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480 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Apatit, wenn man sie erwärmt, am besten in einem Glasrohre über der Spiritus-
flamme, ohne dass sie glühend werden, oder andere zeigen ein Aufleuchten an
einzelnen Stellen, wenn man sie mit dem Hammer zerschlägt, wie Quarz, Mar-
mor oder Dolomit, wenn man sie heftig zerreisst, wie Glimmerlamellen, wenn
man sie mit einem Messer kratzt, wie gelber Sphalerit von Kapnik, überhaupt
durch Friction oder andere auch durch Einwirkung elektrischer Funken, wie
Diamant und Sapphir.
So interessant und eigenthümlich auch diese Erscheinung ist, so ist sie doch
keine wesentliche Eigenschaft und hat noch keine bestimmte Erklärung gefunden.
Organismen als Vermittler geologischer Bildungen
A. v. Lasaulx.
Organismen, sowohl Pflanzen wie 'lhiere, betheiligen sich an der Umge-
staltung der Erdoberfläche in sehr verschiedener Weise. Dass auch der Mensch
mit seinen Arbeiten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss ausübt, das mag
hier vorab erwähnt sein. Er verlegt zu seinen Zwecken die Flüsse und trocknet
Seen und Meeresbecken aus, grosse Landstrecken macht er urbar und ändert die
Vegetation einer Gegend hierdurch gänzlich um. Bei seinen Zügen über die
Erde verpflanzt er die Organismen und vermischt auf diese Weise die unter ver-
schiedenen Klimaten verschieden gestalteten Floren und Faunen weit auseinander-
liegender Gebiete. Mächtige Schutthalden häuft er auf, Thäler füllt er aus und
greift so ablenkend ein in die Wege, welche die Erosion zur Zerstörung der Erd-
oberfläche eingeschlagen hat. Sogar die klimatischen Bedingungen sucht er durch
künstliche Einwirkung zu ändern. Aber trotzdem ist seine Thätigkeit eine ver-
schwindende und geologisch nur als Augenblicke zu bezeichnende Zeiten reichen
hin, um seine Arbeiten und ihre Folgen wieder vollkommen zu vernichten. Nur
lebend greift er in die Gestaltung der Erdoberfläche ein, mit seinem Absterben
hört auch das geringe Maass geologischer Thätigkeit auf. Bei manchen Thieren
und Pflanzen aber beschränkt sich ihre geologische Wirksamkeit nicht auf die
Zeit ihres Lebens, sondern absterbend und verwesend führen sie oft in weit gross-
artigerem Maassstabe zu geologischen Bildungen.
Lebende Pflanzen und Thiere.
Die 'Thátigkeit der lebenden Pflanzen ist eine zerstórende und eine
schützende. Nichts erleichtert der Verwitterung der Gesteine besser einen schnellen
Fortschritt als die Pflanze. Sie lockert durch die Gewalt ihres Wurzelwachsthums
die Felsen auf, zwángt die losgelósten Brocken auseinander und zertrümmert sie.
Die Tiefen, in welche Wurzeln einzudringen vermógen, sind viel grósser, als man
im Allgemeinen annimmt. Im Lóss von Nebraska sendet die Buffalo-Beere
(Sheperdia argophylla) Wurzeln von 55 Fuss Tiefe aus und die Wurzeln der
Gräser im Löss von Jowa dringen bis zu 25 Fuss in den Boden ein!) Es ist
eine bekannte Thatsache, dass die Laven der Vulkane so lange frisch und un-
verändert bleiben, als nicht die Pflanze, sei es auch nur in der Form kleiner
Flechten, sich auf ihnen ansiedelt. Das ZÆereocaolon vesuvianum ist in dieser
Hinsicht der erste Vorläufer für die Verwitterung der Laven des Aetna und Vesuv.
T) GEIKIE, pag. 454.