Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

134 Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 
Reihe von Erscheinungen sich zu erkennen geben, die man im Allgemeinen als 
Processe der Unterwaschung oder Unterhöhlung bezeichnen kann. 
Nicht nur, dass die Quellwege ihre Bahnen durch Zerstörung der Wandungen 
allmählich erweitern, und so zu mehr oder weniger weit offen stehenden unregel- 
mässig geformten unterirdischen Canälen ausbilden, förmlichen Bachläufen, welche 
die Bewegung der Quellwurzeln vermitteln, vermögen sie auch in dazu durch 
ihre leichte Auflösbarkeit geeigneten Gesteinen ausgedehnte Höhlen, gewaltige nur 
z. Thl. noch mit Wasser gefüllte Hohlráume hervorzubringen. Ganz besonders 
sind in Kalk- und Gypsgebirgen solche Hóhlungen weit verbreitet. Mit der auf- 
lósenden Kraft der eindringenden und circulirenden Wasser vereinigt sich ihre 
mechanische Wirkung und durch den Einsturz der gelockerten und ihrer Unter- 
stützung beraubten Gesteinswánde erweitern und vergróssern sich die Hohlrüume, 
deren Decken endlich selbst zum Einsturze kommen und hierdurch diese unter- 
irdischen Vorgänge in Einsenkungen auch an der Erdoberfläche sichtbar werden 
lassen. 
Die Wände der meisten Kalksteinhöhlen sind mit vielgestaltigen Tropfstein- 
bildungen, von der Decke nieder- und vom Boden aufwürts entgegenwachsend 
(Stalaktiten und Stalagmiten) erfüllt und gewühren dadurch manchmal einen sehr 
merkwürdigen Anblick. Die bekanntesten und grossartigsten Kalksteinhôhlen 
sind die Adelsberger Grotte in Krain, die Hóhlen im Harz, die Grotte de Han 
bei Dinant in Belgien, durch welche der Lessefluss hindurchfliesst, die Gailen- 
reutherhóhle, eine der bekanntesten Knochenhóhlen und viele andere. Hóhlungen 
im Gypsgebirge (Gypsschlotten) sind ebenfalls zuweilen wieder mit neugebildeten 
Gypskrystallen ausgekleidet. 
Die an der Oberfláche sichtbaren Einsenkungen, welche mit dem Einsturze 
und Zusammenbruch solcher Hóhlungen in den Gebirgen zusammenhängen, 
gleichen in ihrer Gestaltung vollkommen den sogen. Pingen, wie sie über alten, 
zu Bruch gehenden Grubenbauten sich zu bilden pflegen. In den verschiedenen 
Lándern, werden diese Einsenkungen, meist von trichterfórmiger und runder, zu- 
weilen auch von langgestreckter, spaltenähnlicher Form mit verschiedenen Namen 
belegt. Es sind die gouffres oder entonnoirs in Frankreich, die sinks in den 
Vereinigten Staaten, die Sluggas, Swallow-holes oder Pot-holes der Engländer, 
die Katabothra in Griechenland, die Dollinen in den Kalkgebirgen des Karst in 
Krain, Illyrien, Dalmatien und Kroatien,!) die creux und emposieux im Jura 
u. a. mehr. 
Viele solche durch unterirdische Einstürze entstandene Kessel sind später 
mit Wasser erfüllt und zu Seen umgewandelt worden, so z. B. manche Seen im 
norddeutschen Flachlande, in welchem Einsenkungen in Folge der in fast all- 
gemeiner Verbreitung vorhandenen Gyps- und Steinsalzablagerungen leicht er- 
klärlich sind. 
1) Ueber die Erdfälle im Karst vergl. E. v. MoJs1sovics, Zur Geologie der Karsterscheinungen, 
Zeitschr. d. deutsch.-oestr. Alpenver. 1880. E. TIETZE, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1880. 
E. REYER, Studien über das Karstrelief. Mitth. geogr. Ges. Wien 1881. 
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PARENT, A. de, Géologie. Paris 1883, pag. 233 und 486. LEecoQ, H., Les eaux minérales. 
Paris 1865. LERscH, B. M., Hydrophysik oder Lehre vom physik. Verhalten der natürl. Wasser. 
Bonn 1870. IL Aufl und Hydrochemie oder Handbuch der Chemie der natürl Wasser. 
Bonn 1864. IL Aufl. MARBACH und CORNELIUS: Physik. Lexikon: Artikel Quellen, Bd V. 
pag. 547. ROTH, J., Chem. Geologie, Band I. Berlin 1879, pag. 437. 
       
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
   
  
  
   
   
     
     
   
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