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Glimmer. 105
Halbkugel betrüchtlich lànger von der Sonne beschienen, als die andere, so
müssen noch weit gróssere Temperaturdifferenzen zwischen den beiden Halb-
kugeln entstehen, als wir sie heutigen Tages bei geringer augenblicklicher
Excentricitát wahrnehmen. Die Meere der einen Halbkugel werden vorwiegend
kalt, die der andern vorwiegend warm sein. Die erstere hat dann ein kaltes,
maritimes Klima. Es gewáhrt reichliche Niederschläge und niedrige Temperatur,
die Existenzbedingungen der Gletscher, ist demnach der Gletscherentfaltung in
ausgedehntem Maasse günstig und kann für die eine Halbkugel zu einer wahren
Eiszeit führen.
Nach abermaligem Verlaufe der Periode treten dieselben Verhältnisse für die
andere Halbkugel ein.
Wenn also hierin auch die periodische Wiederkehr bestimmter Aenderungen
in den Klimaten eine Erklärung findet, so ist damit doch noch nicht nothwendig,
dass jedesmal aus der entsprechenden Kälteperiode auch eine gleichgrosse Eis-
entwicklung hervorgehen müsse. Dazu bedarf es dann auch des vollkommenen
Zusammenwirkens aller der Factoren theils meteorologischer, theils orographischer
Art, welche zur Zeit der letzten glacialen Entwicklung zusammentrafen. Ob das
aber gerade so wiederum der Fall sein wird und sein kann, das ist eine andere
Frage. Und so móchte der Ausspruch von PENkK? Giltügkeit haben, dass wenn
auch die Ursache periodisch wiederkehrt, darum das Glacialphánomen doch
nicht in regelmässigen Intervallen aufzutreten braucht. )
Literatur: AGaAssi, L., Untersuchungen über die Gletscher. Solothurn 1841, u. Systeme
glaciaire. 1847. BERENDT, G., Gletscher oder Drifttheorie in Norddeutschland. Zeitschr. der
deutsch. geol. Ges. 1879. XXXI., pag. 1. CHARPENTIER, J. DE, Essai sur les glaciers et le
terrain erratique du Bassin du Rhone. Lausanne 1841. CREDNER, H., Geologie Abschnitt, III.
Cap. IL. und verschiedene Aufsütze in der Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1879—81. CROLL,
JAMES, Climate and Time in their geological relations. London 1875. DEsor, E., Le paysage
morainique, son origine glaciaire etc. 1875. DOLLFUSS-AUSSET, Materiaux pour l'étude des glaciers.
IV Bde. Paris 1864. GEIKIE, JAMES, The great Ice Age. London 1874. 2. Aufl. 1877. u.
Prehistoric Europe 1881. HEER, O., Die Urwelt der Schweiz. Zürich 1865. 2. Ausgabe 1879.
HELLAND, A., Ueber die glacialen Bildungen der nordeuropäischen Ebene. Zeitschr. d. deutsch.
geolog. Ges. XXXI. 63. LAPPARENT, A. DE, Geologie. Paris 1882. Cap. V. Action de glace.
PENK, A., Die Vergletscherung der deutschen Alpen, ihre Ursachen, periodische Wiederkehr u.
ihr Einfluss auf die Bodengestaltung. Gekronte Preisschrift. Leipzig 1882. REecLus, E., La
terre I. RUTIMEVER, L., Pliocin u. Eisperiode auf beiden Seiten der Alpen. Basel 1875.
STOPPANI, A., Corso di Geologia; Milano 1871. Cap. XII u. XIII. Bd. I. TYNDALL, The glaciers
of the Alps, London 1857. VENETZ, Memoire sur l'extension des anciens glaciers. Denkschrift
d. schweiz. Ges. für Naturwiss. XVIII. i801. Ausserdem zahlreiche zerstreute Abhandlungen.
Glimmer
von
Professor Dr. Kenngott.
Mit dem Namen Glimmer, entlehnt von glimmern, glànzen, auf starken
Glanz hinweisend, wurden verschiedene Minerale benannt, welche anfangs nicht
scharf als Arten von einander getrennt wurden, nach und nach eine nicht un-
bedeutende Zahl von Species unterscheiden lessen, welche als mannigfach zu-
sammengesetzte Silicate nach ihrem Aeusseren sich leicht in eine Gruppe
1% lic. pag. 452.