410 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Einwirkung der fortgeschobenen Gerölle sich mit der in der Geschwindigkeit des
Ansturzes bedingten Kraft vereinigen.
Die erodirende Wirkung der Meereswellen äussert sich deshalb auch in der
Bildung von Uferterrassen, deren Oberfläche in der Zone dieser stärksten Wirkung
gelegen ist.
Wäre diese immer dieselbe, d. h. würden also die Meereswellen immer genau
in derselben Niveaulinie verlaufen, so würde dann natürlich auch nur eine einzige
Uferterrasse entstehen können.
Die Oscillationen aber, denen die Oberfliche der Meere unter den wechseln-
den Anziehungen von Sonne und Mond unterworfen ist, die wir im Allgemeinen
als die Gezeiten zu bezeichnen pflegen, ändern diese Verhältnisse um und ge-
stalten sie weniger einfach. Nicht nur die gewöhnlichen Differenzen in der Fluth-
höhe, wie sie durch tägliche Ebbe und Fluth bedingt werden, kommen hierbei
in Betracht, sondern auch die durch die besonderen Stellungen der wirksamen
Gestirne hervorgerufenen sog. Spring- und Nippfluthen.
Die Hóhe der Gezeiten, hierunter die Differenz der tüglichen Ebbe- und
Fluthhóhe verstanden, ist bekanntlich eine sehr verschiedene an den verschiede-
nen Küsten. Nur in den grossen Meeresbecken kommt die Erscheinung der
Gezeiten überhaupt in voller Wirkung zu Stande und hier beträgt ihre Höhe bis
zu 50—60 Fuss. In isolirten Meeresbecken, besonders solchen, die nicht einmal
direkt mit einem grossen Ocean in Verbindung stehen, zeigen sich die Gezeiten
nur in viel geringerem Maasse oder gar nicht; so beträgt ihre Höhe in der Ost-
see nur wenige Zoll, in der Nordsee bei Helgoland 6 Fuss, im mittelländischen
Meer bei Toulon und Neapel nur etwa tr Fuss.
Hiernach gestaltet sich also auch die Bildung der Uferterrassen durch die
Meereserosion sehr verschieden. Wo keine Ebbe und Fluth, oder nur eine solche
von sehr geringer Amplitude eintritt, da bleibt es bei der Bildung einer einzigen
Uferterrasse. Wo aber die Gezeiten sehr grosse Differenzen aufweisen, da ent-
stehen auch mehrere Uferterrassen, nicht nur entsprechend dem gewöhnlichen
hohen und tiefen Standpunkte des Meeres, sondern auch solche, welche den ge-
nannten aussergewóhnlich hohen Fluthen und tiefen Ebben angehóren. So kónnen
z. B. vier Uferterrassen über einander entstehen, die unterste entspricht der
Stellung der Fluth zur Zeit der tiefsten Aequinoctial-Ebben, darüber folgt die
der gewóhnlichen Ebben, dann die der gewóhnlichen Fluth und endlich zu oberst
die der hohen Aequinoctial-Fluth. Ueber diesen endlich vermag sich noch der
durch ganz aussergewóhnlich hohe Sturmfluthen aufgeschüttete Detritus abzu-
lagern, so dass hiernach fünf verschiedene Fluthmarken in den Zerstórungen der
Meereswellen lings der Küste sichtbar bleiben.
Dass unter der Einwirkung der durch die Gezeiten in verschiedene Hóhen ge-
legten Brandung der Meereswellen vor Allem Steilküsten zerstórt und sehr viel
wirksamer zerstórt werden, als flache Küsten, das zeigt allenthalben die Erfahrung
und scheint auch leicht einzusehen. Da werden dann die vielgestaltigen Formen
der Zerstörung an den Küsten herausgelöst, wie ringsum an den norwegischen
und den westlichen Küsten von Irland, jene Felsenthore, Riesenpfeiler, Säulen,
Kamine u. dergl., die mit ihren phantastischen Gestalten den malerischen Zauber
jener Küsten bedingen. Wie schnell die Zerstörung felsiger Steil-Küsten vorzu-
schreiten vermag, das zeigt das Beispiel der Insel Helgoland. Der heutige Felsen,
nur 6oo Meter breit und 2000 Meter lang, ist nur noch ungefähr der 4. Theil
der Grosse, welche die Insel vor dem 14. Jahrhundert hatte. Von 1793 bis 1848
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