Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
   
   
   
  
   
   
      
er 
en 
ch 
Die Krystalle. 
in der Krystallographie überhaupt gelehrt werden. Das Studium der Gestalten, 
wie sie die Krystalle zeigen, hat dazu geführt, aus allen Einzelnerscheinungen 
der Gestaltung gewissermaassen ideale oder abstracte Gestalten. in ihrem geo- 
metrischen Zusammenhange zusammen zu stellen, während in der Natur die Ge- 
stalten der Krystalle mehr oder weniger davon entfernt sind. 
Die Krystalle der Minerale, wo immer sie auch in der Erde oder auf ihrer 
Oberfläche oder selbst in der Atmosphäre sich bilden können, sind immer in 
ihrer vollkommenen Ausbildung durch äussere Umstände, durch die Umgebung 
beschränkt und durch diese äusseren Hindernisse müssen die Individuen in ihrer 
Gestaltung gehindert werden, so dass man mit Sicherheit sagen kann, dass keine 
Krystallgestalt so gefunden wird, wie sie in der Krystallographie beschrieben 
wird. Auch unterscheiden sich durch ihre gestaltliche Ausbildung von vornherein 
die Krystale als unorganische natürliche Individuen von den organischen In- 
dividuen dadurch, dass ihre individuelle Bildung noch erkannt werden kann, 
auch wenn das Individuum keine selbststindige Gestaltung zeigt. 
Theoretisch soll jeder einzelne Krystall als vollständig ausgebildetes Indi- 
viduum ringsum von ebenen Flächen begrenzt sein, welche miteinander Kanten 
und Ecken bilden und diese Begrenzungselemente der Gestalt sollten von 
der Art sein, wie sie in der Krystallographie beschrieben werden. Die wirk- 
lichen Krystalle aber zeigen diese theoretischen Gestalten niemals so, sondern 
sie durchlaufen im Allgemeinen eine Reihe von Unvollkommenheiten, welche 
selbst so weit gehen können, dass man alle Begrenzungselemente verändert sieht. 
Darauf hat zunächst die Art des Vorkommens der Krystalle den grössten Ein- 
fluss, indem nämlich sehr häufig bei den Krystallen der Minerale nicht allein 
einzelne Krystalle vorkommen, sondern sehr oft zwei gleiche Individuen der- 
selben Art nach einem bestimmten Gesetz miteinander verwachsen Zwillinge 
bilden (s. Artikel »Zwillingsbildung«) und dass eine derartige regelmässige Ver- 
wachsung auch von drei, vier oder mehr Individuen gleicher Art stattfinden 
kann, ausser Zwillingen Drillinge, Vierlinge u. s. w. gebildet werden. Bei solcher 
Verwachsung der Individuen gleicher Art kann natürlich die theoretische Gestalt 
der einzelnen Individuen nicht vollstándig zur Ausbildung gelangen. Ja es können 
dividuen gleicher Art auf irgend welche Weise zu 
eine grössere Anzahl von In 
aus der Wieder- 
Gruppen verwachsen vorkommen, welche Gruppen z. Th. 
holung der Zwillingsbildung hervorgehen, sonst aber auch ohne solche stattfinden 
kónnen. Durch solche Verwachsung vieler Individuen derselben Art kónnen an 
den Individuen nur einzelne Begrenzungselemente zur Ausbildung gelangen oder 
selbst diese günzlich unsichtbar gemacht werden. 
In zweiter Linie kónnen einzelne Krystalle, Zwillinge, Drilinge u. s. w. oder 
Gruppen von Krystallen eingewachsen oder aufgewachsen vorkommen, in welchem 
letzteren Falle wieder die Ausbildung der Begrenzungselemente, die bestimmte 
theoretische Gestaltung beschränkt wird. Bei dem Vorkommen der Krystalle 
ewachsene wirkt in vielen Fällen die umgebende Mineralmasse, in welcher 
störend auf die Entwickelung der regelrechten 
e bei ihrem Wachsthum von der 
ihre eigenthümliche 
als eing 
die Krystalle eingewachsen sind, 
Gestaltung ein, weil die eingewachsenen Krystal! 
umschliessenden Mineralsubstanz allseitig gehindert werden, 
Gestalt zu bilden. In ähnlicher Weise wird auch die regelrechte Ausbildung 
der eingewachsenen Zwillinge, Drilinge u. s. w. beeinflusst und selbst einge- 
wachsene Gruppen von Krystallen derselben Art zeigen die dadurch bedingte 
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.