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Allem der Schichtenbau der Gegend zu berücksichtigen, der in manchen Fällen
die Móglichkeit der schádlichen Einwirkung eines Bergwerkes geradezu ausschliesst.
Und so kommen denn auch Fille vor, wo die scheinbare Coincidenz bergbau-
licher Arbeiten mit versiegenden Quellen dennoch nur eine zufällige ist und ein
wirklich ursachlicher. Zusammenhang nicht vorliegt. Die Unmöglichkeit, die
vielverzweigten Quellwurzeln zu erkennen, macht es in vielen Fällen sehr schwer,
einen thatsächlichen Zusammenhang zu erweisen oder zu widerlegen.
Die aus grösseren Tiefen emporsteigenden Quellen sind in der Regel durch
eine höhere Temperatur und durch besondere mineralische Beschaffenheit aus-
gezeichnet.
Die Temperatur der meisten Quellen zeigt eine gewisse Uebereinstimmung
mit der mittleren Jahrestemperatur oder der Isotherme ihres Ortes. Man kann
sie daher auch isothermale Quellen!) nennen. Sind sie von constanter
Temperatur, so geben sie die mittlere Ortstemperatur, sind sie aber variabel,
so folgt diese Variabilitát den Jahreszeiten und es ergiebt sich daraus eine Mittel-
zahl, die der der mittleren Jahrestemperatur entspricht.
Diese Quellen liefern in ihrer Temperatur den Beweis, dass sie nicht sehr
tief unter der Zone der sogen. invariablen Erdschicht entspringen kónnen, welche
ebenfalls jene mittlere Jahrestemperatur für jeden Ort besitzt, für die verschiedenen
Gegenden freilich in verschiedener Lage sich findet.
Im Artikel: der Erdball als Ganzes, Bd. I, pag. 263 ist auch bezüglich der
Einwirkung der Lage der invariablen Erdschicht auf die Temperatur der Quellen
Einiges angegeben.
Andere Quellen bleiben unter der mittleren Temperatur des Ortes »hypo-
thermale Quellen.« Diese sind selten und durch besondere lokale Umstünde
in ähnlicher Weise bedingt, wie die Eisbildung im Inneren tiefer Felsgrotten, wo
eine starke Verdunstung Kälte zu erzeugen vermag.
Häufig aber sind Quellen, welche, und zwar meist ziemlich constant, eine
Temperatur besitzen, die über die mittlere Jahrestemperatur des Ortes wesentlich
hinausgeht, 'hyperthermale Quellen oder schlichthin Thermalquellen,
Thermen genannt, heisse Quellen?, wenn die Temperatur sehr hoch ist.
Diese Thermalquellen haben wesentlich andere Quellwege durchlaufen, ehe
sie an die Erdoberfláche treten. Sie hüngen nicht von der Combination wasser-
führender und undurchlissiger Schichten ab, sondern steigen in der Regel auf
offenen Spalten in den festen Gesteinen der Gebirge empor.
Für viele Quellen kennt man die Gangspalte, auf der sie aufsteigen und
weiss, mit welchen Gesteinen dieselbe im Zusammenhang steht. Sowohl die
Quellen von Wiesbaden, als auch die von Ems scheinen mit sogen. Verwerfungs-
klüften in den devonischen Schieferschichten in Verbindung zu stehen, welche
ihrerseits wieder mit Spalten in Zusammenhang gebracht werden kónnen, auf
denen reihenweise angeordnete Basaltkuppen liegen.
Die Quellen von Karlsbad in Böhmen entspringen aus einer im Granit auf-
setzenden Spalte, welche mit einer eigenthümlichen, von Hornstein verkitteten
und mit Hornsteingängen durchzogenen granitischen Breccie erfüllt ist, welche
dadurch entstand, dass die aus der Tiefe emporsteigenden heissen und kohlen-
!) LèrscH, Hydrophysik, pag. 23.
?) Eine Uebersicht der Temperaturen einer grüsseren Zahl kalter und warmer Quellen findet
sich in KAMTZ's Meteorologie, pag. 197; auch in GEHLEN's physik. Wörterbuch, pag. 1079.
KENNGOTT, Min., Geol. u. Pal. III. 9