Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Gewicht, specifisches, der Minerale 
Prof. Dr. Kenngott. 
Das specifische Gewicht, auch eigenthümliches Gewicht oder 
Volumgewicht der Kórper, auch ais Schwere oder Dichte derselben be- 
zeichnet, dem Begriffe nach als bekannt vorauszusetzen, ist für die Mineralogie 
von grosser Wichtigkeit, insofern, wie schon im Artikel »Arten der Minerale« 
bemerkt wurde, das specifische Gewicht der Minerale für die Bestimmung der 
Arten (Species) ein unbedingtes Erforderniss ist. Als physikalische Eigenschait 
der Minerale steht dasselbe auch mit der chemischen Constitution derselben und 
selbst mit der Krystallisation in engem Zusammenhange und ldsst sich, wie in 
der Physik gelehrt wird, durch verschiedene Apparate, wie durch die hydrostatische 
Wage, durch das NicHoLsoN'sche Arüometer und andere Vorrichtungen mehr 
sehr genau bestimmen. Da man jedoch durch die genauen Wágungen einzelner 
Mineralproben einer und derselben Mineralart gefunden hat, dass die erhaltenen 
Zahlen nicht ganz genau übereinstimmen, so hat man sich überzeugen müssen, 
dass das specifische Gewicht der Species nicht durch eine Zahl auszudrücken 
ist, sondern dass vielfache Gewichtsbestimmungen nothwendig sind, um die 
Grenzwerthe des specifischen Gewichtes einer Species zu erhalten, wodurch dann 
dasselbe zu einer charakteristischen Eigenschaft der Arten oder Species wird. 
In der Regel ergeben die genauen Wàágungen bei Mineralarten, welche sehr 
häufig und in verschiedenen Varietiten vorkommen, Unterschiede im specifischen 
Gewicht, auch wenn die Gewichtsbestimmungen nach allen Regeln für die Wágung 
vorgenommen werden. Deshalb giebt man die Grenzwerthe an, welche aus den 
Wägungen der Varietäten hervorgingen, welche jedoch nicht weit auseinander 
liegen und gewöhnlich liegt das specifische Gewicht der reinsten V arietäten, das 
wahre eigenthümliche Gewicht der Art, in der Mitte. So wird z. B. für den 
Quarz, die hexagonal krystallisirende Kieselsáure SiO, das specifische Gewicht 
= 2,5 — 2,8 angegeben, während für den reinsten Quarz, den sogen. Bergkrystall, 
das spec. Gew. == 2,65 gefunden wurde. Aus solchen Angaben für das specifische 
Gewicht einer Art folgt aber nicht, dass es keine Varietät der Species Quarz 
geben kónne, deren specifisches Gewicht die angegebenen Grenzwerthe über- 
schritte, weil die Ursachen des eventuellen Schwankens, das Ueberschreiten der 
Grenzwerthe sehr verschieden sein kónnen und wohl bei keiner Art vorauszusetzen 
ist, dass die specifischen Gewichte aller Varietäten wirklich bestimmt worden sind. 
Als Regeln für die Wágung werden z. B. in der elften Auflage der Elemente 
der Mineralogie von CARL FRIEDRICH NAUMANN, bearbeitet von FERDINAND ZIRKEL, 
Leipzig 1881, pag. 132, nachfolgende angegeben: 
1. Das zu wägende Stück muss vollkommen rein, und frei von beigemengten 
fremdartigen Substanzen sein; 
2. dasselbe muss frei von Höhlungen und Porositäten sein; diess ist besonders 
dann zu beachten, wenn man eine zusammengesetzte Varietät zu wägen hat; 
3. dasselbe muss vor der Abwägung im Wasser sorgfältig benetzt und gleich- 
sam mit Wasser eingerieben oder auch im Wasser gekocht werden, um die der 
Oberfläche adhärirende Luft zu vertreiben; 
4. saugt das Mineral Wasser ein, so muss man dasselbe sich völlig damit 
sättigen lassen, bevor man es im Wasser wägt. 
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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