Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

272 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
hören der Steinkohlenformation an, besonders der Unterregion, sie sind in der 
mittleren Region schon selten. Man muss Ulodendron von der ebenfalls mit 
zweizeiligem Stamm versehenen Farngattung Megaphytum unterscheiden. Vergl. 
pag. 261.) 
Die Gattung Ænorria STERNB. begreift dicke Stämme, die gegen oben wieder- 
holt sich gabeln. Die Oberfläche bedecken — bei vollständiger Erhaltung der 
ganzen Rinde sammt der Epidermis — langgezogene rhombische Blattpolster. 
Entrindete Stämme, wie sie gewöhnlich vorkommen, tragen an deren Stelle halb- 
eiförmige oder halbkegelförmige, gegen oben zipfelartig vortretende Erhabenheiten, 
die in täuschender Weise das Ansehen kurzer, dicker, -sitzender, ziegelartig 
geordneter Blätter nachahmen, in der That aber subcorticale Gebilde sind, 
welche Blattkissen trugen. Die Deutung dieser eigenthtimlichen Rinden- und 
Blattkissenbildung hat die Botaniker vielfach beschäftigt und manche nahmen 
wirklich die Höcker des Steinkernes für Reste wahrer und vollständiger Blätter 
oder Blattbasen. Ænorria-Arten sind häufig in der Unterregion der Steinkohlen- 
formation, namentlich in den Culmschichten von Schlesien, dem Harz u. a. O. 
Da die Fruchtstánde der Zegzdodendreae oder Lepidostroben meistens von den 
Stimmen getrennt vorkommen, so ist die Zusammengehórigkeit nur in seltenen 
Fällen zu ermitteln. Es ist daher noch nicht zu sagen, ob die nach dem Bau 
von Stamm und Rinde unterschiedenen Gattungen auch in der Fruchtbildung 
entsprechend auseinandergehen, wie dies im Voraus anzunehmen sein möchte. 
Auch unter den Lepidostroben finden sich mannigfache Verschiedenheiten der 
Gestaltung. Es giebt unter Anderem Lepidostroben mit lang gespitzten (gleich- 
sam begrannten) Schuppenenden. 
Eine besondere Klasse des Pflanzenreiches bilden die wáührend der Stein- 
kohlen-Epoche zusammen mit den Lepidodendren michtig entwickelten und 
gleichfalls ansehnliche Stámme darstellenden Sigillarien oder Siegelbáume, 
Sigillarieae nebst den das Wurzelorgan derselben darstellenden Stigmarien. 
Aber wihrend die Lepidodendren in allen wesentlichen Charakteren den heute 
lebenden Lycopodiaceen sich noch mehr oder minder nahe anschliessen, weichen 
die Sigillarien im Bau des keilig-gestrahlten Holzkórpers weiter ab und kommen 
darin schon nahe mit den gymnospermischen Phanerogamen überein. Die 
meisten Palaeophytologen záhlen sie noch zu den Gefáss-Kryptogamen, BRONGNIART 
und GóPPERT betrachten sie bereits als Gymnospermen. 
Die Sigillarien bildeten ansehnliche schlanke cylindrische Stámme, die sich 
aus einem máchtigen strahlig verzweigten Wurzelstock erhoben und einfach unter 
schwacher Verjüngung zu einer Hóhe von 12 bis 20 oder 25 Meter emporstiegen. 
Am Grunde erreichten sie 1 bis 1,5 und 2 Meter Dicke, am Gipfel dichotomirten 
sie einmal oder wiederholt in Aeste und Zweige. Ihre Beblätterung war gleich 
der der Lepidodendren unansehnlich und moos- oder grasähnlich, der Frucht- 
stand vielleicht zapfenartig. 
Von den meisten Sigillarien-Stimmen kennt man wenig mehr als die 
Zeichnung der äussersten mit zahlreichen Blattnarben besetzten Rindenschicht, 
die gewöhnlich für sich allein als dünnes Kohlenhäutchen erhalten ist, während 
das darunter gelegene Rinden-Parenchym zerstört und durch Thon oder anderen 
Schlamm ersetzt erscheint. Diese äusserste von Blattnarben bedeckte Schicht 
der Rinde dürfte also ziemlich fest und zähe gewesen sein. 
Wohlerhaltene noch mit ihrer Kohlenhaut versehene Sigillarien-Stimme be- 
sitzen meist eine ausgeprägte Längszeichnung. Breite parallele, etwas gewölbte 
   
    
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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