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Mineralogie, Geologie und Palaeontologie
| selbe lesen kann. Ist ein solches Mineral zugleich farblos, so nennt man es
| wasserhell. Undurchsichtig oder opak ist ein Mineral, welches selbst durch dünne
Splitter oder scharfe Kanten kein Licht durchscheinen lässt. Durchscheinend
| H nennt man ein Mineral, welches nur das Licht durchscheinen lässt, ohne dass
| i man dahinter befindliche Gegenstände in deutlichen Umrissen erkennen kann.
| Zwischen durchscheinend und durchsichtig schaltet man halbdurchsichtig ein, f |
wenn man Gegenstände erkennen, aber nicht ihre Umrisse deutlich sehen kann,
kantendurchscheinend nennt man ein Mineral, wenn nur dünne Splitter oder
scharfe Kanten das Licht durchscheinen lassen.
Verschiedene Abstufungen zeigen sich oft an demselben Stücke in ver-
schiedener Richtung oder an verschiedenen Stellen und bei Platten oder Spaltungs-
lamellen kann man sie beliebig hervorrufen. So kónnen dicke Spaltungsblätter
von Glimmern undurcbsichtig sein und dünne Spaltungsblättchen durchsichtig er-
scheinen. Selbst undurchsichtige Minerale, die nicht kantendurchscheinend sind,
wie metallische, können in ausserordentlich dünnen Bliftchen oder Schichten
Licht durchscheinen lassen, wie z. B. das Blattgold grün durchscheinend ist.
IV. Die Strahlenbrechung und Lichtpolarisation.
Es ist eine bekannte Erscheinung, dass Lichtstrahlen, welche durch einen
Körper hindurchgehen und mit der Oberfläche einen schiefen Winkel bilden, von
ihrer Richtung abgelenkt, gebrochen werden, wesshalb z. B. ein in Wasser schief
hineingehaltener Stab, wenn noch ein Theil herausragt, wie gebrochen erscheint.
Die Brechung der Lichtstrahlen ist nach der Beschaffenheit der Körper, durch
welche sie hindurchgehen, eine verschiedene und kann genau bestimmt werden. d
Bezeichnet man mit e den Einfallswinkel, den Winkel, welchen der Strahl mit (
dem im Einfallspunkte senkrecht auf der Oberfläche errichteten Einfallsloth bildet,
welches man sich in das Medium, in welches der Lichtstrahl aus einem anderen i
Medium kommend eindringt, verlängert denkt, und bezeichnet man mit » den
Brechungswinkel, den Winkel, welchen der gebrochene Strahl mit dem nach unten
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verlängerten Einfallsloth bildet, so ist der Quotient 7 — T für dasselbe brechende
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Medium eine constante Grósse, gleichviel wie gross der schiefe Einfallswinkel ist.
| Der Brechungsquotient (auch Brechungsexponent, Brechungsindex) genannt,
ist immer so aufzufassen, dass er für Licht gilt, welches aus dem leeren Raume
18 in den das Licht brechenden Körper gelangt. Für Luft ist er äusserst klein
} 4 — 1,000294, für Wasser (bei 19°C) = 1,3336, für Steinsalz = 1,5448, für Berg-
d krystall — 1,548, für Diamant — 2,4195. Im Allgemeinen ist #2>1 bei dem
al Uebergang aus einem dünneren in ein dichteres Medium.
Auf. diese Brechung, welche eine interessante physikalische Erscheinung ist,
hat jedoch auch die Krystallisation einen Einfluss, indem nämlich tesserale
Krystalle sich anders verhalten als andere, welche das Licht doppelt brechen, I
d. h. dass durch nicht tesserale Krystalle der Lichtstrahl nicht nur gebrochen
wird, sondern der Strahl in zwei Strahlen getheilt wird, welche in veränderter
Richtung durch den Körper durch gehen.
Diese Doppelbrechung des Lichtes wurde 1669 von Erasmus BARTHOLIN
(Experimenta crystalli islandici disdiaclastici, quibus mira et insolita refractio
detegitur. Havniae 1669) an dem isländischen farblosen Calcit, dem desshalb
Doppelspath genannten entdeckt und diese Entdeckung führte zu den wichtigsten |
Resultaten über den Einfluss der Krystallisation auf die optischen Erscheinungen. }
Legt man ein farbloses (rhomboedrisches) Spaltungsstück dieses Minerals auf
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