414 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
sich gefolgt sind. Dass von der richtigen Erkenntniss derselben auch das
richtige Verständniss der grossen Schwankungen und Verschiebungen zwischen
Meer und Festland abhängt, wie sie im Verlaufe der Formationsreihe stattfanden,
ist leicht einzusehen. Zu jener Erkenntniss bieten aber natürlich die Erfahrungen
über die heute sich vollziehenden Absitze in den litoralen und Tiefseegebieten
die Grundlage.
Wohl zuerst hat der auch als Geologe hochverdiente Entdecker des Sauer-
stoffs LAVOISIER auf die, Unterschiede der litoralen, unter seichtem Meere voll-
zogenen Ablagerungen und der pelagischen 'oder Tiefseebildungen hingewiesen.
Nach ihm haben ArIEX. BROGNIART und C. Prevost Theorien darüber aufge-
stellt. PnEvosr legte die Erfahrung zu Grunde, dass das vom Festlande aus
in das Meer geschobene Detritusmaterial daselbst unter dem Einflusse der
Wellenbewegung eine Sonderung nach der Grösse des Kornes erfährt. Zunächst
dem Strande bleibt das grobe Gerölle, weiterhinaus der Sand und schliesslich
der feine Schlamm liegen. Noch weiter hinaus, in noch grösseren Tiefen, wo-
hin kein mechanisches Sediment mehr gelangen kann, bilden sich nach PmEvosT
nur die auf chemischem Wege erzeugten Kalkniederschláge. Dies ist freilich nach
den Resultaten der neueren Tiefseeforschung noch zweifelhaft. Die 3 ersten
Zonen bezeichnete PnzvosT als fluviomarine oder litorale, die letztere dagegen
als pelagische Ablagerung. In neuester Zeit hat TH. FucHs die Frage wieder er-
ôrtert!).
Unzweifelhaft ist es, dass die Merkmale einer eigentlichen Tiefseebildung
von zweierlei Art sein müssen, einmal solche, die sich auf die petrographische
Beschaffenheit des Sedimentes und solche, welche sich auf die gleichzeitig darin
begrabene Fauna und Flora beziehen. Ebenso gilt dieses natürlich für die lito-
ralen Ablagerungen.
Die Beantwortung der Frage, bei welcher Tiefe die Tiefseefauna anfange,
ist ebenfalls von den Forschern noch nicht übereinstimmend gegeben.
Wohl mit Recht verlegt man die Grenze zwischen litoraler und pelagischer
Zone an die Stelle, an der für die Lebensbedingungen der Thiere ein durch-
greifender Unterschied sich geltend macht: Das ist die Grenze des Lichtes.
Diese liegt zwischen 4o und 5o Faden Tiefe nach den Berechnungen von SEccur
und POURTALES. In der That gehórt auch nach den Charakteren der Fauna die
Grenze an diese Stelle.
Da das Verhalten des Meerwassers zum Lichte aber wohl zu allen Zeiten
ein ähnliches war wie heute, so kann man auch für die früheren geologischen
Epochen eine ähnliche bathymetrische Vertheilung der Organismen annehmen,
wie man sie in den heutigen Meeren findet.
Wenn aber bei roo Faden Tiefe die Fauna schon einen ausgesprochenen
Tiefseecharakter hat, so kann man auch bei flachfallendem Meeresboden doch
schon in einer Entfernung von à Meilen von der Küste roo Faden Tiefe und
damit Tiefseefauna haben, in 3,5 Meilen Entfernung schon 5oo Faden Tiefe und
damit den Höhepunkt in der Entwicklung der Tiefseefauna. Ablagerungen von
Sand und Gruss, welche noch deutlich den Einfluss der Küstengesteine auf ihre
Beschaffenheit erkennen lassen und in diesem Sinne als litorale zu bezeichnen
wären, kommen in viel grösseren Entfernungen und demnach auch Tiefen vor.
Um die vulkanischen Inseln des grossen Oceans ist der Meerboden mit einem
1) N. Jahrb. f. Min. 1883. IL. Beilage Bd. Heft 3. pag. 487.
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