Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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Messen der Krystalle. 421 
Hat man nun vor dem Anfange der Operation einen der beiden Nullpunkte 
des graduirten Kreises bei Eintheilung in zweimal 180°, oder den Nullpunkt des 
Kreises bei Eintheilung in 360° auf den Nullpunkt des Nonius eingestellt, so 
wird nach erfolgter Drehung der Nullpunkt des Nonius den Drehungswinkel an- 
zeigen. 
Aus diesen Angaben ersieht man, dass die Winkel sehr genau gemessen 
werden können und dass die Construction solcher Instrumente die angedeutete 
Methode ausführbar macht. Die im verkleinerten Maassstabe gegebene Abbildung 
(Fig. 103) eines WoLLASTON’schen Reflexionsgoniometers in einfachster Form zeigt, 
dass die eben erwähnte kreisförmige Scheibe aa vermittelst der Handhabe v um 
ihre Achse gedreht werden kann und dass der links angebrachte Krystallträger 
gleichfalls gedreht wird. Die Achse ist eine doppelte und die innere, an welcher 
der Krystalltráger befestigt ist, kann vermittelst der Handhabe s gedreht werden, 
ohne dass die Scheibe gedreht wird. Der Krystal wird auf dem Täfelchen c 
befestigt, welches zunächst an dem Stift p befestigt um denselben als Achse ver- 
mittelst der Handhabe u gedreht werden kann. Der halbkreis-fórmige Bogen 
ldf, durch dessen Ende bei p der Stift geht, ist bei d getheilt, damit man dem 
Theile ld verschiedene Stellungen geben könne. Hierdurch kann man den 
Krystall in der erforderlichen Weise einstellen und wenn dies geschehen ist, 
der Nullpunkt des Nonius q wie angegeben wurde mit dem Nullpunkt des gra- 
duirten Kreises zusammenfällt, so dreht man dann vermittelst der Handhabe v 
die Scheibe und den Krystallträger, um den Drehungswinkel zu messen. Die 
Scheibe oder vielmehr der ganze Apparat ist vermittelst der Füsse m und n auf 
der Fussplatte gh so befestigt, dass die Scheibe senkrecht auf der Fussplatte steht. 
Von weiteren Angaben über die Einstellung des Krystalles, das Justiren und 
Centriren, sowie über die Fixirung der Richtung, das Spiegelbild in bestimmter 
Richtung zu sehen, absehend ist nur zu erwähnen, dass im Laufe der Zeit das 
an sich einfache Instrument auf die mannigfaltigste Weise verbessert worden ist. 
Diese Verbesserungen erstrecken sich wesentlich auf den Krystallträger, um die 
Kantenlinie mit der Drehungsachse zusammenfallend zu machen, während andere 
Vorrichtungen dazu dienen, die gleiche Stellung des Spiegelbildes auf beiden 
Flächen und die unveränderliche Stellung des Auges zu ermöglichen. Auch die 
Grösse der Instrumente ist verschieden, zumal durch die Grösse der kreisförmigen 
graduirten Scheibe. die Eintheilung bedingt ist. Der Durchmesser der Scheibe 
wechselt daher etwa von 12 bis zu 20 Centim. 
Wenn somit aus den beiderlei Messungsmethoden und den beiderlei Gonio- 
metern hervorgeht, dass man durch das Reflexionsgoniometer móglichst genaue 
Resultate erlangen kann, das Anlegegoniometer mehr zu oberflächlichen Be- 
stimmungen, zu vorldufiger Orientirung sehr zweckmissig ist, kann noch einer 
Methode gedacht werden, welche zuerst von W. HAIDINGER (Sitzungsberichte der 
math. naturw. Klasse der Wiener Akad. der Wissenschaften Band XIV, pag. 3 
und Band XVII, pag. 187) ausgedacht wurde und kein Goniometer erfordert. 
Dies ist die graphische Methode, welche auch Bestimmungen bis auf} Grad 
wie das Anlegegoniometer ermöglicht, dabei aber auch Krystalle messen lässt, 
welche für jenes Instrument zu klein sind, oder welche gestreifte oder rauhe 
Flächen haben, oder eine geringe Härte haben und durch jenes geschädigt 
werden. Sie ist überhaupt sehr einfach und dabei doch fruchtbringend und 
desshalb sehr zu empfehlen, wenn auch weniger deutlich in Worten allein zu 
schildern. 
     
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
     
 
	        
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