Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

   
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n, Bd V. 
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Radiolarien. 
Dass mit solchen Auswaschungen und Einstürzen auch beträchtliche Störungen 
in der Schichtenlage der darüber befindlichen Gebirgsschichten vorkommen 
können, wurde schon Band I, pag. 494 erörtert. Ebenso findet sich im Artikel 
über die Erdbeben I, pag. 361, das Nähere über die Möglichkeit des Zusammen- 
hanges von Erschütterungen mit Einstürzen im Inneren der Gebirge. 
Radiolarien 
von 
Dr. Friedr. Rolle. 
Die Radiolarien (Strahlthierchen, Gitterthierchen, Radiolaria, Polycystina) 
schliessen sich nach ihrem schleimigen Sarkode-Kórper und den aus dessen Um- 
fang hervortretenden zahlreichen beweglichen und verfliessbaren Schleimfüsschen 
oder Pseudopodien den Rhizopoden oder Wurzelfüssern an, erheben sich aber 
durch die bereits weiter vorgeschrittene concentrische Differenzirung ihres Kórper- 
baues auf eine entschieden hóhere Stufe und unterscheiden sich auch zugleich, 
sobald sie feste Theile ausscheiden, durch die kieselige Beschaffenheit derselben 
von ihren kalkabsondernden Verwandten. 
Alle sind Meeresbewohner und von unansehnlicher, im Durchschnitt mikro- 
skopischer Grósse, bald als freie Individuen lebend, bald in Stócke coordinirt 
und dann auch etwas ansehnlichere Grósse erlangend. Individuen erreichen 
hóchstens r Millim. Durchmesser. Sie sind erst seit 1838 durch EHRENBERG'S 
vielumfassende mikroskopische Forschungen náher bekannt geworden. 
Ihr Kórper ist meist kugelig und der Centraltheil desselben gilt als vielzellig 
— oder mindestens als vielkernig. Ihn umhüllt eine festere Membran oder Kapsel. 
Diesen von einer eigenen Hülle abgeschlossenen Kórper umgiebt noch eine 
Schicht von schleimiger Sarkode, die wie bei den Rhizopoden zahlreiche faden- 
fórmige und mannigfach untereinander verfliessende Pseudopodien aussendet. 
(In der schleimigen Sarkode, welche den Centralkórper umgiebt und zwischen den 
Schleimfüsschen der Radiolarien finden sich auch noch zahlreiche gelbe kugelige 
Zellen eingestreut, die eine Zeit lang von ráthselhafter Bedeutung waren. Jetzt 
weiss man, dass sie Chlorophyll und Stárkemehl [Amylum] enthalten und nicht 
dem ’Thierreich angehôren. Es sind Commensalen oder Tischgenossen der 
Radiolarien, in den Thierkôrper eingewanderte einzellige Algen (Zooxanthella). 
Sie leben in diesem allem Anschein nach als vortheilhafte Bundesgenossen). 
Nur eine kleine Anzahl von Radiolarien entbehren aller festen Kórpertheile. 
Meist kommt zu dem dreischichtigen Sarkode-Kórper noch ein sehr regelmàssig 
angelegtes festes Skelett, in der Regel von Kiesel-Substanz, seltener von Chitin, 
wobei áusserst zierliche und zum Theil nach besonderen mathematischen Gesetzen 
heranwachsende Formen hervortreten. 
Das Kiesel-Skelett erscheint bei den Radiolarien in sehr verschiedener Gestalt, 
bald mehr in concentrischer Umlagerung, bald mehr in Radien. Meist ist es 
eine gitterfórmig durchbrochene Kieselschale, welche entweder die weiche Central- 
kapsel locker umschlhesst oder aus einzelnen losen Stücken besteht oder endlich 
ein hutartiger Gitterpanzer, der an dem einen Pole geschlossen ist und mit diesem 
den belebten Sarkode-Kórper deckt, am anderen aber mehr oder weniger weit 
offen bleibt. 
     
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
    
   
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
  
   
   
   
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
   
   
    
 
	        
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