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Die Quellen. 125
nicht beantwortet werden kann. Erfahrungsgemáss muss die Tiefe eine sehr be-
deutende sein. Sie muss abhiingig sein von dem Wechselverhiltnisse von Druck
und Spannung im überhitzten Wasser selbst. Wenn an irgend einem Punkte im
Inneren der Erde die in der daselbst herrschenden Temperatur bedingte Expansion
des Wassers grosser ist, als der Druck der auflastenden Atmosphäre, so muss
das Wasser dampffórmig werden; jene Temperatur und Expansion sind aber nur
zweifelhafte Werthe und lassen noch keinerlei zuverlüssige Berechnung zu.
Im anderen Falle, wenn der Druck, mit der Tiefe zunehmend, immer die Ober-
hand über die Spannung erhält, würde Wasser von der Erdoberfläche bis zu den gröss-
ten Tiefen einzudringen vermögen, ohne aus dem flüssigen in den dampfförmigen
Zustand überzugehen. Jedenfalls spricht die Temperatur vieler Quellen, die, ob-
schon auf dem Wege des Emporsteigens abgekühlt, doch noch nahe ihrer Siede-
temperatur an die Oberfläche kommen, mehr für die letztere Möglichkeit.
Für die Betrachtung der Quellen kann man also jedenfalls davon ausgehen,
sie alle auf die aus der Atmosphäre stammenden Wasser zurückzuführen. Nur
die Tiefe, bis zu welcher sie eindrangen, bedingt wesentliche Verschiedenheiten
auch für die Art und Beschaffenheit ihrer aufsteigenden Quellwurzeln und Wege.
Nun ist aber die Durchlässigkeit der Schichten der Erdrinde doch sehr ver-
schieden und wenn auch oben alle in geringem Grade als permeabel bezeichnet
wurden, so ist doch diese Eigenschaft oft so auf ein Minimum beschränkt, dass
man solche Schichten auch als undurchlässig im Gegensatze zu den Schichten
bezeichnet, welche eine leichte und schnelle Circulation der Wasser erlauben.
Das Verhältniss der Lage der in diesem Sinne durchlässigen und undurch-
lässigen Schichten in der Erdrinde, vornehmlich deren peripherischen Theilen,
zu einander, ist einer der wichtigsten Umstände für die Vertheilung und das
Emportreten der Quellläufe.
Während bei vollkommener Durchlässigkeit des Bodens die atmosphärischen
Wasser schnell bis in bedeutende Tiefen einsinken können, hemmt eine undurch-
lässige Schicht die Abwärtsbewegung und zwingt die Wasser, je nach der Lage
und Stellung der Schicht zu seitlichem Abfliessen. Von der Gestaltung der
Oberflàche hángt es ab, ob die Wasser und wo sie zu Tage treten.
Aber auch, wenn eine undurchlássige Schicht nicht vorhanden ist, bilden die
von der Oberfläche in den Erdboden eindringenden Wasser eine unterirdische
Wasserzone, das Grundwasser (nappe d'infiltration, welche mehr oder weniger
conform den Niveauverhältnissen der Oberfläche verläuft.
Bildete die Oberfläche eine vollkommene Ebene, so würde auch die Zone
des Grundwassers horizontal verlaufen, um so näher der Oberfläche gelegen,
je reichlicher die atmosphärischen Niederschläge in dem Gebiete sind. Wenn
diese Ebene durch eine Depression durchschnitten wird, so wirkt diese abziehend,
drainirend auf die Wasser, welche hier als Quellen zu Tage treten. Je nach
der Tiefe des einschneidenden Thales, senkt sich die Zone des Grundwassers
und steigt auf beiden Seiten wieder in die Höhe. So spiegelt der Verlauf der
Grundwasserzone auch die Undulationen der Oberfläche wieder.
In einem breiten, flachen, von Höhenzügen eingefassten Thale, findet die
Bewegung der Grundwasser nach dem Flusslaufe zu statt und zugleich mit diesem
auch abwärts gerichtet. Der höhere Wasserstand findet sich vom Flusse beider-
seitig entfernt, der tiefere in seiner Nähe. Auch hier folgt der Verlauf der
Grundwasserzone also dem Bodenrelief,
Aus demselben Grunde erreicht ein unmittelbar am Meeresufer gelegener