Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

384 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
beds von Württemberg, die sich ganz ähnlich auch in England wiederholt, 
trágt merkwürdigerweise noch triasischen Charakter; sie stimmt noch nahe mit 
der von Muschelkalk und Lettenkohlengruppe überein. Dazu kommen im Bone- 
bed auch Zähne von ruderfüssigen Meeressauriern (Termatosaurus) und von 
Crocodiliern (Belodon) vor. Hier fand sich auch einer der ältesten Reste von 
Säugethieren, kleine Zähnchen (Microlestes antiquus PLIEN.), die an das Gebiss 
insectivorer Beutelthiere erinnern. 
Damit schliesst in Deutschland der vielgestaltige Keuper und darüber folgt 
die unterste Kalkbank des Lias mit den die Ablagerung aus einem tieferen Ge- 
wässer, das in näherem Zusammenhang mit dem grossen Ocean stand, verkünden- 
den Ammoniten. 
Anders als in Deutschland ist schon in England der Keuper ausgebildet, 
Sandsteine, Letten und Mergel vertreten den Buntsandstein, den Muschelkalk, die 
Lettenkohle und den mittleren Keuper — mit spärlichen Fossileinschlüssen, aus 
denen sich Buntsandstein und Keuper dürftig rechtfertigen lassen, während kein 
specifisches Fossil die Schichten verkündet, die dem deutschen Muschelkalk gleich- 
zeitig sind. Aber zur Zeit der Ablagerung des oberen Keupers oder der rhätischen 
Schichtengruppe herrschten in England die gleichen Ablagerungsbedingungen, 
wie in Deutschland. Den oberen Keuper vertreten in England wieder weisse 
Sandsteine und dunkle Schieferthone (mit Avicula contorta und Cardium rhaeticum) 
und darüber folgt das fischreiche Bone-bed, das zu Austcliff bei Bristol genau so 
wie bei Stuttgart auftritt. 
Noch weiter weichen die Triasablagerungen im Westen des atlantischen 
Meeres ab. Sie reichen hier — mit Unterbrechungen — bis zu den Rocky- 
mountains. Die Amerikaner fassen sie als New red sandstone zusammen. 
Der Keuper, deutlich charakterisirt durch eine Reihe von Fossil-Einschlüssen, 
erscheint in grosser Ausdehnung an der atlantischen Küste und am östlichen 
Fuss des Alleghany-Gebirges. Es sind rothbraune Sandsteine, darin erscheinen 
untergeordnete Lager von Conglomerat, Schieferthon und Kalkstein, in Virginien 
und Nord-Carolina auch Steinkohlenflótze. Man hat diesen New red sandstone 
der östlichen Unionsstaaten früher für Rothliegendes oder Buntsandstein genommen. 
Er enthält aber eine Flora und Fauna, die der des Keupers von Deutschland 
nahe kommt, namentlich Ganoiden mit schwach hetercercalem Hinterende und 
einige Reptilien, namentlich Belodon-Reste. Vielgenannt sind die zahlreichen 
Fussfährten grosser drei- und vierzehiger Landthiere auf den Schichtungsflächen 
des rothen Sandsteins von Connecticut. Sie zeigen eine zum Theil überraschende 
Aehnlichkeit mit denen mancher heutiger Vógel. Man bezieht sie jetzt mit grósserer 
Wahrscheinlichkeit auf grosse aufrecht auf den Hinterfüssen einherschreitende 
Dinosaurier, um so mehr als man dhnliche Reptilien-Gestalten aus dem oberen 
Jura kennt (wie namentlich Compsognathus), und andere aus den Wealden von 
England. Aus dem Keuper von Nord-Carolina kennt man auch den Unterkiefer 
eines kleinen Beutelthiers, Dromatherium sylvestre EMM. von insectivorem Gebiss- 
Charakter. Auch die Flora des amerikanischen New red sandstone ist ächte 
Keuperflora. Sie enthält Equiseten (Zgwuisetum columnare STG.), Farnen (Clathropte- 
ris und Pecopteris), Cycadeen (Pterophyllum longifolium und Podozamites lanceo- 
latus LINDF.) und Coniferen (Volzia heterophylla BROGN.) 
So können wir denn schliessen, dass im Zeitalter der Trias — und jedenfalls 
des Keuper — ein Zug von Festland und seichtem Meeresgebiet von Basel, 
Württemberg und Franken an über den heutigen atlantischen Ocean hinaus bis 
     
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
    
   
  
     
   
   
    
   
  
  
  
      
  
  
  
     
    
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