Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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den Stift ¢ hin berührt und beide Lineale mit ihren schmalen Seiten den beiden 
Senkrechten entsprechen, welche senkrecht auf die Kantenlinie gezogen gedacht 
das Maass des Kantenwinkels bestimmen, wáührend die Breitseiten der beiden 
Lineale senkrecht auf den beiden Krystallflüchen stehen, so zeigt das Ende cf 
des beweglichen Lineals auf dem graduirten Halbkreise das Maass des Kanten- 
winkels an. 
Zu grósserer Bequemlichkeit bei der Handhabung des Instrumentes sind die 
beiden Lineale in ihren Breitseiten durchschnitten, wie aus den Buchstaben gh 
und ik des Lineals gk ersichtlich ist, damit man sie verschieben kann, um die 
Enden gc und dc beliebig zu verkürzen, je nachdem es die Grósse des zu 
messenden Krystalls erfordert. Auch ist meist, um bei der Messung aufgewachsener 
Krystalle nicht durch das Ende s des graduirten Halbkreises gehindert zu sein, 
bei t (90°) der graduirte Halbkreis durchschnitten und mit einem Scharnier ver- 
sehen, damit man die Hälfte st des Halbkreises zurückschlagen kônne und nur 
die Enden der beiden Lineale, g und d frei herausstehen. Nach vorgenommener 
Messung bei stumpfen Winkeln schlägt man dann die Hälfte st vorsichtig wieder 
zurück, um die durch die Linealhälfte cf bestimmte Zahl ablesen zu können. 
Der Halbkreis ist gewöhnlich in 180 ganze Grade getheilt, kann aber auch 
noch halbe Grade haben, was mit der Grösse zusammenhängt, da dieselbe 
immerhin, um das Instrument handlich zu machen, nicht der Graduirung wegen 
erhöht werden kann. Gewöhnlich sind sie so construirt, dass der Durchmesser 
des Halbkreises 9—12 Centimeter beträgt. Grössere sind für den Gebrauch 
unbequem. Man kann demnach die Grösse der gemessenen Winkel bis auf 
Viertelgrade bestimmen, daher diese nicht für die Berechnung der Achsen- 
verhültnisse verwenden. Für die Messung sind selbstverstindlich nur Krystalle 
mit ebenen Flächen zu gebrauchen, doch können auch noch Krystalle mit ge- 
streiften oder rauhen Flächen gemessen werden, wenn die hervorragenden 
Theilchen durchgehend gleich hoch sind und durch ihre Summe die Lage der 
Ebenen bestimmen. 
Trotz aller Hindernisse, welche das Anlegegoniometer einer genauen Be- 
stimmung der Neigungswinkel der Flächen, besonders durch seine nothwendige 
geringe Grösse entgegensetzt, ist es doch ein recht praktisches Instrument, wess- 
halb es auch vielfach benutzt wird, die Nothwendigkeit aber, Messungsresultate 
zu erhalten, welche zu Berechnungen verwendbar sind, führte zu der Erfindung 
von Goniometern, welche die Grösse der Winkel durch die Reflexion des Lichtes 
bestimmen lassen und desshalb Reflexions-Goniometer genannt werden. 
Ein solches wurde von WOoLLASTON (Philos. Transact. 1802, pag. 385 und 1800, 
pag. 253) erfunden, welches bei zweckmässiger Beschaffenheit der Krystalle und 
geschicktem Gebrauche ermöglichte, die Winkel viel genauer zu bestimmen. 
Mannigfache verbesserte Constructionen solcher Instrumente haben es sogar 
möglich gemacht, jetzt die Winkel bis auf Minuten, selbst noch genauer messen 
zu können. 
Diese Goniometer, gegründet auf die Reflexion oder Spiegelung des Lichtes 
von den Krystallflächen und nach der gesteigerten Leistungsfähigkeit môglichst 
genaue Resultate ergebend, beruhen im Wesentlichen darauf, dass die ebenen 
glänzenden Krystallflächen wie Spiegel die Bilder von Gegenständen reflectiren. 
Die Messung vermittelst eines WOLLASTON’schen (Fig. 103) oder eines anderen 
Reflexionsgoniometers beruht nun, wie z. B. C. F. NAUMANN (dessen Lehrbuch der 
reinen und angewandten Krystallographie, Band II, pag. 360) oder N. v. Kox- 
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