Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

102 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
diese ihren Ursprung nahmen. Eine einstige, gänzliche Uebereisung wurde für 
viele Länder zur Gewissheit und in Grönland lernte man dann ein Gebiet 
kennen, das noch heutigen Tages unter solcher Eisbedeckung verborgen ist. 
Nur ein Gebiet, in welchem das Phänomen der erratischen Blöcke in ganz 
besonders ausgezeichneter Weise entwickelt ist, das weite Gebiet der nord- 
europäischen Ebene, wurde zunächst von den. Glacialgeologen anders gedeutet. 
Man nahm an, die Ausstreuung der zahlreichen erratischen Blöcke, die man un- 
zweifelhaft als nordischen, skandinavischen Ursprungs zu erkennen vermochte, 
über diese Länder hin, sei durch schwimmende Eisberge geschehen, die sich 
von den Gletschermassen der nordischen Länder losgelöst hätten, mit Felsen- 
trümmern beladen südwärts gestrandet wären und hierbei auch die Felsschliffe am 
Strande zu erzeugen vermocht hätten. Diese Theorie, welche man die Drift- 
theorie nannte, behielt für die Glacialerscheinungen der nordeuropäischen Ebene 
noch Giltigkeit, nachdem man längst von der einstigen Vergletscherung aller 
europäischen Bergländer überzeugt war. 
Aber die Drifttheorie wurde vornehmlich durch das vergleichende Studium 
der Erscheinungen in der norddeutschen Tiefebene mit denen in Skandinavien, 
dessen einstige gänzliche Ueberdeckung mit Gletschern nun unzweifelhaft fest- 
stand, dennoch als unzureichend erkannt. Auch auf dem einstigen klassischen 
Gebiete der Drifttheorie fanden sich überall, selbst bis in die Gebirgszüge hinein, 
dieselben auf unmittelbare Gletscherthätigkeit zurückzuführenden Er- 
scheinungen, wie sie in Skandinavien und Schottland vorlagen. Nirgendwo liess 
sich, von diesen Lindern vorschreitend, die Stelle erkennen, wo die Grenze 
zwischen Gletscher und Eisbergsdrift gezogen werden konnte. Von den Hoch- 
làndern ausgehend setzen sich die Gletscherspuren überall ununterbrochen bis 
in die Ebenen hinein fort. In dem weitverbreiteten norddeutschen Geschiebelehm 
wurden alle Charaktere einer echten Grundmoráne wiedergefunden und die mit 
ihm auftretenden geschichteten Ablagerungen fanden überall ihre Deutung als An- 
schwemmungen der Gletscherbüche. So trat an Stelle der Drifttheorie die 
Gletschertheorie. Die Annahme fand mehr und mehr Begründung, dass von 
den skandinavischen Gebirgen ausgehend, eine Entwicklung mächtiger Gletscher 
stattgefunden habe, welche fast bis zu der Mitte von Deutschland südwärts vor- 
zudringen vermochte. 
Von Skandinavien aus erstreckte sich dieses Meer von Gletschereis bis 
tief nach Russland hinein, bis in das Flussgebiet des schwarzen Meeres, es 
schob sich über die Ostsee hinweg bis nach Schlesien, Sachsen, den Harz hinein, 
griff über die Nordsee und erstreckte sich nach Grossbritannien hinüber, um 
sich hier mit dem vom schottischen Centrum ausstrahlenden Gletschersysteme zu 
vereinigen. Ueberall über dieses Gebiet hin wurden die Erscheinungen in voll- 
kommener Uebereinstimmung mit denen alter alpiner Gletscherdistricte gefunden 
und erklärt. 
So war es denn eine natürliche Folge dieser Erkenntniss, dass nun auch für 
Süddeutschland eine einstige ausgedehnte Gletscherbedeckung, die aber vom 
alpinen Centrum ausging, nachgewiesen wurde. 
Auch dort wurden die Grundmoränen dieser Eisströme in weiter Verbreitung 
erkannt. Sie tragen denselben Charakter wie der norddeutsche Geschiebelehm 
und die gleichen Bildungen in Schottland (boulderclay) und Skandinavien; sie 
treten mit ganz áhnlichen geschichteten Gebilden auf, wie jene. ZrirTEL erkannte 
zuerst die ungemeine Aehnlichkeit der Bodenbeschaffenheit der bayrischen Hoch- 
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