Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

8o Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
kupfer und Einfach-Schwefelblei und bildet zunächst eine durch Reichhaltigkeit 
des Vorkommens gegenüber jenen Seltenheiten ausgezeichnete Species: 
22. den Bournonit (benannt nach dem franzósischen Krystallographen Graf 
von BounNON, welcher die Formen desselben an dem Vorkommen von der Grube 
Huel Boys bei Endellion, daher dieses Endellionit genannt, im nórdlichen 
Cornwall in England schon 1804 beschrieb). Derselbe krystallisirt orthorhombisch 
und bildet dicktafelartige bis prismatische, zuweilen flàáchenreiche Krystalle, welche 
zum Theil an quadratische erinnern. An den durch die vorherrschenden Basis- 
flachen dicktafelartigen Krystallen sind ausser den Quer- und Lángsfláchen und 
dem Prisma coP, dessen stumpfe, durch die Querfláchen gerade abgestumpften 
Kanten 93? 4o' messen, noch die Flichen des Querdoma Pee, welche die Com- 
binationskanten zwischen den Quer- und Basisflichen abstumpfen und gegen die 
Basisflichen unter 136° 17' geneigt sind, sowie auch die des Lingsdoma Poo zu 
bemerken, welche die Combinationskanten zwischen den Basis- und Längsflächen 
abstumpfend gegen die Basisflächen unter 138° 6' 30" geneigt sind. An compl: 
cirteren Combinationen finden sich noch andere Gestalten, wie z. B. jPee 
APPS, Pu a. m. Schr häufig sind Zwillinge, Drilinge u. s. w. nach ceP zu 
beobachten, ühnlich wie bei Aragonit. Er ist unvollkommen spaltbar parallel 
den Quer- und Längsflächen und hat muschligen bis unebenen Bruch. Er 
stahlgrau, einerseits in bleigrau, andererseits in eisenschwarz geneigt, stark 
metallisch glänzend, undurchsichtig, wenig spröde und leicht zersprengbar, hat 
dunkelgrauen Strich, H. — 2,5—3,0 und das spec. Gew. = 5,7—5,86. 
Nach der Formel 2(3PbS-Sb,S;) + 3Cu,S-Sb,S, zusammengesetzt enthält 
er 42,59 Bei, 13,1 Kupfer, 24,7 Antimon und S ui See entwickelt im Glas- 
rohre erhitzt schweflige Säure und weisse Dämpfe, welche nach oben posa 
von Antimonoxyd, nach unten von antimonigsaurem Bleioxyd bilden. Sd. T. 
auf Kohle decrepitirend schmilzt er leicht, dampft eine Zeit lang d erstarrt 
zu einer schwarzen Kugel, welche bei weiterem Erhitzen auf der Kohle einen 
Beschlag von Bleioxyd erzeugt und mit Soda zu Kupfer reducirt wird. In 
Salpetersäure ist er löslich, Schwefel und Antimonoxyd abscheidend, die Lösung 
ist blau; bei der Auflösung in Königswasser scheidet er Schwefel, Chlorblei und 
antimonigsaures Bleioxyd ab. 
Er findet sich häufig krystallisirt und grosse Individuen sind mehr oder 
weniger abgerundet, ausserdem derb, krystallinisch- -körnige Aggregate bildend, 
eingesprengt, als Ueberzug und Anflug und wird, wo er reichlich vorkommt, zur 
Gewinnung von Blei und Kupfer benützt. Er findet sich auf Gängen, in 
krystallinischen Schiefern und Uebergangsgebirgen, wie bei Wolfsberg, Harz- 
gerode, Neudorf, Clausthal und Andreasberg am Harz, Bräunsdorf bei Freiberg 
in Sachsen, Przibram in Böhmen, St. Gertraud im Lavantthale, Olsa bei Friesack, 
Waldenstein in Kärnthen, Oberlahr in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, Kapnik 
und Nagyag in Siebenbürgen, im Kirchspiel Endellion bei Redruth in Cornwall 
u a. a O. 
Analog zusammengesetzt, aber Schwefelwismuth enthaltend ist der seltene 
Patrinit, auch Nadelerz genannt, 2(3PbS-Bi,S;) + 3Cu,S-Bi,S; von Bere- 
sowsk am Ural und aus Georgia in Nordamerika, welcher nadeltórmige noch 
nicht genau bestimmte in Quarz eingewachsene Krystalle bis Fasern bildet. Der- 
selbe ist schwürzlich bleigrau bis stahlgrau und hat das spec. Gew. — 6,757. 
Gegenüber den angeführten Doppelsalzen von Halbschwefelsilber oder Halb- 
schwefelkupfer mit Einfach-Schwefelblei, welche bis auf den Bournonit mehr 
      
  
  
  
  
    
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
  
   
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
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