Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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Isomorphismus. 157 
zeigen, als isomorph anzusehen sind, steht im Einklange mit der gleichen An- 
zahl der Atome und dem gleichen Verhältnisse 3:4 der Metall- und Sauerstoff- 
atome. Der vermeintliche Isomorphismus aber des Diaspor mit Chrysoberyll 
bei ziemlich entfernt stehenden Winkelgrössen an sich stösst auf den Wider- 
spruch, dass im Diaspor 8 Atome und im Chrysoberyli 7 Atome vorhanden sind, 
dass im Diaspor die elektropositiven Atome zu den Sauerstoffatomen im Verhált- 
niss 1:1 stehen, im Chrysoberyll im Verhältnisse 3:4. Der Widerspruch, den 
Isomorphismus betreffend, hat aber keinen Einfluss auf die Ansicht über die 
chemische Verbindung, dass zwei Wasserstoffatome durch ein Atom Beryllium er- 
setzt werden. können. 
Ebenso verhält es sich mit dem vermeintlichen Isomorphismus des Dioptas 
H,CuO,.SiO, und des Phenakit 2BeO-510,, bei welchen man auch vom 
chemischen Standpunkte aus eine Vertretung von 2 Atomen Wasserstoff durch 
1 Atom Be, neben der Vertretung von. 1 Atom Kupfer durch 1 Atom Beryllium 
annehmen kann. Die Zahl der Atome aber und das gegenseitige Verháltniss ist 
nicht übereinstimmend, wie es für den Aufbau isomorpher Krystalle erforderlich 
erscheint. Durch eine solche Erweiterung der Ansicbt über Isomorphismus wird 
der von MITSCHERLICH ausgesprochene Satz: »Die Krystallform ist bedingt durch 
die Zahl und die Stellung der Elementaratome« aufgehoben, wenn die überein- 
stimmende Zahl nicht mehr erforderlich angesehen wird und dadurch auch die 
übereinstimmende Stellung unmóglich gemacht wird. 
Schliesslich ist auch derjenigen Erweiterung des Isomorphismus zu gedenken, 
durch welche, wie zuerst LAURENT annahm, die Uebereinstimmung des Krystall- 
systems nicht mehr als erforderlich anzusehen sei, sondern nur eine Gleichheit 
oder Annäherung der Winkel erforderlich sei, weshalb ZEHME den Isogonismus 
an Stelle des Isomorphismus zu stellen geneigt ist, welcher über die Schranken 
der Krystallsysteme hinausreicht. Auch C. RAMMELSBERG betrachtet in diesem 
Sinne die Krystallsysteme als künstliche Fächer, welche die Natur in der Viel- 
seitigkeit der Erscheinungen überspringt und welche für den Isomorphismus kein 
Hinderniss bieten. 
Wenn aueh diese Ansicht über die Krystallsysteme nicht allgemein sein kann, 
weil gerade die Vielseitigkeit der Erscheinungen dazu geführt hat, sie aufzustellen 
und bei keiner Species Uebergánge aus einem System in ein anderes beobachtet 
worden sind, so erscheint doch die Erweiterung des Isomorphismus über die 
Grenzen der Krystallsysteme in gewisser Beziehung begründet. Wir finden ohne 
Rücksicht auf den Isomorphismus, dass die Gestalten irgend einer Species in 
ihren Combinationen des für sie angenommenen Systems eine gewisse Aehnlich- 
keit mit Gestalten eines anderen Systems zeigen und in dieser Beziehung zeigt 
sich dann auch ein gewisser Isomorphismus, welcher durch die analoge Zusammen- 
setzung unterstützt wird. Solche Fälle rechtfertigen dann auch die oben erwähnte 
Benennung Homöomorphismus, insofern eine Aehnlichkeit der Gestaltsverhältnisse 
eintritt, welche bisweilen bei Krystallen verschiedener Krystallsysteme noch näher 
liegt als bei isomorphen Species desselben Krystallsystems. Wenn man nun bei 
letzteren den Ausdruck isomorph als allgemeinen gebraucht, so kann man auch 
von Isomorphismus bei Krystallen verschiedener Krystallsysteme sprechen, wenn 
die Gestalten und die Verhältnisse der Elementaratome dies gestatten. 
So sind z. B. die klinorhombischen Krystalle des Orthoklas K,Al,O, - Si, O4 9 
in ihren Winkelverhältnissen nahestehend den anorthischen Krystallen des Albit 
Na,A1,0,.S1,0,, und die analoge Zusammensetzung rechtfertigt dann auch die 
  
      
     
   
    
   
   
  
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
   
  
   
  
   
   
  
   
  
   
   
  
   
  
   
  
  
   
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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