Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
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Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Orthodiagonale (der Querachse) oder die optische Achsenebene entspricht irgend 
einer Ebene senkrecht auf dem klinodiagonalen Hauptschnitte, also einer Ebene 
in der Querachsenzone. Bei den anorthischen Krystallen ist die optische Achsen- 
ebene irgend eine durch den Mittelpunkt geführte Schnittebene, deren Lage keine 
allgemeine Beziehung zu den Achsenebenen aufstellen lässt, sondern in jedem 
einzelnen Falle durch Versuche gefunden werden muss. 
Die doppelte Strahlenbrechung, welche man am Doppelspath in so ausge- 
zeichneter Weise wahrnehmen kann, lässt sich meist an anderen Mineralen nur 
mit eigenthümlichen Schwierigkeiten wahrnehmen, sie steht dagegen mit der 
Polarisation des Lichtes, welche die Physik lehrt und worüber man in den 
oben angegebenen Schriften, Belehrung finden kann, in innigem Zusammenhange 
und da die Erscheinungen derselben leichter vermittels verschiedener Polarisa- 
tionsapparate bestimmt werden kónnen, so dienen sie wesentlich zur Erkennung 
der Strahlenbrechung, der einfachen und der doppelten und der Unterschiede 
bei der letzteren. Unter der Polarisation des Lichtes versteht man eine eigen- 
thümliche Modification desselben, vermóge welcher eine fernere Reflexions- und 
Transmissionsfáhigkeit nach gewissen Seiten hin theilweise oder ginzlich aufge- 
hoben wird. Das Licht wird nicht nur bei einer bestimmten Reflexion, z. B. an 
Glasplatten in bestimmter Stellung polarisirt, sondern auch bei einer bestimmten 
Art der Brechung; die beiden Strahlen, welche ein doppelt brechender Krystall 
liefert, sind vollständig polarisirt und zwar senkrecht gegeneinander. 
Die Polarisationserscheinungen sind Gegenstand eingehender Studien ge- 
worden und es dienen zur Beobachtung derselben in neuerer Zeit besonders die 
mit zwei sogen. Nicor'schen Prismen versehenen Polarisationsmikroskope, doch 
kann hier wenigstens eines sehr einfachen Apparates gedacht werden, der sogen. 
Turmalinzange, welche von dem franzósischen Physiker Bior (dessen Traité 
de phys. IV, pag. 312) ausgedacht, für einfachere Ermittelung des Zusammen- 
hanges der Doppelbrechung und Polarisation sehr zweckmissige Verwendung 
(Min. 229.) findet. Er fand nämlich, dass zwei gleich dicke, aus einem pris- 
matischen Turmalinkrystall parallel der Hauptachse geschnittene, 
| klare TTurmalinpláttchen in derselben Stellung, wie sie geschnitten 
  
: wurden, aufeinandergelegt klar bleiben, dass aber, wenn man das 
eine Plüttchen um 9o? auf dem anderen liegend herumdreht, wo- 
durch die Hauptachsenrichtungen beider sich senkrecht kreuzen 
(s. Fig. 104, b) und nun durch beide Pláttchen hindurchsieht, da wo 
beide Pláttchen einander decken, eine starke Verdunkelung eintritt. 
In der Turmalinzange (Fig. 104, a) sind nun zwei solche Pláüttchen 
eingesetzt und die elastische aus starkem Metalldraht gefertigte 
Zange gestattet, passende Mineralproben zwischen die beiden Plàátt- 
chen einzuschieben und festzuhalten, damit man sie zwischen den 
drehbaren T'urmalinplüttchen beobachten kann. Legt man zwischen 
die beiden senkrecht gekreuzten Turmalinpláttchen, die man be- 
liebig drehen kann, Mineralplittchen, Spaltungslamellen, selbst 
Splitter, so bleibt, wenn das zu untersuchende Mineral einfach- 
brechend ist, wie die tesseralen und amorphen, der dunkel ge- 
wordene 'Theil der beiden Turmalinpláttchen dunkel oder es ándert 
sich nichts an der Verdunkelung. Ist dagegen die Probe einem doppeltbrechenden 
Minerale angehórig, so wird die Verdunkelung aufgehoben, bei einzelnen kleinen 
Splittern, soweit als sie reichen. Werden aber zwischen die beiden Turmalinplüttchen 
  
  
  
  
Fig. 104. 
    
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