Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
Die Krystalle, 281 
dass man dies bei der Beschreibung als eine selbstverständliche Erscheinung be- 
sonders zu benennen braucht. An solche partielle Erscheinung radialer Gruppirung 
anschliessend ist noch zu erwähnen, dass oft nur eine geringere Anzahl von 
Krystallen von einem Punkte aus mit einander verwachsen vorkommen, welche 
Gruppen büschelförmige genannt werden, sowie auch auf einer mehr oder 
minder ebenen Fläche aufliegend aufgewachsene Krystalle radial um einen Punkt 
angeordnet erscheinen, wodurch die sternförmigen Gruppen entstehen. 
Eine zweite Art der Gruppirung ist die axiale, wenn Krystalle um eine als 
Achse der Gruppe gedachte Linie angeordnet sind. Die Bildungsweise solcher 
Gruppen sieht man oft in der Weise mit gleichsam verkörperter Achse, wenn, 
wie z. B. bei Quarz ein prismatischer, also linear ausgedehnter Quarzkrystall 
vorhanden ist, um welchen herum kleinere prismatische Quarzkrystalle auf- 
gewachsen sind, entweder recht- oder schiefwinklig gegen die vorhandene ver- 
körperte Achse gestellt. Auf diese Weise entstehen nach dem allgemeinen Um- 
risse der Gruppe walzenförmige (cylindrische) oder kegelförmige Gruppen, 
welche auch in derselben Anordnung der gruppirten Krystalle vorkommen 
können, ohne dass ein gleichartiger Krystall als Achse der Gruppe sichtbar ist, 
so dass sie wirklich um eine Linie als gedachte Achse herum gruppirt erscheinen. 
An der Oberfläche solcher axialer Gruppen zeigen sich bezüglich der hervor- 
ragenden Krystallenden ähnliche Erscheinungen, wie bei den radialen oder cen- 
trischen Gruppen. Beim Zerschlagen der axialen Gruppen sieht man im Inneren, 
wenn die Gruppe quer gegen die Achse zerschlagen wird, die radiale Anordnung 
um die Achse, dagegen wenn die Gruppe längs der Achse zerschlagen ist, die 
fortlaufende Folge der gleichmässigen Stellung der einzelnen Individuen gegen 
die gemeinschaftliche Achse. 
Ist die Gruppirung um eine Linie, beziehungsweise um einen die Achse 
bildenden Krystall nicht allseitig ringsum vor sich gegangen oder sind die axial 
gruppirten Krystalle auf einer mehr oder weniger ebenen Fliche aufliegend auf- 
gewachsen, so entstehen ástige, baumfórmige oder dendritische Gruppen, 
die durch Wiederholung um so mehr an die zur Benennung gewáhlten Objecte 
erinnern. 
Eine weitere Art der Gruppirung ist die homologe und reihenartige, 
wenn gleichartige Krystalle in annáhernd paralleler Stellung mit einander ver- 
wachsen sind. Im letzteren Falle erscheinen sie im Sinne einer bestimmten 
krystallographischen Flüche oder Linie aufeinander folgend parallel verwachsen 
oder weichen auch in der Lage wenig von einander ab, wie man dies z. B. bei 
Quarz-, Orthoklas-, Epidot-, Turmalin- und Schwefelkrystallen sieht. Eine solche 
homologe Gruppirung kann aber auch in der Art eintreten, dass viele Krystalle 
auf einer mehr oder weniger ebenen Fläche aufgewachsen im Allgemeinen eine 
parallele Anordnung zeigen, wodurch sie auf Gesteinklüften aufgewachsen platten- 
förmige Gruppen bilden, welche gegenüber der Unterlage in frei ausgebildete 
Krystalle endigen. Oder es können gleichartige und gleichgestaltete Krystalle 
wie um eine gemeinschaftliche Achse, welche eine bestimmte krystallographische 
Linie darstellt, angeordnet sein und bilden dadurch Gruppen, welche in ihrem 
allgemeinen Umriss die Gestalt der Einzelkrystalle wiederholen oder selbst eine 
andere krystallographische Gestalt der Art darstellen. Solche Gruppen werden 
oft polysynthetische Krystalle genannt, wie sie z. B. bei Aragonit, Manganit, 
Pyrolusit, Fluorit, Pyromorphit, Hämatit u. a. vorkommen und wenn dabei die 
einzelnen verwachsenen Krystalle von der homologen Stellung etwas abweichen 
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
      
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
	        
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