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Trias-System. 385
zu den Rocky Mountains sich erstreckte, dass die Meeresküsten meist reich an
Sanddünen waren, die Meeresgewässer arm an Thieren, das Festland von einer
ziemlich gleichartig beschaffenen, vielleicht nicht sehr artenreichen Flora und
Fauna — mit grossen Reptilien und winzigen Säugethieren — bewohnt war.
Aber auch für die damalige Zeit dürfen wir vermuthen, dass der grosse
Ocean drei Viertel des Erdplaneten überdeckte, und wenn wir im nordatlantischen
Meere für die Triasepoche Festland und seichtes Meer annehmen, so sehen wir
dafür Hochsee-Ablagerungen jener Zeit unter den gehobenen Gebirgsmassen der
heutigen Continente, namentlich in den Alpen und im Himalaya.
Weit abweichend von der in Deutschland, England und dem östlichen Nord-
Amerika vertretenen Facies ist der Keuper in den Alpen. Hier erscheint eine
Reihe von Meeresablagerungen von überraschender Mächtigkeit, hie und da reich
an Ammoniten, Goniatiten, Orthoceren, in anderen Schichten ein an Foramini-
feren reicher Kalkschlamm, überhaupt eine offenbare oceanische Bodenbildung.
Mannigfache Verwandte der paläozoischen Meeres-Fauna, die mit Ende der Kohlen-
kalk-Ablagerung scheinbar spurlos weggefegt ist, tauchen im alpinen Keuper in
überraschender Weise wieder hervor und bezeugen, dass während der ganzen
Zeit des permischen Systems, des Buntsandsteins und Muschelkalkes ein Ocean
mit mancherlei paläozoischen Typen fortbestand, dessen Absätze wir nicht kennen.
Die oceanische Fauna erhielt. sich unter langsamer Umgestaltung wührend der
permischen Ablagerungen, des Buntsandsteins und des Muschelkalkes fort und
taucht dann in den mit dem deutschen Keuper gleichzeitigen oceanischen Kalk-
absützen in den heutigen Alpen wieder auf. Auffallen muss es freilich, Absätze
aus tieferem Meer gerade in hóherem Gebirge zu finden, aber eben hier kónnen
Haupt-Compensationslinien der auf und absteigenden Bewegungen der schwanken-
den Erdrinde vermuthet werden — ausgebildete Bruchflüchen, die zu sehr ver-
schiedenen Zeiten sowohl bei Hebungen als bei Senkungen vorzugsweise wieder
in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Den Keuper vertreten im Gebiete der Alpen namentlich Kalk-Absátze, stellen
weise von mehrerem tausend Fuss Máchtigkeit, einige mit ausgezeichneter Hochsee-
Fauna, andere aus seichterem Meere abgelagert. Es sind meistens Kalksteine,
manche sind nachträglich in Dolomit umgewandelt worden. Thonig-sandige
Schichten zeigen sich in den müchtigen Kalkablagerungen nur spárlich eingestreut,
unter ihnen auch wieder pflanzenreiche Lager mit einer Kohlenbildung (Lunzer
Schichten).
In der unteren Region erscheinen die Cassianer und Hallstütter Schichten,
besonders ausgezeichnet durch ihren Reichthum an Meeres-Fossilien, unter denen
Ammonites Aon MUNST. und Halobia Lommeli Wis. sich durch weite Verbreitung
auszeichnen.
In den Cassianer Schichten an der Südseite der Alpen (St. Cassian in Süd-
tiro) sind die Gasteropoden überwiegend, aber auch andere Classen, wie die
Anthozoen und Spongien reichlich vertreten. Unter den Cephalopoden sind
Ammonites Aon und eine Anzahl von Orthoceras-Arten zu bemerken.
Die Hallstätter Kalke an der Nordseite der Alpen (Hallstatt in Oberösterreich,
Aussee in Steiermark) enthalten die reichste Cephalopoden-Fauna der ganzen
alpinen Trias. Die Ammoniten erscheinen hier in überwiegender Zahl der Arten
und oft in grosser Menge der Individuen. Unter ihnen der prachtvolle Ammonites
Metternichi HAv., der zwei Fuss Grósse und darüber erreicht, Amm. galeatus HAU.,
KENNGoTT, Min. Geol. u. Pal. III. 25