sich die Basidien köpfchen-
oder doldenähnlich zusammen. Jede von ihnen schnürt mehrere ellipsoidische
braune, mit Oeltropfen und Wärzchensculptur versehene Conidien ab, die sich
zu rundlichen Häufchen ansammeln und mit einander förmlich verkleben können
(Fig. 27, VII). Gewöhnlich verzweigen sich die Conidienträger mehr oder minder
reich und zwar nach dem sympodialen Typus, Schraubel- oder Wickelformen
mit häufigen Uebergängen Beider bildend. (Fig. 27, V—VII; 28, IV).
Auf besseren Substraten, z. B. Nähragar, gedeiht der Pilz ungleich üppiger,
mächtige häutige bis knorpelige Mycelmassen bildend von tief braun-
rother, purpurbrauner bis violettbrauner Farbe. Gleichzeitig fárbt sich das Sub-
strat von der Oberfläche nach der Tiefe zu in rothen bis rothbraunen Tönen.
Nach meinen Untersuchungen enthält die Pilzmasse 3 verschiedene gefärbte Sub-
stanzen: eine rothbraune Harzsäure, einen gelben bis gelbbraunen,
wasserlóslichen, amorphen Farbstoff und ein gelbliches bis bráun-
liches Fett. Die Harzsáure sowohl wie der wasserlósliche Farbstoff kommen
an den Mycelien zur Ausscheidung und letztere wird von dem Wasser des
Substrats aufgenommen.
13. Arthrobotrys oligospora FRESENIUS”).
Ueberall gemein auf Excrementen der Pflanzenfresser, feuchter misthaltiger
Erde, Schlamm, feuchtem Holze und sonstigen Pflanzentheilen, auch auf Friichten
und Kartoffeln hin und wieder beobachtet. Biologisch ist dieser Pilz durch
Folgendes merkwürdig: An den Mycelien entstehen eigenthümliche Schlingen-
oder Oesenbildungen (Fig. ro, IV V), deren Eigenschaften bereits pag. 287 er-
órtert wurden. Wächst nun der Saprophyt auf Substraten, in denen Nematoden
(Anguillula) vorkommen, z. B. auf Pferdemist, so gehen die Thierchen in
1) Die kleinen Becherchen, die ich früher auf ihnen erhielt, gehören nicht diesem Pilze,
sondern einem Parasiten an,
2) Beiträge zur Mycologie. Frankf. 1850 —63, pag. 18.
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