278 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
lich wurde von den alten Griechen das Eis »krystallos« genannt und schon zu
Zeiten des Prius der Name crystalus insofern auf die Individuen eines
Minerales, des Quarzes, übertragen, als die Meinung galt, dass die wasserhellen
durchsichtigen Quarzindividuen, die noch heute Bergkrystall genannt werden,
wirklich Eis seien. Durch Verdichtung des Eises bei intensiver Kälte, sagte er,
entsteht der Krystall, den man nur da findet, wo vorzüglich der Winterschnee
erstarrt, denn sicher besteht er aus Eis. Diese eigenthümliche, aus der Aehnlich-
keit des Aussehens hervorgegangene Meinung wurde lange Zeit aufrecht erhalten
und selbst im Anfange des 18. Jahrhunderts bekämpfte noch Jomann HEINRICH
HOTTINGER, Arzt in Ziirich, diese Meinung.
Die bereits von PLINIUS bemerkte bestimmte geometrische Gestaltung der
Quarzindividuen war wahrscheinlich die Veranlassung, dass man den Namen
Krystalle auf die Individuen der Minerale überhaupt übertrug und da man auch
nichtmineralische unorganische Stoffe mit solcher selbstständigen individuellen
Gestaltung beobachtete, so nennt man gegenwärtig alle natürlichen unorganischen
Individuen Krystalle. Dass man den Mineralkrystallen, als den natürlichen
Krystallen, die anderen nichtmineralischen Krystalle oft auch als künstliche
Krystalle gegenüberstellte, hat lediglich darin seinen Grund, dass die nicht
mineralischen krystallisirten Stoffe meist durch den Einfluss des Menschen
hervorgehen. Es ist aber der Ausdruck künstliche Krystalle nicht richtig, weil
die selbständige individuelle Gestaltung solcher Stoffe, wie z. B. die Krystalle
des Zuckers, der in Fabriken erzeugten Alaune, Vitriole u. s. w. von den Stoffen
selbst ausgeht, wie bei den Mineralkrystallen, weshalb es richtiger ist, alle
Krystalle solcher Stoffe, welche nicht Minerale sind, nichtmineralische Krystalle
zu nennen.
Alles, was aber die Krystalle ausser dem Unterschied ihres Vorkommens betrifft,
gilt auch für die mineralischen Krystalle, oder es kann Alles, was die mineralischen
Krystalle betrifft, auch abgesehen vom Vorkommen auf die nichtmineralischen
Krystalle übertragen werden. — Wenn nun die wissenschaftliche Erforschung der
Gestalten mineralischer Krystalle zu einer eigenen Disciplin, zur Krystallo-
graphie Veranlassung gab, so ist diese darum nicht ein Theil der Mineralogie,
sondern eine für sich bestehende, aus welcher die Mineralogie das entlehnt,
was für ihre Zwecke nothwendig ist, was auch von den besonderen Zweigen
Krystallonomie (Berechnung der Krystallgestalten) Krystallometrie (Messung
der Krystalle) u. a. gilt. Ja man kónnte der Zoologie und Botanik, als den natur-
wissenschaftlichen Disciplinen, welche die Thiere und Pflanzen behandeln, die
Krystallologie als Disciplin gegenüberstellen, welche alle Krystalle, mineralische
und nichtmineralische umfasst.
Wenn nun hier zunächst von den Krystallen der Minerale die Rede ist, so
sind die Mineralkrystalle als mineralische natürliche unorganische Individuen bei
vollkommener Ausbildung auf bestimmte Weise geometrisch gestaltet und es
werden in dem Artikel »Krystallgestalten« diese Gestalten als geometrische be-
schrieben werden, und da dabei weder auf die die Krystalle bildenden Substanzen,
noch auf den Unterschied des Vorkommens Rücksicht genommen wird, so gelten
diese Angaben über die Krystallgestalten auch für alle nichtmineralischen Krystalle.
Hier soll jedoch noch auf andere Verhältnisse der Krystalle eingegangen werden,
welche bei der Beschreibung der Minerale zu berücksichtigen sind.
Die übergrosse Mehrzahl der Mineralarten weist Krystalle auf, doch können
selbstverständlich die Krystalle nicht in der Weise die Gestalten zeigen, wie sie
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