Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

408 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
und ist in den verschiedenen Meeren und den verschiedenen Stellen desselben 
Meeres verschieden. Am Ufer, wo Süsswasser hinzutritt, pflegt es niedriger zu 
sein, als weit von der Küste entfernt; am hóchsten in dquatorialen Gebieten, 
wo starke Verdunstung einen hóheren Grad der Sättigung bedingt. 
Selbstverständlich kann schon hiernach der Gehalt an Salzen nicht immer 
der Gleiche sein. 
Im Allgemeinen entspricht die Zusam mensetzung des Meerwassers folgen- 
den procentischen Werthen: 
Wasser... = H,O = 06,47 — 96,0 
Chlornatrium — NaCl — 2,701 
MgCl o,36f $5 
Der Rest besteht aus anderen Chlorverbindungen, Sulfaten und Carbonaten ; 
ausserdem finden sich Spuren zahlreicher anderer, auch metallischer Elemente. 
Das Meerwasser enthält immer auch gelôste oder absorbirte atmosphärische Gase, 
besonders Kohlensäure und zwar in bedeutenderer Menge, als dieses die gewôhn- 
lichen Wasser vermögen. BucHANAND), der während der Expedition des Challenger 
hierüber Untersuchungen anstellte, glaubt die gróssere Absorptionsfühigkeit des 
Meerwassers für Kohlensäure auf die Gegenwart der Sulfate zurückführen zu 
kónnen. Der Unterschied im Salzgehalt ist nach obigen Zahlen ziemlich be- 
deutend: Das mittelländische Meer ist stärker gesalzen, als der atlantische Ocean, 
die Ostsee dagegen sehr viel weniger. Das Verhiltniss von Zuflüssen und Ver- 
dunstung ist dabei wesentlich betheiligt. 
Auch die Temperaturen des Meerwassers sind sehr verschieden und 
schwanken nach Tageszeiten, Lage, Klima, Tiefe und vorhandenen Strómungen 
in denselben Gegenden oft sehr erheblich. Gerade die Meerestemperatur ist 
von grossem Einfluss auf die klimatischen Verháitnisse des Festlandes. Die 
neueren Tiefseeforschungen haben ergeben, dass unter einer oberflächlichen 
Wasserschicht, deren Temperatur im Allgemeinen bedingt ist durch die Breite 
. der Lage, eine ungeheure Masse von kaltem Wasser sich befindet. Die Boden- 
temperatur aller oceanischen Becken, welche in unmittelbarer Verbindung mit 
den Polen stehen, ist nur um weniges hóher und in einigen Füllen sogar that- 
Sáchlich niedriger als der Gefrierpunkt des süssen Wassers. Dementsprechend 
findet sich auch eine ganz gleichartige Tiefseefauna überall in den tieferen 
Theilen der Oceane und die Typen der arktischen Regionen kónnen auch in 
den oceanischen Becken am Aequator vorkommen?). 
Diese Verháltnisse deuten schon darauf hin, dass in den tieferen Lagen der 
Oceane eine Bewegung der Wasser von den Polen nach dem Aequator zu statt- 
findet, welche durch eine entgegengesetzt gerichtete Bewegung der oberflüch- 
lichen Wasser compensirt wird. So findet also ein allgemeines Strómen wármerer 
Wasser an der Oberfläche nach den Polen zu statt. 
Ausserdem giebt es aber im Meere auch noch andere bestimmt begrenzte 
Strömungen, die als die eigentlichen Meeresströme bezeichnet werden, so z. B. 
der Golf-Strom. 
Zwei Ansichten über die Ursache dieser Meeresströmungen stehen sich 
gegenüber. 
Nach der einen entsteht die Circulation der Meerwasser lediglich durch die 
!) Proc. Royal. Society. Vol. XXIV, auch GEIKIE, Textbook, pag 
234: 
7) GEIKIE, Textbook, pag. 420. 
      
    
   
   
    
    
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
   
    
   
   
  
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