346 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Wien 1845, im Handbuch der Mineralogie von ERNST FRIEDRICH GLÖCKER, Nürn-
berg 1831, sowie in dessen Grundriss der Mineralogie, Nürnberg 1839, im Traite
de Mineralogie von R. J. Hauv, Paris 1822, von BEUDANT, Paris 1830, von
DurnÉNov, Paris 1856, im Manuel de Minéralogie von A. Drs CLOIZEAUX, Paris
1862 u. a. m. diese besprochen wurden, in einzelnen derselben mit grosser Aus-
führlichkeit, und aus allen geht hervor, dass eine Einigung in den Grundsätzen
der Classification nicht erzielt wurde.
Einzelne der Autoren legen einen grossen Werth auf die Systematik, andere
sind der Ansicht, dass das System hier eine geringere Bedeutung hat als in der
Zoologie und Botanik. Man unterscheidet auch die Systeme als natürliche
und künstliche, als gemischte, rein chemische, rein physikalische
oder rein morphologische, ohne auch in dieser Beziehung eine Ueberein-
stimmung der Beurtheilung zu finden. Nach A. BREITHAUPT (a. a. O., pag. 398)
giebt es sogar kein wirklich natürliches System, man könne nur ein System ein
naturgemässes nennen, wenn es nach den natürlichen Aehnlichkeiten und
Verschiedenheiten auf synthetischem Wege der Vergleichung äusserer Kennzeichen
erhalten wurde. Ein künstliches System resultire, wenn man einen Classifications-
grund wähle, allein ein solcher sei im Gebiete der Mineralogie unmöglich, weil
es kein Kennzeichen gäbe, wonach sich alle wesentlichen Verschiedenheiten der
Minerale entwickeln liessen. Die Systematik soll nach seiner Ansicht ein natur-
gemässes System schaffen und dieses muss logisch richtig auch so geeignet sein,
dass sich jede Stufe, jedes Glied sicher und leicht an seinem gehörigen Platze
und unter seinem Namen auffinden und wieder erkennen lasse. Der Zweck der
mineralogischen Systematik könne kein anderer sein, als der, die natürlichen
Verwandtschaften der Minerale nach Gliedern und Stufen und in eine einzige
grosse Reihe gebracht, darzustellen, so dass die ähnlichen neben einander kommen
und eine leichte aber doch sichere Uebersicht über das Ganze möglich gemacht
werde. Dem vorzüglichen Systematiker und Mineralogen waren auch die Un-
vollkommenheiten des Systems bekannt und dieselben nicht unterschätzend hielt
er es für unmöglich, dass ein Mineralsystem, und wäre es das naturgemässeste,
Ansprüche auf Vollkommenheit erhalte.
FriepricH Mows, ein gleich vorziiglicher Systematiker und Mineralog, welcher
(a. a. O., pag. 343) noch viel eingehender die Systematik besprach, jedoch im
Allgemeinen weniger klar als BREITHAUPT, hält die Systematik für das Hauptstück
der Naturgeschichte, welches die Prinzipien der Einerleiheit, der Gleichartigkeit
und der Aehnlichkeit auf die Produkte der Natur anwenden lehrt, um die Vor-
stellungen gewisser Einheiten zu erzeugen, welche, nachdem sie vorhanden, fáhig
sind, auf Begriffe gebracht und dadurch zü naturhistorischen Erkenntnissen er-
hoben zu werden. Nach ihm ist das Mineralsystem das endliche Produkt der
Systematik in der Naturgeschichte des Mineralreiches, das Mineralsystem die ge-
ordnete Folge der Vorstellungen aller Klassen, Ordnungen, Geschlechter und
Arten, in welche die Individuen des Mineralreiches versammelt sind.
Die Geschichte der Mineralogie zeigt einen bestándigen Wechsel in den
Systemen, woran nicht allein die verschiedenen Ansichten über Systematik und
Systeme die Schuld sind, so wenig wie die zu allen Zeiten vorhandene Anzahl
nicht sicher bestimmter Arten neben den sicher bestimmten, welche letztere
wesentlich die Grundlage der verschiedenen Systeme bilden. Der Hauptgrund
liegt in der Auffassung der Mineralogie als einer Wissenschaft, welche der
Zoologie und Botanik gegenibergestellt, das dritte sogen, Naturreich umfasst.
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