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Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
von Kohlenwasserstoffgasen und Kohlensäure in Verbindung mit vulkanischen
Processen nicht von der Hand gewiesen werden.
Der Zusammenhang beider
Arten geologischer Vorgänge ist vielfach ein so augenscheinlicher, dass schon
VoLTA, der berühmte italienische Physiker 1780 die Vulkane überhaupt dadurch
zu erklären versuchte, dass er sie auf die Gasentwickelung in der Tiefe der
Erdrinde abgelagerter ungeheurer Massen organischer
Stoffe zurückführte.
An vielen Gasquellen haben nachweislich verwesende organische Stofte
Theil. So entstehen die sogen. Mud-lumps an den Mündungen der Mississippi-
Pásse. Es sind flachkegelfórmige Aufschüttungen von weichem Thon, von sehr
verschiedener Grósse, die eine kraterfórmige Oeffnung haben, aus welcher
schlammige Wasser mit Gasen (z. Th. brennbar) von Zeit zu Zeit explosionsartig
hervorbrechen.
Die Gasentwickelung dauert eine Zeit lang und hórt dann auf
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und die Schlammkegel werden allmählich von der Strômung fortgespült. Die
hier wirksamen Kohlenwasserstoffgase verdanken ihre Entstehung der Ablagerung
grosser Mengen organischer Materie, besonders Treibholz, welche unter dem
Thon des Mississippideltas zusammengeschwemmt worden sind.
Ganz ähnliche,
von entweichenden Kohlenwasserstoffen in Thätigkeit gesetzte Schlammquellen
kommen auch an der
Mündung des Indus vor.
Diese Mud-lumps gleichen in ihren Erscheinungen ganz überraschend den
sogen. Schlammvulkanen, Schlammsprudeln, Salsen oder Salinellen.
Ein Theil derselben findet sich in Gebieten, in denen eigentlich vulkanische
Thätigkeit nicht beobachtet wird, andere stehen hingegen mit thätigen Vulkanen
in einem gewissen Zusammenhang.
wesentlich verschieden.
welcher Gase und schlammige Wassermassen emporsteigen.
Die Erscheinungen beider sind aber nicht
Beide haben Perioden der Ruhe und solche gesteigerter
Thitigkeit. Es sind konische Hügel, oft zu Haufen und in Reihen zusammen-
liegend, in der Achse jedes Kegels befindet sich eine kraterühnliche Róhre, auf
Die Gase bestehen
vornehmlich aus Kohlensáure, Kohlenwasserstoffen, Schwefelwasserstoff und Stick-
stoff. Der Schlamm ist meistens nicht warm, jedoch steigt die Temperatur zu-
weilen in den Perioden gesteigerter Ausbrüche ziemlich bedeutend. Die Wasser
enthalten vor allem Chlornatrium und andere leicht lósliche Salze (daher der
Name). Fast immer ist Erdól in verschiedenen Formen, als Asphalt oder Naphtha,
zugegen.
Wáhrend in Zeiten der Ruhe die Gasentwickelung ebenfalls ruhig und ohne
besonderes Geráusch erfolgt, gar kein oder nur sehr wenig klares Salzwasser
aus dem centralen Canale überfliesst, findet in Zeiten der Erregung der Ausbruch
der Gas- und schlammigen Wassermassen unter heftigem Getóse und unter Er-
schütterungen des Bodens statt.
Der Schlammsprudel steigt intermittirend hoch
in die Hóhe und ganze Stróme von Schlamm bedecken die Umgebung des
thätigen Kegels.
Schlammsprudel ausserhalb unmittelbarer Berührung mit eigentlichen Vul-
kanen sind die zahllosen Kegel dieser Art, welche an den Küsten des Kaspischen
Meeres und in diesem selbst zwischen der Halbinsel Apscheron und der Insel
Tscheleken als Inseln, in weiterer Verbreitung aber auch am nordwestlichen
Fusse des Kaukasus auf der Halbinsel Taman am Asow'schen Meere und fast
überall dort in jenem Gebiete vorkommen, wo die reichen Petroleum- und
Naphthaquellen an die Oberflàche treten.
hier nicht selten. Ebenso sind die Salsen
Emanationen brennbarer Gase sind
in der Provinz Modena in Nord-
Italien, die sehr berühmte aber keineswegs so ausserordentlich grossartige Macca-