Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Dritter Band)

404. Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
kleinen Individuen derselben Art in vieler Beziehung vollkommener sind als die 
grossen, worauf besonders äussere Umstände einen grossen Einfluss ausüben. 
Die zum Theil enormen Unterschiede in der Grösse der Krystalle derselben 
Art beweisen zunächst, dass die Krystalle wachsen und dass die erste Bedingung 
des Wachsthums die Anwesenheit gleichartiger Substanz ist und dass somit, wenn 
nicht räumliche Hindernisse vorliegen, die Krystalle im wahren Sinne des Wortes 
ein unbeschränktes Wachsthum hätten. Ausserdem ist leicht ersichtlich, dass 
die vorhandenen Krystalle, wenn gleichartige Substanz genügend vorhanden ist, 
in sich die Befähigung enthalten müssen, die gleichartige Substanz zu ihrem 
Wachsthume zu verwenden, welche sich ohne diese Befähigung einfach auf den 
vorhandenen Krystallen absetzen würde, ohne sie als Individuen zu vergrössern. 
Die Krystalle, als unorganische Individuen äusserlich durch mathematisch be- 
stimmbare Gestaltung ausgezeichnet, zeigen als solche die in den Artikeln »Ge- 
stalten der Minerale, Krystalle und Krystallgestalten« besprochenen Gestalten 
und eine gewisse Grósse, wenn sie gefunden werden und man muss bei ihnen 
annehmen, dass sie von ihrem Ursprunge an, wo sie gewiss sehr klein waren, 
gewachsen sind, nur kann man in seltenen Füllen an ihnen Erscheinungen des 
Wachsthums wahrnehmen. Bei der unendlich grossen Zahl und Verschiedenheit 
z. B. von Quarzkrystallen findet man verhältnissmässig äusserst selten solche, 
welche deutlich das Wachsthum durch Ansatz gleichartiger Substanz beweisen. 
So findet man bisweilen in der Schweiz durchsichtige Bergkrystalle, welche in 
ihrem Inneren sehr dünne parallele Lagen von feinschuppigem Chlorit enthalten 
und wobei die Lagen mit der äusseren Gestalt dieser Bergkrystalle übereinstimmend 
den äusseren Flächen parallel sind. Man erklärt, wie man auch durch besondere 
Versuche an nicht mineralischen Krystallen deutlich nachweisen kann, die Er- 
scheinung dadurch, dass auf der Oberfläche an einem bestimmten Orte ent- 
standener und bis zu einer gewissen Grösse vorgeschrittener Bergkrystalle sich 
höchst feinschuppiger Chlorit als eine fremde Substanz absetzte, als wenn der- 
selbe als Staub darauf gestreut worden wäre, ohne eine zusammenhängende 
Schicht zu bilden. Mit Chloritschüppchen fein bestäubte Bergkrystalle findet 
man übrigens nicht selten und es lässt sich an vielen derselben deutlich erkennen, 
von welcher Seite her sie vorherrschend den aufliegenden Chlorit als mehr oder 
minder dünnen Ueberzug erhielten, so dass auch bisweilen einzelne Flächen ganz 
frei von diesem Chloritstaube sind. 
Wenn nun ein so fein bestäubter Bergkrystall sich durch neuen Absatz von 
Kieselsäure regelmässig vergrösserte (wuchs), so musste man einen neuen Quarz- 
krystall finden können, der im Inneren durch die der äusseren Form entsprechende 
höchst feine Bestäubung der früheren Oberfläche die Grösse und Gestalt des 
früheren Krystalles erkennen lassen musste, wie man dies in der That an manchen 
Bergkrystallen sieht. Trat nun wieder eine Bestäubung, wenn wir uns dieses 
Ausdruckes bedienen, um den Niederschlag des Chloritpulvers auf dem Krystalle 
zu bezeichnen, auf der Oberfliche des durch Wachsthum vergrósserten Berg- 
krystalles ein, und wuchs der Krystall nachher weiter, so zeigt er im Inneren 
zwei parallele Bestáubungsschichten und wenn dieser wechselnde Vorgang sich 
mehrfach wiederholte, so findet man Bergkrystale mit 3, 4 und mehr solchen 
Schichtenfolgen des feinen Chloritstaubes, wodurch unzweifelhaft der Beweis ge- 
liefert ist, dass diese Krystalle sich allmählich vergrósserten, wührend durch die 
Chloritbestáubung Pausen des Wachsthumes bezeichnet sind. Die Befähigung 
der Krystalle weiter zu wachsen, wenn neue Kieselsáure dazu kam, liegt un- 
       
  
  
  
  
  
     
   
  
   
     
    
   
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
   
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
    
	        
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