Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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Optische Eigenschaften der Minerale. 477 
ein Blatt Papier, auf welches man einen Punkt gemacht oder eine Linie gezogen 
hat oder geschrieben hat, so erscheinen der Punkt, die Linie oder die Schrift 
doppelt. Die durch einen Nadelstich in einem Papierblatt erzeugte helle Oeffnung 
erscheint, durch das Spaltungsstück gesehen, als ein doppeltes Lichtbild. Das 
eintretende Lichtbündel wird also in zwei Strahlen zerlegt. Der eine der beiden 
Strahlen hat den Brechungsquotienten constant, der andere hat einen mit der 
Richtung des einfallenden Strahles wechselnden, weshalb jener der ordentliche 
oder gewöhnliche, der andere der ausserordentliche oder ungewöhnliche ge- 
nannt wird, daher die Unterscheidung beider durch die Buchstaben O und E. 
Die am Doppelspath gefundene und leicht zu beobachtende Doppelbrechung 
zeigt sich allgemein bei allen hexagonalen und quadratischen durchsichtigen 
Krystallen, nur ist noch ein Unterschied gefunden worden, wonach man die 
Doppelbrechung als negative und positive unterscheidet. Ist nàmlich z für O 
grosser als z für E, so ist die Doppelbrechung negativ wie bei Calcit, ist aber 
2 für O kleiner als z für E, so ist sie positiv, wie bei Quarz. 
Schleift man an einem Spaltungsrhomboeder des Doppelspathes die beiden 
Endecken weg, so dass die Schliffflüchen parallel den Basisflächen oR sind, also 
senkrecht zur Hauptachse, so bemerkt man bei senkrechtem Sehen gegen die 
Basisflichen oder parallel der Hauptachse keine Doppelbrechung, bei schiefem 
Hindurchsehen aber zwei Bilder. Hiernach ist also die Richtung der Haupt- 
achse die der einfachen Brechung und man benennt diese eine Richtung die 
optische Achse, und da sich dies bei allen hexagonalen und quadratischen 
Krystallen in gleicher Weise zeigt, so sind sie optisch einachsig und die 
optische Achse entspricht der krystallographischen Hauptachse. 
Krystalle der anderen Systeme, des orthorhombischen, klinorhombischen 
und anorthischen Systems sind auch doppeltbrechende, doch haben sie keinen 
ordentlichen Strahl, sondern beide Strahlen haben variable Brechungsquotienten. 
Ausserdem zeigen sie zwei Richtungen oder Achsen einfacher Brechung und sind 
demnach optisch-zweiachsige Krystalle. Die beiden optischen Achsen schneiden 
sich meist unter schiefen Winkeln und wenn diese beiden Winkel halbirt, diese Hal- 
birungslinien Bisectrix genannt werden, so stehen beide Bisectrix senkrecht auf. 
einander und werden als spitze und stumpfe unterschieden, je nachdem eine Bisec- 
trix den spitzen oder stumpfen Winkel der optischen Achse halbirt. Die Ebene, 
in welcher die beiden optischen Achsen und die beiden Bisectrix legen ist die 
optische Achsenebene und die Normale auf derselben heisst die optische 
Querachse oder die optische Normale. Von allen anderen Verhältnissen der 
Doppelbrechung hier absehend, welche Gegenstand der Physik sind und in be- 
züglchen Werken, wie in ScHRAUF's Lehrbuch der physikalischen Mineralogie, 
P. GnorH's physikalischer Krystallographie, WürrNER's Lehrbuch der Experimen- 
talphysik oder in ausführlichen Lehrbüchern der Mineralogie, wie in NAUMANN- 
ZiRKEL'S Elementen oder G. TSCHERMAK’S Lehrbuch der Mineralogie u. a. m. 
eingehend erörtert werden, ist nur noch anzuführen, dass in den drei genannten 
Systemen die optische Achse und die optische Achsenebene nicht überein- 
stimmende Verhältnisse zeigen. Im orthorhombischen Systeme entspricht die 
optische Achsenebene einem der drei krystallographischen Hauptschnitte und 
die beiden Bisectrix den beiden in einer solchen liegenden krystallographischen 
Achsen, die optische Querachse ist dann die je dritte Krystallachse. Bei den 
klinorhombischen Krystallen entspricht die optische Achsenebene entweder dem 
klinodiagonalen Hauptschnitt und die optische Normale der krystallographischen 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
    
 
	        
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