Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

   
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Silurisches System. 301 
demselben mit mehr als 1600 Arten, aber die Brachiopoden überwiegen auch in der 
Fülle der Individuenzahl. Alle Brachiopoden haben zwei Klappen von ausgezeichnet 
symmetrischer Gestalt, aber bei den einen sind die Klappen mittelst Zähne und 
Zahngruben in einander gelenkt, bei den anderen sind diese Klappen nicht mittelst 
eines Schlosses eingelenkt, sondern werden nur durch Muskeln zusammengehalten. 
Die Brachiopoden ohne Schlossapparat (Zcardines) beginnen im Silur schon 
mit den Gattungen Discina, Lingula und Obolus. Von diesen reichen Discina 
und Zingula durch die ganze Reihe der jüngeren Formationen bis in die Meeres- 
gewüsser des heutigen Tages. Obolus ist auf das Silursystem beschrünkt.  Zzz- 
guía mit dünner hornartiger, lànglicher, oft zungenfórmiger Schale, findet sich 
in vielen untersilurischen Ablagerungen zahlreich und wohlerhalten. Die ersten 
Vertreter erscheinen schon im cambrischen System. LZLingula antigua HALL ist 
bezeichnend für den Potsdam-Sandstein (Primordialzone) von New-York. Obolus 
Apollinis E1cHw. zeigt eine fast gleichklappige, fast kreisrunde oder etwas in die 
Quere gezogene hornigkalkige Schale. Die gróssere Klappe zeigt eine sogen. 
falsche Area mit einer Rinne, die den Anheftungsmuskel des Thieres andeutet. 
Das Thier heftete sich mittelst dieses Muskelfortsatzes gleich wie das heutige 
Thier der Gattung Zingula an feste Gegenstände. Obolus ist nur in silurischen 
Arten bekannt. O. Apollinis ist bezeichnend fiir den sogen. Unguliten-Sandstein- 
(Primordialzone) der russischen Ostseeprovinzen. 
Weit reichlicher sind im silurischen System die mit einem Schlossapparat — 
Zühnen und Zahngruben — versehenen Kalkschalen der übrigen Brachiopoden. 
Es erscheinen namentlich Gattungen der Familie der Spiriferiden, aber auch Rhyn- 
chonelliden und Strophomeniden. 
Atrypa (Spirigerina) reticularis GMEL. ist das häufigste aller silurischen Fos- 
silien. Diese Art lebt auch im devonischen System noch fort, erlischt aber mit 
Abschluss der devonischen Epoche, ohne in den Kohlenkalk zu reichen. Günstig 
erhaltene Exemplare zeigen an der Innenseite der kleineren Klappe die vom 
Wirbel derselben ausgehenden, senkrecht gegen die gróssere Klappe gerichteten 
Spiralen der Mundanhünge (Fühler oder Arme). 
Die Gattung Spirifer ist eine der artenreichsten des Silursystems. Das Ge- 
häuse ist ungleichklappig, bald mehr kuglig, bald stark in die Quere ausgezogen. 
die grossere Klappe am Wirbel schnabelartig eingebogen. Gut erhaltene Exem- 
plare der kleineren Klappe zeigen die an den Wirbe! befestigten Spiralen, die 
sich hier von der Mitte aus gegen die Seiten wenden. 
Pentamerus aus der Familie der Rhynchonelliden ist eine vorzugsweise im 
Silursystem artenreich vertretene Gattung, einige Arten. kommen auch noch im 
devonischen System vor. Das Geháuse ist mehr oder weniger kugelig, glatt oder 
strahlig gerippt. Die grôssere gewólbtere Schale, ausgezeichnet durch einen stark 
eingekrümmten schnabelartigen Wirbel, zeigt an der Innenseite eine vortretende 
Scheidewand. Zwei ühnliche Scheidewánde gehen in der kleineren Schale vom 
Wirbel aus. Steinkerne zeigen daher einerseits eine, andererseits zwei tiefe Ein- 
furchungen. Diese Abtheilung in fünf Ráume bestimmt den Namen der Gattung 
(penta, finf und zeros, Theil. Ein Spiral-Apparat — zur Stütze der sogen. 
Arme — fehlt bei Zezfamerus wie in der Familie der Rhynchonellen überhaupt. 
P. Kmighti Sow. ist eine vielgenannte Leitspecies der oberen Silurformation. 
Geháuse fast kuglig, beide Klappen stark gewólbt, aussen stark radialfaltig. 
Schnabel der grósseren Klappe gross, vorragend und stark eingekrümmt. Vor- 
kommen in den unteren Ludlow-Schichten von England u. a. O. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
    
   
	        
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