Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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auch, dass die Calamiten-Vegetation in der carbonischen Epoche lebhaften Antheil 
an der Bildung der Kohlenlager nahm, namentlich wenn — wie man annimmt — 
ein Rhizom zahlreiche rasch aufschiessende und bald wieder absterbende Schäfte 
emportrieb. 
Im Rothliegenden erscheint ihre Háufigkeit stark verringert. Hier schliesst 
das Zeitalter der ausgedehnten Morast-Bildungen und mit ihm erlóschen die 
Calamiten. In der Trias fehlen sie schon. Was man hier für Calamiten nahm, 
sind Steinkerne aus dem centralen Luftkanal von Equisetiten. Die Calamiten 
waren vermuthlich Sumpfgewáüchse und verloren sich daher mit den ausgedehnten 
Morastbildungen, die wáhrend der Zeit der Steinkohlenformation und des Roth- 
liegenden mit mehr oder minder vorwaltender Sigillarien-Vegetation die Ebenen 
des Festlandes überwucherten. An der Zusammensetzung mancher Steinkohlen- 
Flótze nehmen sie wesentlichen Antheil. 
Man kennt zahlreiche Arten, namentlich in der Steinkohlen-Formation, auch 
noch einige im Rothliegenden. Man unterscheidet sie in Ermangelung besserer 
Merkmale gemeiniglich nach dem Verhiltniss der Dicke und Linge der Inter- 
nodien, der Breite von Làngsrippen und Furchen u. s. w. Für das Rothliegende 
ist Calamites gigas BROGN. bezeichnend; diese Art fehlt noch in der Steinkohlen- 
formation. 
Ein ganz anderes Arbeitsfeld, welches auch entsprechend andere Ergebnisse 
gebracht hat, ist die mikroskopische Untersuchung von Diinnschliffen verkieselter 
Stammstücke von Calamophyten. 
Im Vordergrund steht die durch UwcEm's Untersuchungen 1841 bekannter 
gewordene CorrA'sche Gattung Calamitea (Calamodendron BROGN.). Sie stützt 
sich auf verkieselte Stammstücke aus dem Rothliegenden von Sachsen. 
Sie zeigen an der àusseren Flüche eine calamitenartige Lángsstreifung, die 
übrigens nicht zu genauerer Bestimmung genügt und auch nur der Holzoberfláche 
entspricht. Erhalten ist nur der Holzkórper und ein Theil des Markkórpers, 
diese aber auch zu mikroskopischer Untersuchung trefflich geeignet. Wie der 
Rindenkórper beschaffen war, weiss man nicht. Das Holz bildet eine radial ge- 
baute, der Jahresringe ermangelnde Róhre von Holzgewebe mit gestreiften Ge- 
füssen, spindelfórmig gestreckten Prosenchym-Zellen oder Holzfasern und paren- 
chymatischen Markstrahlen. Es zeigt ansehnliche Dicke. Diese Holzróhre be- 
steht aus radial gestellten keilfórmigen Gewebeplatten, von denen jede aus zwei 
Elementen besteht.  Gefássplatten wechseln ab mit Prosenchymplatten. Die 
Gefássplatten bestehen aus weiten dünnwandigen Treppengefássen (quergestreiften 
Gefáüssen, vasa scalariformia). Zwischen ihnen verlaufen dünne Markstrahlen von 
mauerartig angeordneten Parenchym-Zellen. Abwechselnd mit diesen Geféss- 
platten erscheinen die Prosenchymplatten. Sie bestehen aus dickwandigen lang- 
gestreckten Prosenchym-Zellen. Auch zwischen ihnen setzen Markstrahlen durch, 
aber sie sind dicker und erscheinen spirlicher. 
Innerhalb dieser aus dickwandigen Holzfasern, dünnwandigen Gefássen und 
dünnwandigen Parenchym-Zellen zusammengesetzten Holzróhre findet sich bei 
Calamitea noch eine parenchymatische Markróhre. Sie besteht aus dünnwandigen 
polygonal gedrückten Parenchym-Zellen und ist gegen aussen mit einem System 
enger in der Lànge verlaufender Luftcanàále versehen. Es sind deren soviel als 
die Holzróhre Gewebe-Platten zählt. Das Innere dieser Markróhre erfüllt bei 
den verkieselten Stàmmen eine Chalcedon-Masse, die man als Andeutung eines 
weiten centralen Luftcanals betrachtet. 
     
   
    
   
   
    
    
  
   
    
    
  
    
   
    
    
   
    
   
    
      
    
   
  
    
     
    
    
    
    
     
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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