Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Die Gestalt des Schwammkórpers ist auch bei den Kalkschwümmen sehr 
mannigfach. Es kommen einfache Personen vor, deren Gestalt schlauchartig 
oder cylindrisch ist. So die schon pag. 323 berührte lebende Gattung OdZyuzAus. 
Es kommen aber auch Stócke von mehreren Personen vor, welche Knollen, 
Büsche u. dergl. darstellen und meist mit einer breiten Grundfláche aufgewachsen 
sind. Jede Person pflegt dann ihre eigene Magenhóhlung zu haben, die mit 
einem Osculum ausmündet. Das Canalsystem ist in sehr verschiedener Weise 
entwickelt. Bei der lebenden Gattung OZyzZAus besteht es z. B. nur aus einfachen 
Gewebelücken der Kôrperwände. 
Auszeichnend ist für die Calcispongien die kalkige Beschaffenheit der festen 
Skelett-Elemente. Es sind entweder einfache einachsige Nadeln, Stabnadeln u. dergl. 
— oder dreiachsige Kórperchen, Dreistrahler — oder vierstrahlige Kórper, Vier- 
strahler. Sie sind in der Regel sehr fein und leicht vergánglich. Sie verschmelzen 
auch nicht miteinander. 
Die heute lebenden Kalkschwáàmme sind besonders Bewohner von seichteren 
Meeresstrecken. Für ihre und ihrer älteren Vorläufer fossile Erhaltung sind und 
waren die Bedingungen wenig günstig. Ihr zartes und loses Skelett zerfällt in 
der Regel leicht. Man kennt daher von ihren heute lebenden drei Familien — 
den Asconen (mit der Gattung O/yu/Aus), den Leuconen und den Syconen 
— auch keine oder nur sehr wenige fossile Vertreter. 
Dagegen hat K. ZirrEL gezeigt, dass in den álteren und den mittleren For- 
mationen noch háufig Reste einer vierten erloschenen Familie, die er Phare- 
tronen nannte, vorkommen. Diese mit einer etwas massenhafteren Skelettab- 
scheidung begabten und daher in Beziehung auf fossile Erhaltung günstiger ge- 
stellten Calcispongien-Formen schliessensich den lebenden Leuconen am nüchsten an. 
Die Familie der Leuconen, Zezeozes, hat eine dicke Wand und sie wird 
von verüstelten, meist vernetzten und ohne bestimmte Anordnung verlaufenden 
Canáülen durchsetzt, welche dann in die Magenhóhlung einmünden. Den lebenden 
Leuconen schliesst sich nach dem Canalsystem und im ganzen Aufbau die er- 
loschene Familie der Pharetronen, Pharetrones am meisten an. Sehr bezeichnend 
ist ihr Kalkskelett. Simmtliche Skelettelemente sind zu ziemlich starken Fasern 
vereinigt und diese letzteren sind unter einander vernetzt. Die Elemente liegen 
darin in paralleler Lage dicht neben einander. Es sind entweder gánzlich oder 
vorzugsweise nur Stabnadeln — oder es sind Stabnadeln mit vereinzelten Drei- 
strahlern und Vierstrahlern — oder endlich ausschliesslich Dreistrahler und 
Vierstrahler. 
Bei den Pharetronen erscheint auch háüufig eine platte oder runzlige Rinden- 
schicht abgelagert. Sie umgiebt dann meist den unteren Theil des Kórpers, zu- 
weilen auch überzieht sie fast den ganzen Kórper und lüsst nur den Scheitel frei. 
Diese Familie beginnt schon in den älteren Formationen. Sie ist in den 
mergeligen Triasschichten (dem unteren Keuper) von St. Cassian in Tyrol, dann 
besonders im oberen Jura und in der Kreideformation vertreten. Es scheinen 
Bewohner seichterer Meeresstrecken gewesen zu sein. Aus den Tertidrformationen 
kennt man noch keine Reste von solchen und vielleicht ist die Familie um diese 
Zeit ausgegangen. 
Hierher gehören unter anderen die Gattungen Zudea, Myrmecium und Elas- 
mostoma. 
Bei Zudea ist der Kórper cylindrisch, keulenfórmig oder birnenfórmig. Er 
gehórt meist nur einer Person an, seltener bildet er einen verüstelten Stock. 
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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