Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

100 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
glaubt für Skandinavien den Nachweis erbringen zu können, dass das Niveau des 
Landes während der Diluvialzeit durch Gletscherthätigkeit um 80 Meter erniedrigt 
worden sel. 
Die grösste Bedeutung hat die Frage nach der Möglichkeit und dem Maasse 
der Gletschererosion für die Deutung der Entstehung der zahlreichen Seebecken, 
welche eine unverkennbare Eigenthümlichkeit vieler alter Gletschergebiete dar- 
stellen. Es sei hier nur an die Seebecken der südlichen Alpen, an den Seen- 
reichthum Süd-Bayerns, an die Binnenseen von Skandinavien erinnert. Es ist 
unzweifelhaft, dass eine ursächliche Beziehung zwischen dieser Seebildung und der 
Gletscherausbreitung besteht. Aber während die einen Forscher dieselben als 
das ausschliessliche Werk der Gletschererosion ansehen, glauben andere im 
Gegentheile, dass dieselben schon vor der Gletscherausdehnung vorhanden ge- 
wesen und nur durch deren Eisbedeckung conservirt, d. h. nicht durch spätere 
Sedimente wieder ausgefüllt worden seien. Zahlreich sind die Untersuchungen 
und Schriften in beiden, einander diametral gegentiberstehenden Richtungen.!) 
Der Umstand, dass in der That diese Seen íast übereinstimmend als Erosions- 
bildungen aufgefasst werden, und dass, wie PENK dieses für die alpinen, süd- 
deutschen Seen wahrscheinlich gemacht bat, dieselben erst wührend der letzten 
Vergletscherung ihrer Gebiete entstanden sind, lässt allerdings ihre Entstehung 
durch glaciale Erosion trotz mancher entgegenstehender Bedenken durchaus an- 
nehmbar erscheinen. 
Was.aber für die Binnenseen gilt, das hat auch Gültigkeit für die Fjorde, es 
sind dieses eben nur die litoralen Erscheinungen der Glacialerosionsgebiete. Sie 
sind gleichwobl nicht ausschliessliche Producte glacialer Wirkungen. Vor der 
Vergletscherung schuf das rinnende Wasser die Thäler und das Eis erodirte 
diese Thiler zu tiefen Becken weiter, die uns heute als die Fjordtiefen ent- 
gegentreten.?) 
Aber wie auch im Verlaufe der weiteren Entwicklung der glacialen Geologie 
sich die Lósung dieser Fragen in dem einen oder anderen Sinne gestalten móge, 
das scheint eine unbestreitbare 'Thatsache zu sein, dass das gesellige Auftreten 
solcher tiefen Seebecken und der fjordartigen Thäler in einem engen Connex 
steht mit der ehemaligen Gletscherverbreitung und dass daher auch diese als 
eines der Anzeichen einer früheren Gletscherentfaltung in einem Gebiete ange- 
sehen werden kónnen. In ihnen zeigt sich der bodengestaltende Einfluss der 
Gletscher jedenfalls in ganz besonders ausdrucksvoller Weise. 
Alle diese Erscheinungen in ihrer Gesammtheit bilden also das Glacial- 
phänomen und so vielgestaltig sie auch sind, so sind sie doch grósstentheils so 
charakteristisch, dass daraus eine ungemein ausgedehnte Gletscherentfaltung in 
einer früheren geologischen Epoche mit grosser Sicherheit hergeleitet werden 
kann. 
Heutzutage sind die Gletscher fast nur auf die Hochgebirge der heissen und 
gemüássigten Zonen beschränkt mit einziger Ausnahme der polaren Gletscher, 
welche als eine zusammenhängende Eisdecke (Inlandseis) sich über die arktischen 
Landmassen ausdehnen und überall bis zum Meere hinabsteigen und hier in 
schwimmende Eisschollen und Eisberge sich auflósen. 
Die hohen Gebirgsketten des centralen Asiens, der Himalaya und der 
1) Eine Zusammenstellung der einschlägigen Literatur giebt PENK 1. c. pag. 370 ff. 
7) PENK, 1. c. pag. 430. 
       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
    
  
  
   
     
  
  
   
   
   
  
  
    
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