Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
HAIDINGER ging dabei von der Möglichkeit aus, zunächst die Winkel eines 
prismatischen Krystalles oder Modelles dadurch zu messen, dass wenn derselbe 
durch horizontale Basisflàchen begrenzt ist, man ihn mit einer solchen Basis- 
flache unmittelbar auf ein Blatt Papier stellt, dabei ihn der Sicherheit wegen 
mit etwas Wachs auf das Papier befestigt. Nühert man nun mit Vorsicht ein 
gleichseitig rechtwinklig vierseitiges stabfórmiges Lineal einer Prismenseite und 
schiebt es bis an die Krystallfliche, wodurch es genau die Projectionslinie der 
Fläche auf dem Papier angiebt, und zieht mit einem Bleistift längs des Lineals 
eine Linie, so ist diese der Projectionslinie parallel. Auf diese Weise zieht man 
Linien parallel allen Projectionslinien aller prismatischen Flächen und kann 
nun vermittelst eines Transporteurs die Neigungswinkel der gezogenen Linien 
messen. 
Da nun die wenigsten Krystalle sich eignen würden, sie so auf dem Papier 
zu befestigen, dass die Flächen der Zone, deren Winkel man bestimmen will, 
senkrecht gegen die Ebene des Papieres stehen, auch meist die Krystalle zu 
klein wären, um an sie ein Lineal anlegen zu können, so wird der Krystall an 
das eine Ende eines dünnen Wachsstengels befestigt und dieser selbst mit dem 
anderen Ende an eine Ecke einer oblong geschnittenen Platte von Spiegelglas. 
Hált man nun diese Platte, welche etwa 2 Centim. breit und 6 Centim. lang ist, 
gegen ein Fenster, so dass die Platte mit ihrer Breitseite senkrecht gegen das 
Fenster gewendet ist und die langen Kanten parallel den vertikalen Fensterlinien 
gehen, so kann man den frei herausstehenden Krystall vermittelst des biegsamen 
Wachsstengels so stellen, dass die zu messende Kantenzone ihre Kantenlinien 
parallel den horizontalen Fensterlinien zeigt. 
Auf diesem Wege ist die bezügliche Zone senkrecht gegen die Breitseite 
der Glasplatte eingestellt und wenn man die Platte auf ein Blatt Papier legt, so 
steht die Zone senkrecht auf dem Papier und man kann nun mit dem Lineal 
den Projectionslinien der Flächen entsprechend Linien, wie oben angegeben 
wurde, ziehen. Damit sich die Glasplatte nicht verschiebe, drückt man sie mit 
ein wenig Wachs auf das Papier und das Lineal wird nicht bis an die Flächen 
genähert, sondern nur nahe zu, damit man von oben herabsehend noch einen 
schmalen Streif Papier zwischen Lineal und Krystallfliche sieht, wodurch man 
die parallele Lage des Lineals um so besser ersehen kann. Da der Krystall 
vermittelst des Wachsstengels über die Glasplatte hinaus über dem Papier schwebt, 
so kann man so ziemlich die Flächen der Zonen rundum ihrer Lage nach be- 
stimmen. Eine Wiederholung der so auszuführenden Messung ist nütztlich und 
nach Messung einer Zone bestimmt man eine zweite und so fort, und durch 
Uebung erlangt man befriedigende annähernde Resultate. 
Eine andere graphische Methode schlug CASAMAJOR (Amer. Journ. of Scienc. 
etc. 2. Serie, Band 24, pag. 251) und MILLER (POGGEND. Ann. 107, pag 495) vor, 
wobei letzterer einen kleinen Apparat in Anwendung brachte, beide bei ihrer 
Methode die Reflexion des Lichtes benützen. 
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