132 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
eine der ältesten bekannten Fossilformen. Sie ist schwer zu deuten, man hat sie
als Hydroiden-Stöcke betrachtet, aber auch wohl für Bryozoen, ja selbst für
Algen genommen. O/dAamia antiqua FoRBESs aus den cambrischen Schiefern von
Wicklow (Irland) stellt einen zweizeilig gebauten Stock mit hin und hergeknickter
Achse dar. Aus den Einknickungen knospen — abwechselnd zur rechten und zur
linken Seite — fücherfórmig angeordnete Gruppen von zahlreichen geraden Zweigen
hervor Diese Zweige scheinen biegsam gewesen zu sein und waren also wohl
hornartig (chitinos). Sie sind ein oder mehrmals gegabelt. Ueber diese dürftig
erhaltenen Reste aus einer der ältesten fossilführenden Schichten lässt sich nur
wenig mit Bestimmtheit sagen. Wahrscheinlich sind es Ueberbleibsel chitinoser
Hydroiden-Stócke.: Sie finden sich in cambrischen Schiefern in grossen Mengen
beisammen.
Infusorien
von
Dr. Friedrich Rolle.
Die Infusorien oder Aufgussthierchen, Zz/4soria, gehóren zu den niedersten
Anfangsformen der Thierwelt und schliessen sich den Moneren und Amóben
noch nahe an, besitzen aber.charakteristische Hautgebilde — eine áussere Mem-
bran mit Wimpern oder Borsten. Ihre Entstehung mag ebenfalls schon den
ültesten Epochen der Schópfung angehóren. E. HàckEL sieht in ihnen die hypo-
thetische Hauptwurzel der Würmer, Anneliden u. s. w.
Ihre Individuen bewohnen in zahllosen Mengen das Süsswasser, namentlich
wo faulende organische Substanzen reichliche Nahrung bieten, aber auch das
Meer. Ihre Keime treiben sich — zusammen mit denen anderer mikroskopischer
Organismen, z. B. Algen und Rotatorien — staubfórmig in der Atmospháre umher.
Hierher gehören — nach Ausscheidung von mancherlei von älteren Mi-
kroskopikern, namentlich auch noch von EHRENBERG hierher gezählten kleinsten
Formen des organischen Lebens — in erster Linie noch die Wimper-Infu-
sorien, Zzfusoria ciliaía. Sie sind mit zahlreichen Wimpern oder Cihen ver.
sehen, die unaufhórlich in schwingender Bewegung sind. Mittelst des Wimper-
kleides bewegen sie sich meist frei umher. Nur wenige gróssere Arten sind dem
blossen Auge sichtbar, die Mehrzahl aber mikroskopisch klein. Alle Ciliaten
sind weich und zerfliesslich, daher zur fossilen Erhaltung nicht geeignet.
Den Ciliaten nahe verwandt sind die bewimperten Geisselschwärmer,
Cilioflagellata. Sie führen einen langen beweglichen peitschenfórmigen Anhang,
die Geissel, /age//um, und ausserdem noch einen Kranz von kurzen Haaren oder
Wimpern.
Zu diesen Cilioflagellaten gehören namentlich die mit einer erhärteten
Aussenmembran oder einer Kieselschale versehenen Peridinien, welche sowohl
im Süsswasser als im Meereswasser vorkommen. "Von diesen kennt man auch
fossile Reste, aber nur unter sehr eigenthümlichen Erhaltungsbedingungen. Bei
der Gattung Peridinium ist der Kieselpanzer regelmässig und rundlich. Eine Art
Peridinium monas var., führt EHRENBERG schon aus der Steinkohlenformation auf
und zwar aus einem schwarzen Hornsteine (Lydit) von Potschappel bei Dresden.
Es sind braune runde Kórperchen, welche die quere Wimperfurche der Peri-
dinien erkennen lassen und der in der Ostsee lebenden Art Peridinium monas
sehr ühnlich sind. Peridinien fand EHRENBERG auch in einem Hornsteine des
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