Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Reicher an Tellur ist der durch seine flüchenreichen orthorhombischen,
prismatischen bis tafelartigen Krystalle, welche vollkommen basisch spaltbar sind,
ausgezeichnete Krennerit von Nagyag in Siebenbürgen, welcher nach der
Formel Ag, Au Te zusammengesetzt ist und das auffalend geringe spec. Gew.
— 5,598 zeigt. Derselbe ist silberweiss bis stahlgrau, metallisch glänzend und
undurchsichtig. Relativ noch reicher an Tellur ist der undeutlich (orthorhombisch)
krystallisirende, auch kórnig vorkommende bronzegelbe, metallisch glänzende,
undurchsichtige, milde Calaverit von der Stanislaus-, Red-Cloud u. a. Gruben
in Calaveras County in Californien, welcher bei H. — 2,5—3,0 das spec. Gew.
— 9,043 besitzt und der Formel Au Te, entsprechend auch etwas Silber enthält.
31. Eine wesentlich Gold und Silber enthaltende, an den Calaverit sich an-
schliessende Species ist der seit langer Zeit bekannte Sylvanit, Au, Ag Te, von
Offenbanya und Nagyag in Siebenbürgen (Transsylvania, daher der Name Sylvanit
entlehnt), welcher sich durch seine flüchenreichen klinorhombischen Krystalle
auszeichnet. Dieselben sind prismatisch bis tafelartig ausgebildet und durch
zwillingsartige Verwachsung unterstützt zu eigenthümlichen, an orientalische Schrift-
züge erinnernden Gruppen verwachsen, welche auf Gesteinskliiften aufliegend
dem Minerale den Namen Schrifterz oder Schrifttellur verschafften. Er
ist nach den Basis- und Längsflächen spaltbar und findet sich auch derb und
eingesprengt. Er ist silberweiss, zinnweiss bis licht stahlgrau, auch lichtspeis-
gelb, vielleicht durch Anlaufen, metallisch glänzend, undurchsichtig, milde, hat
H.— 1,5—2,0 und spec. Gew. — 7,99—8,33. Im Glasrohre erhitzt giebt er ein
Sublimat von telluriger Säure, schmilzt v. d. L. auf Kohle, einen weissen Beschlag
bildend zu einer dunkelgrauen Kugel, welche nach längerem Blasen (um das Tellur
zu verflüchtigen), leichter mit Soda geschmolzen ein geschmeidiges hellgelbes
Korn von Silbergold giebt, welches im Momente des Erstarrens aufglüht. In
Känigswasser ist er löslich, Chlorsilber abscheidend, in Salpetersäure unter Aus-
scheidung‘ von Gold. In concentrirter Schwefelsäure erwärmt ertheilt er der-
selben eine rothe Farbe, welche bei stärkerer Verdünnung wieder verschwindet.
Bei reichlichem Vorkommen wird er zur Gewinnung von Gold und Silber benützt.
32. Der Altait, das Tellurblei PbTe von der Grube Sawodinskoi am Altai
in Russland, von Bontddu zwischen Dolgelly und Barmonth in Nordwales, aus
dem Calaverasdistrict in Californien, von der Red-Cloud-Grube in Colorado in
Nord-Amerika und von der Grube Condorioco in Chile, derb in krystallinischen
kórnigen Aggregaten vorkommend, oder eingesprengt, mit hexaedrischer Spalt-
barkeit, also isomorph mit Galenit und Clausthalit, im Bruche uneben, zinnweiss,
ins Gelbliche geneigt, metallisch glánzend, undurchsichtig, milde, mit H. — 2,0— 2,5
und spec. Gew.—8,1—8,2 Im Glasrohre erhitzt, entsteht um die Probe ein
Ring von weissen Trópfchen und die sich entwickelnden Dämpfe geben ein
weisses Sublimat, welches erhitzt schmilzt. V. d. L. auf Kohle erhitzt färbt er
die Lóthrohrflamme blau, schmilzt in der Reductionsflamme zu einer Kugel, welche
sich fast gänzlich verflüchtigen lässt, während um dieselbe sich ein metallisch
glinzender, in grósserer Entfernung ein bráunlichgelber Beschlag bildet. In
Salpetersäure ist er löslich und die Lösung giebt bei Zusatz von Schwefelsäure
einen reichlichen Niederschlag.
33. Eine relativ an Tellur reichere Verbindung des Blei mit Tellur bildet der
früher für quadratisch gehaltene Nagyagit von Nagyag (daher der Name) und
von Offenbanya in Siebenbiirgen, welcher selten deutliche fláchenreiche, durch
die Längsflächen tafelartige Orthorhombische Krystalle bildet, gewóhnlich nur in
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