Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

    
402 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
Vögel zu Gefährten neben sich haben. Ihr Bau ist vorzugsweise und meist in 
hohem Grade dem Fluge angepasst und ihr Knochengerüste mehr oder minder 
marklos und pneumatisch, am meisten bei behenden Fliegern. Ihr Brustbein 
hat in der Mediane der Vorderseite einen stark vortretenden Kamm oder Kiel, 
crista. Er dient den Hauptflugmuskeln zur Stütze und schwindet meist bei Auf- 
gebung der fliegenden Lebensweise. Ein anderer wichtiger Charakter der Flug- 
vögel besteht in der Verkürzung des Schwanzes und der Verwachsung der hinteren 
Schwanzwirbel. Die daran befestigten Steuerfedern stehen meist in Fücherform. 
Die Flugvögel finden ihre Vorläufer im jurassischen Archaeopteryx, dessen 
an gestreckten Wirbeln sitzender Fiederschwanz bei ihnen in Folge der Ver. 
kürzung und Umgestaltung derselben zur Ficherform sich zusammen geschoben 
hat und im ZeZAyermis der Kreide-Epoche, der noch Zähne und sogen. Fisch- 
wirbel hat, aber gleichwohl ein behender Flieger war. Diese Typen-Folge kann 
sehr wohl auch als ein genetischer Verband gelten. Zahnlose kielbrüstige Vógel 
oder eigentliche Flugvógel kónnen schon im Verlaufe der Kreide-Epoche aus 
Zahnvógeln hervorgegangen sein. Man kennt aus ihr ziemlich viele Reste von 
Vógeln, dieselben aber sind nicht so weit vollstindigerhalten, dass man darüber 
sicher entscheiden kónnte, wo die Zahnvógel aufhóren und die zahnlosen Flug- 
vógel anheben. 
Reichlicher sind die gemeinen Vögel in den tertiären Formationen vertreten, 
wo die Klasse, wie es scheint, ihre heutige Ausbildung und ihren Formenreichthum 
erhielt. Inzwischen haben aber auch wieder in ihren Reihen verschiedene Rück- 
fälle in die fluglose Lebensweise stattgefunden, namentlich wenn einer der Flug- 
vógel in einem Gebiete internirt wurde, wo er ohne Flug reichliche Nahrung 
finden und seinerseits vor rüuberischen Nachstellungen sicher sein konnte, wie 
dies besonders auf Inseln und auf weiten Gras-Ebenen am leichtesten zu- 
sammentrifft. 
Es haben damit auch wieder Umbildungen einzelner für Flugvógel sonst 
allgemein giltiger Charaktere des Skeletts stattgefunden, die mehr oder minder 
als Rückschläge zu älteren geologischen Vorfahren sich auffassen lassen. So ist 
z. B. bei einer Papageien-Gattung der Kiel des Brustbeins rudimentür geworden, 
dessgleichen auch bei der Dronte etwas verringert. 
Wir wollen von den zahlreichen aber meistens unwichtigen Funden von 
Resten aus dem grossen Heer der Flugvôgel nur einige erheblichere näher be- 
trachten. 
Gastornis parisiensis Hep. aus dem unteren Eocän (Conglomerat zwischen 
plastischem Thon und Pisolithkalk) von Meudon bei Paris ist den Straussen und 
den Tauchern verwandt. Man kennt den Oberschenkel (femur) und das Schien- 
bein (Zia) des Unterschenkels. Er erreichte die Höhe des Strausses, der 
Knochenbau war aber noch massiver. 
Alea impennis L. aus der Ordnung der Taucher, Fam. Alcidae, war ein flug- 
los gewordener Strandvogel, der ehedem auf Island lebte, aber den Nachstellungen 
des Menschen erlag. Er soll angeblich 1842 ausgerottet worden sein. Knochen 
dieses Alks finden sich in Dänemark in den sogen. Küchen-Abfällen der Steinzeit. 
Odontopteryx toliapicus Ow. fand sich im Eocän (London-Thon) von England, 
Man kennt den Schädel mit dem Oberkiefer und dem Unterkiefer. Ihre Ränder 
sind spitz gezähnelt oder wie eingesägt. Diese Bewaffung des Kieferrandes ist 
aber schon weit verschieden von der der Zahnvögel. 
Didus ineptus Yı. die Dronte oder der Dudu, lebte bis etwa ins Jahr 1681 
  
    
  
   
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
     
      
  
  
  
  
   
   
  
    
    
  
  
  
  
  
  
   
    
	        
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