Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Vom Stonesfield-slate an ist im Jura-System wieder eine grosse Lücke der 
Säugethier-Fauna bis zu der fluviomarinen Purbeck-Zone, die dann aber wiederum 
eine reichliche Zahl von bezühnten Sàáugethier- Unterkiefern geliefert hat. Die 
Fundstátte ist eine nur wenige Zoll mächtige Lage. Die Mittelregion der Purbek- 
Zone eröffnet mit einer Schieferthon-Schichte mit Resten von Zostera. Darüber 
folgen abwechselnde Brackwasser- und Meeres-Absätze. Aus dieser mittleren 
Purbeck-Zone stammen die Säugethier-Funde. 
Spalacotherium tricuspidens OWEN zeigt einen Unterkiefer mit Zähnen von 
insectivorem Charakter, ähnlich wie Amphitherium. 
Triconodon mordax OwEN ebenfalls aus dem Purbeck-Kalk ist schon mehr 
von zoophager Art, schliesst sich im Uebrigen näher an Phascolotherium an. 
Noch weiter weicht Plagiaulax Becklesi Farc. ab. Man kennt den Unter- 
kiefer mit 6 Backenzähnen (2 Molaren und 4 Prämolaren), davor steht ein 
mächtig entwickelter (falscher) Eckzahn. Dies Gebiss ist entschieden carnivorer 
Art und deutet auf ein fleischfressendes Beutelthier, ähnlich dem heute in 
Australien lebenden Wombat. (Phascolomys). 
Reste eines kleinen Beuthelthieres, Dryolestes montanus MarsH, hat auch 
der obere Jura (estuary deposits) der Rocky mountains in Nord-Amerika geliefert. 
Der auf den ersten Anschein seltsame Umstand, dass von den Beutelthieren 
der Trias und des Jura nur Unterkiefer mit Zähnen gefunden wurden, entspricht 
offenbar nur gelegentlichen, an sich unerheblichen Erhaltungsbedingungen. Der 
Unterkiefer ist ein verhältnissmässig fester Knochen und löst sich von einer im 
Wasser schwimmenden und verwesenden Thierleiche leicht ab. Er gelangt für 
sich, wihrend der Cadaver weiter treiben mag, auf den Grund der Gewässer 
und wird hier von Schlammabsätzen eingeschlossen. So erklärt es sich schon 
zur Genüge, dass vom Dromatherium des Keupers an bis zur Purbeck-Zone hin- 
auf — von verhältnissmässig einer grossen Anzahl von Beutelthier-Arten — bis 
jetzt blos Unterkiefer gefunden wurden und alle übrigen Körpertheile derselben 
uns verborgen geblieben sind. 
Noch ist HACKEL's Vermuthung zu erwähnen, ein Theil der aus Keuper 
und Jura bekannt gewordenen Süugethiergebisse kónnten auch von bezahnten 
Monotremen-Formen herrühren und von diesen erst die Marsupialien sich ab- 
gezweigt haben. 
Kiese 
von 
Professor Dr. Kenngott. 
Wie bereits im Artikel »Glanze« pag. 67 bemerkt wurde, sind die Kiese als 
eine besondere Gruppe metallisch aussehender Minerale neben den Glanzen 
unterschieden worden, welche entweder Schwefelverbindungen gewisser Metalle 
darstellen, oder denen analoge Verbindungen des Arsen und Antimon mit diesen 
Metallen angereiht wurden, insofern sie in gewissen allgemeinen, die Kiese 
charakterisirenden Eigenschaften übereinstimmen. Die Kiese wurden auch ähn- 
lich den Glanzen nach einer wichtigen Species, dem Pyrit FeS, Pyrite oder 
Pyritoide genannt. Die Kiese zeigen ausser weissen, grauen bis schwarzen 
Farben gelbe, braune und rothe, sie sind spröde bis wenig milde und haben die 
Härte gewöhnlich über 3,5 bis 6,0, in seltenen Fällen auch darüber und die 
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