Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

412 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
gleichzeitig oder nacheinander an einem Orte entstandenen aufgewachsenen 
Krystalle derselben Art, sodass dieselben mit derselben Unregelmässigkeit in der 
relativen Grôsse der Flächen wachsen, welche gleiche sein sollten. 
Bei beiden Arten aber des Vorkommens von Krystallen wird die Ver- 
grösserung, das Wachsthum in derselben Weise vor sich gehen, es werden sich 
die gleichen Krystallmolecule um das als Ausgangspunkt dienende Krystallmo- 
lecul oder um die zuerst ausgebildeten Krystalle in paralleler Stellung um- und 
nebeneinander anlagern und die Krystalle werden Gestalten zeigen, welche dem 
System nach und in den Achsenverhältnissen durch die Krystallmolecule bedingt 
sind. In diesen erscheint beides durch die Anordnung der Atome in den 
Krystallmoleculen vorgeschrieben, während die Ausbildung der Krystallflächen 
von der Anordnung der Molecule abhängig ist. Es können daher die zuerst ge- 
bildeten Krystalle bei dem Wachsthum die Form behalten, welche sie hatten 
oder es können sich die Gestalten ändern, wenn die äusseren Umstände einen 
solchen Wechsel bedingen, immerhin aber müssen sie solche sein, welche in 
dasselbe Krystallsystem gehören und auf dieselbe Grundgestalt zurückzuführen 
sind, weil in den Krystallmoleculen die Achsenverhältnisse der Grundgestalt ent- 
halten sind, wenn auch nicht die Krystallmolecule die für die Ableitung anzu- 
nehmende Grundgestalt darstellen. 
Die eingewachsenen oder die aufgewachsenen Krystalle erscheinen aber 
nicht immer als einzelne Krystalle, sondern sie können auch Zwillinge bis Viel- 
linge oder die verschiedenartigsten Gruppen bilden und es wachsen dabei die In- 
dividuen in derselben Weise, wie einzeln vorkommende Krystalle, nur wird durch 
die Hindernisse, welche die verzwillingten oder gruppirten Individuen einander 
bereiten, das Wachsthum in gewissen Richtungen ein ungleichmässiges sein. Die 
Gesetze aber der Zwillingsbildung, so genau dieselben auch mathematisch aus- 
gedrückt werden können, lassen sich bis jetzt nicht erklären. 
Entstehen aber endlich viele Krystalle unter denselben Verhältnissen neben- 
einander, wie z. B. bei der Krystallisation einer in einem Medium z. B. Wasser 
aufgelösten Substanz, so werden bei demselben Vorgange der Bildung der 
Krystallmolecule und der Krystalle die vielen bis unzählbaren entstandenen 
Krystalle weder eingewachsene noch aufgewachsene bilden, sondern es entstehen 
krystallinische Aggregate, d. h. Krystallaggregate, in denen jedes Individuum in 
gleicher Weise unvollständig ausgebildet ist, weil die bestimmte Gestaltung durch 
die umgebenden Individuen gehindert wurde. Die zuerst gebildeten Krystalle 
entstanden und vergrösserten sich unfehlbar in derselben Weise, wie dies bei 
einzeln eingewachsenen oder bei aufgewachsenen Krystallen vor sich geht, nur 
wird durch die gegenseitige räumliche Beschränkung nach und nach die bestimmte 
Gestaltung immer mehr verhindert. Daher finden wir krystallinische Aggregate 
derselben Species, z. B. des Quarzes, in denen noch die miteinander verwachsenen 
Krystalle gestaltlich bestimmbar sind, wie bei manchem rothen und gelben Eisen- 
kiesel, und Krystallaggregate bilden oder solche, bei denen einzelne der ver- 
wachsenen Individuen bestimmte Gestalt an einzelnen Stellen derselben zeigen, 
andere nicht, drusigkörnige Aggregate gebildet werden oder endlich solche, bei 
denen alle Individuen des Aggregates unbestimmt eckige Körner sind, wie im 
Quarzit, dem krystallinisch-körnigen Quarz, der als Quarzfels oder Quarzschiefer 
vorkommt. Auch finden sich krystallinische Aggregate, an deren Oberfläche 
Krystalle derselben Art gebildet sind, weil dort keine allseitige Beschränkung 
der Krystallbildung entgegen stand. 
       
   
   
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
    
  
  
   
    
    
    
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