Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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haben stets zwei Fliigelpaare und diese sind meist glashell, die vorderen sind 
aber zuweilen lederartig geworden. Cicaden sollen schon im oberen Jura vor- 
kommen. Mehrere Gattungen, Cicada, Tettigonia u. a. kennt man aus tertiáren 
Schichten. 
Die ungleichflügeligen oder eigentlichen Hemipteren, Heteroptera begreifen 
die theils das Festland, theils das Süsswasser, aber auch das Meer bewohnenden 
Wanzen. Sie haben — wo nicht durch parasitische Lebensweise eine Ver- 
kümmerung eingetreten ist — vier Flügel. Die Vorderflügel sind in der inneren 
Hälfte lederartig, verdickt, in der äusseren Hälfte häutig und dünn oder ganz in 
hornige Flügeldecken umgewandelt, die Hinterflügel immer häutig. Wanzen 
kennt man fossil im Lias und in jüngeren Ablagerungen. Der untere Lias der 
Schambelen (Aargau) hat Reste von drei Arten von Baumwanzen gelietert. Eine 
Wasserwanze, Nepa primordialis, fand sich im oberen Jura von Solenhofen. 
Die Ordnung der Zweiflügler oder Fliegen, Diptera, begreift Insecten 
mit stechenden Mundorganen und vollkommener Verwandlung, /nsecta pungentia 
metabola. Bei ihnen sind von dem ursprünglich doppelten Flügelpaar nur noch 
die Vorderflügel übrig geblieben. Die Hinterflügel sind der Rückbildung ver- 
fallen. Die Schwingkólbchen vertreten ihre Stelle; es sind verkümmerte Hinter- 
flügel. Die Dipteren schliessen sich am náchsten den gleichflügeligen, z. Th. 
zweifliigeligen Hemipteren (Homoptera) an und sind aller Wahrscheinlichkeit nach 
aus solchen hervorgegangen. Die Hinterflügel sind dabei verkümmert, die Meta- 
morphose aber ist vollkommen geworden. Reste von Dipteren finden sich zuerst, 
aber noch spärlich in jurassischen Ablagerungen. Von tertiären Gebilden ist be- 
sonders der Bernstein reich an Dipteren. 
Eine — gleich den Käfern — hochausgebildete Ordnung der Insecten — 
sind die Schmetterlinge, Zepidoptera. Das spiralig einrollbare, aus zwei Halb- 
kehlen bestehende Saugrohr, auch Rüssel genannt, zeichnet sie aus. Es sind 
Insecten mit saugenden oder schlürfenden Mundtheilen und vollkommener Ver- 
wandlung, ferner zwei fast gleichartigen Flügelpaaren, die ganz oder zum grossen 
Theile mit kleinen Schuppen bedeckt sind. 
Die nahe Verwandtschaft der Schmetterlinge mit den Schmetterlingsfliegen 
(Phryganidae, Ordn. Neuroptera) macht es wahrscheinlich, dass die Schmetterlinge 
aus phryganeenartigen Netzflüglern hervorgegangen sind. Diese Umgestaltung be- 
ruht auf der Gewöhnung an Blüthennahrung. Die Stammeltern der Schmetter- 
linge haben nach aller Wahrscheinlichkeit schon begonnen, den Honig von Blüthen 
aufzusuchen. Es giebt auch jetzt unter ihnen noch Formen mit unansehnlichen 
Anfängen des Saugrohrs, wie dasselbe bei den die Umbildung von Phryganiden 
in Schmetterlinge vermittelnden Zwischenformen einst beschaffen gewesen sein 
mag. Wann diese Umbildung vor sich ging, ist zur Zeit noch nicht recht er- 
mittelt. Man kennt zwar aus dem oberen Jura schon einige Reste schmetterlings- 
artiger T’hiere, sie sind aber nur unvollständig erhalten und gewähren noch keine 
Sicherheit. Durch sichere Reste vertreten sind die Lepidoptera in mehreren 
tertiären Ablagerungen. 
Jedenfalls ist ein naher Zusammenhang der geologischen Geschichte der 
Schmetterlinge mit der der Dicotyledonen anzunehmen. Schon abgesehen da- 
von, dass die Raupen meist von weichen Blättern leben, sind die Schmetterlinge 
im ausgereiften Zustand in ihrer Nahrung meist von den Blüthenpflanzen und 
zwar hauptsächlich von grossblumigen Dicotyledonen abhängig. Sie leben 
meistens vom Nektar der Blumen, den sie z. Th. mittelst des zu einem langen 
      
    
    
  
  
   
  
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
   
   
   
   
  
  
   
   
    
  
  
   
   
  
   
   
  
  
    
  
  
  
  
  
 
	        
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