Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

148 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
mehrere der oben angeführten Stadien in der Formentwicklung der Korallen- 
inseln nebeneinander vorkommen und dass ein Korallenstock, der von einer 
submarinen Bank aufwärts wächst und bei einer Hebung derselben an die 
Meeresoberfläche kommt, sein Wachsthum unter dem störenden Einflusse der 
Wellenbewegung im Centrum d. i. an seinem Gipfel einstellt und nur an den 
Seiten noch weiter wüchst. So entsteht bei weiterer Hebung ein ringfórmiges 
Korallenriff, und die von DARWIN angenommene Senkung ist dann nicht vorhanden. 
Auch eine wiederholte Auf- und Abwirtsbewegung der Atolle, wie sie spiter 
DARWIN annahm, vermag die SEMPER’schen Beobachtungen nicht zu entkräften. 
Die umfassenden Senkungen, die DARWIN zu seiner Theorie annahm, scheinen 
zudem thatsächlich nicht stattgefunden zu haben; sie sind wenigstens nicht sicher 
zu erweisen. 
Auch die Mächtigkeit der Korallenbildungen der Jetztzeit ist zu gering, 
sie mit der Senkungshypothese in Einklang bringen zu können. Denn nach 
dieser müsste die Mächtigkeit dem ganzen Betrage der Senkung entsprechen. 
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Die grosse Höhe mancher Koralleninseln, die z. B. in der Inselgruppe der 
Bermudas bis zu 79 Meter beträgt, ist ebenfalls mit der Danwiw'schen Theorie 
schwer vereinbar. Alles, was im Meere lebt und kalkige oder kieselige Skelette 
bildet, hat nach Rein Baumaterial zu diesen Inseln geliefert. Alle möglichen 
Seethiere: Echinodermen, Seeigel, Muscheln und Polythalamien betheiligen sich 
an der allmählichen Erhöhung des Seegrundes, auf welchem dann die riffe- 
bauenden Korallen fussen. 
Ueberall wo unterseeische Berge oder Plateaus und Sedimentbünke sich 
finden, werden dieselben also von den Korallenbauten überzogen; wo solche 
submarine Rücken oder Bänke in grosser Menge vorhanden sind, werden auch 
dichte Gruppen von Koralleninseln entstehen: dort, wo aber grosse Meerestiefen 
sich finden, war auch die Möglichkeit zur Bildung solcher Inseln nicht gegeben. 
Westwärts von Amerika liegt darum ein ganz inselarmes Meeresgebiet, während 
auf dem langgestreckten, gipfelreichen Rücken in der Mitte und im Westen der 
Südsee die langen Reihen der Koralleninseln sich aufbauten. 
Ganz besonders.zeigt sich z. B. im rothen Meere, wo eine leichte Hebung 
des Seebodens wahrscheinlicher ist, als eine Senkung, dass die dortigen 
Korallenbauten einfach dadurch entstanden sind, dass sie die Oberfläche sub- 
mariner Rücken überzogen. 
Dass sonach auch vulkanische Kegel auf dem Meeresboden die Ansatzpunkte 
für Korallenbauten sein können, erscheint kaum zweifelhaft. 
Ueberhaupt sind in der Gegenwart die Korallenriffe am verbreitetsten in der 
Südsee. Von den Palau-Inseln und Karolinen im Westen zieht sich ihre Reihe 
über die Marshall- und Gilbertinseln und über die zerstreuten Gruppen Central- 
polynesiens zu den niedrigen Inseln im Südosten hinüber. Im Indischen Ocean 
bestehen die Reihen der Laccadiven, Malediven und Chagos aus zahlreichen 
Lagunenriffen. Im atlantischen Ocean erscheinen nur die Bermudas-Inseln. 
B. Erhebungsinseln. 
Erhebungsinseln sind, sofern eine Aufwärtsbewegung einzelner Theile der 
Erdrinde zu ihrer Entstehung die Veranlassung giebt, also auch tektonische 
Inseln. Ob die Erhebung eine wirkliche oder nur eine scheinbare, durch Sinken 
des Meeresniveaus bewirkte ist, das mag dabei auch hier zunächst unentschieden 
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
    
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