Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

390 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Die Mehrzahl aber der durch die Wärme erzeugten Veränderungen vollzieht sich 
in der Erde, da die Temperatur nach dem Inneren zunimmt und dazu treten noch 
andere Veränderungen, welche das Wasser und die Kohlensäure unter dem 
Einfluss der Wärme hervorrufen. 
Da nun zunächst der Sauerstoff der Atmosphäre, das in ihr enthaltene 
Wasser und die Kohlensäure in derselben unter Mitwirkung von Licht, Wärme 
und Elektricität auf die an der Oberfläche der Erde befindlichen Minerale ein- 
wirken und dieselben unwesentlich oder wesentlich verändern, so hat man alle 
derartigen, durch atmosphärische Einflüsse erzeugten Veränderungen als Ver- 
witterung bezeichnet, insofern gewissermaassen die Minerale durch die allge- 
meinen Witterungsverhältnisse beeinflusst werden, und hat, da auch im Inneren 
der Erde befindliche Minerale ähnliche Veränderungen erleiden, dieselben auch 
mit diesem Ausdrucke bezeichnet. (Die Verwitterung im Mineralreiche. G. SUCKOW, 
Leipzig 1848.) Wenn nun auch streng genommen der Ausdruck Verwitterung nicht 
mehr passend ist, indem die stofflichen Veränderungen der Minerale im Inneren 
der Erde nicht durch die atmosphärischen Einflüsse erzeugt werden, so ist er 
doch als bequemer für solche im Gebrauch und man spricht von der Verwitterung 
der Minerale oder nennt Minerale verwittert, wenn in ihnen substantielle Ver- 
änderungen eingetreten sind. 
In den Artikeln »Atmosphäre« und »Chemische Prozesse in der Geologie« 
sind mehrfach bezügliche Veränderungen besprochen worden, sowie auch in dem 
Artikel »Pseudokrystalle« und man ersieht, dass nicht allein Krystalle, sondern 
auch krystallinische Massen oder auch dichte und erdige nach und nach, ge- 
wöhnlich von aussen nach innen Veränderungen erleiden, die Verwitterung der 
Minerale, wenn man sich dieses Ausdruckes bedienen will, eine sehr verbreitete 
Erscheinung ist, sich fast auf alle Minerale erstrecken kann. Die Substanzver- 
änderungen werden durch die verschiedensten Ursachen hervorgerufen, wobei 
selbst bezüglich dieser die Trennung der Verwitterung von Metamorphismus 
keine scharfe ist und sein kann, wenn man die Substanzveränderungen, welche 
sich mehr an der Oberfläche der Erde vollziehen, allein Verwitterung nennen 
will, diejenigen aber, welche sich in der Erde vollziehen, Metamorphismus, 
ähnlich wie man bei den Gesteinen die Verwitterung und den Metamorphismus 
(s. diesen Artikel) trennt. F. SENFT hat in seiner Synopsis der Mineralogie und 
Geologie, Hannover 1875, in der ersten Abtheilung Mineralogie, pag. 169, mit 
grosser Ausführlichkeit in dem Kapitel: von den Umwandlungen der Minerale 
die verschiedenen Umwandlungsprozesse, die Krüfte und Stoffe, welche die Um- 
wandlungen hervorbringen, die Umwandlungsweise mit Hilfe der beschriebenen 
Potenzen und Agentien beschrieben. Aus Allem ergiebt sich, dass die ge- 
sammten Substanzveränderungen oder Umwandlungen sich in dem Sinne unter- 
scheiden, dass entweder neue Stoffe aufgenommen werden oder dass Stoffe aus- 
treten oder dass beides gleichzeitig eintritt. Hierbei spielen ausser der Wärme 
und Elektricität, sowohl als Anregungsmittel als auch als Umwandlungsmittel, der 
Sauerstoff, die Kohlensäure, das Wasser, nächstdem Halogene, Schwefel und Schwefel- 
wasserstoff, die Humussäure, die Schwefelsäure, die Alkalien und alkalischen 
Erden die Hauptrolle und die am meisten wirkenden Stofte, Sauerstoff, Kohlensäure 
und Wasser wirken sowohl bei der Verwitterung als auch bei dem Metamorphismus. 
Alle eintretenden Veränderungen der Substanz, die sich zunächst an 
Krystallen gut verfolgen lassen, ebenso aber auch in den krystallinischen und 
unkrystallinischen Massen eintreten, bei Gemengen complicirter werden, werden 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
     
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
    
	        
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