Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

    
   
  
  
  
  
  
     
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
     
    
   
  
  
     
   
  
  
  
   
  
418 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
  
hölzer auch eine jüngere in lebhafter Zunahme begriffene und mit zahlreichen 
Arten über grosse Festland-Gebiete verbreitete Familie. Es ist die der Abie- 
tineen mit der besonders artenreichen und noch zahlreiche Unterarten bietenden 
Gattung Minus, die zugleich noch ein paar nahe verwandte Gattungen wie Picea 
und Abies zur Seite hat. Sie scheint sich vollkommener der klimatischen Ab. 
kühlung angepasst zu haben. Allem Anschein nach entstand sie in der Nord- 
polar-Region, beiläufig um die Kreide-Epoche oder noch etwas früher. Sie wurde 
aber nachmals fast in allen Meridianen aus derselben hinausgeschoben und be- 
zeichnet‘ jetzt vorzugsweise die gemässigten Klimate wie die Gebirge der 
wärmeren Zonen. 
Unter den Monocotyledonen sind viele Familien, namentlich aber die baum- 
artigen Formen, heute auf die Tropen und die subtropischen Zonen beschränkt. 
Von manchen ist nachzuweisen, dass sie in älteren geologischen Epochen höhere 
Breiten der nördlichen Halbkugel bewohnten und seither der polaren Abkühlung 
folgend, gegen den Aequator zurückwichen. Im Vordergrunde stehen die Palmen. 
Sie gehóren dermalen bis auf wenige Arten (492) der heissen Zone an. Fossil 
beginnen sie in sicheren Resten erst in der Kreide-Formation von Mittel- und 
Süd-Europa. In Lagern der Oligocán-Epoche sind sie in Deutschland noch unter 
51—52^? nórdl. Br. nachgewiesen. Im oberen Miocán (Oeninger Schichten) er- 
scheinen die letzten Palmen auf der Nordseite der Alpen. Jetzt sind sie bis auf 
die einzige Art CAamaerops Aumiis aus Europa verdrángt. Diese reicht in 
Spanien und Italien bis 41 und 44? nórdl. Br. (Isotherme von 15° C.). Im Osten 
von Nord-Amerika füllt die nördliche Palmengrenze schon auf 34? Br. Die 
Palmen erfordern jetzt eine mittlere Jahrestemperatur von 15—30o^ C. Das eigent- 
liche Palmenklima beláuft sich auf 25—30? C. 
Die jurassische Festland-Flora — soweit man sie in die arktische Region zu 
verfolgen vermochte, Spitzbergen 78? 24' nórdl Br. ergiebt noch keinen Erweis 
von einer daselbst ausgedrückten Sonderung klimatischer Zonen. 
Ausgesprochener ist in der Kreide-Epoche das durch die sich bereits mehr 
geltend machende Abkühlung bewirkte allmáhliche Vorrücken der Dicotyledonen 
aus der Nordpolar-Region in die niedrigeren Breiten. Es sind vorzugsweise Ver- 
treter der einhüllig blühenden (Monochlamydeae). Die ersten Dicotyledonen waren 
jedenfalls Arktiker. Ihr ältestes Document ist ein vereinzeltes Pappelblatt in der 
unteren Kreide-Formation in Grönland unter 70° 40' nördl. Br. 
In Europa erscheinen die ersten Dicotyledonen plötzlich in der Mittelregion 
des Kreide-Systems (Cenoman-Stufe) — offenbar als eben eingetroffene Ein- 
wanderer aus der arktischen Region. Die von der rhátischen Stufe an bis dahin 
herrschende Flora war noch meist durch Coniferen, Cycadeen und Farnen ver- 
treten, die im Allgemeinen auf feucht warme Niederungen — auch wohl Sumpf- 
und Strandlagunen — deuten. Ihnen mischen sich in der Mittelregion des 
Kreide-Systems — namentlich im Schieferthon. von Niederschóna in Sach- 
sen u. a. O. — die ersten mitteleuropáischen Funde von Dicotyledonen bei, wie 
Salicineen, Erlen, Crednerien, Acerineen, Laurineen u. s. w. Es sind Laub- 
hólzer von theilweise trocknerem Standort, die das Binnenland und dessen Berge 
überzogen haben mögen und aus dem hohen Norden kamen. Dazu meldet 
G. DE SAPORTA aus der Turon-Stufe von Le Beausset (Toulon 43° Br.) einen Vor- 
trab der nach Süden rückenden Dicotyledonen-Flora, der auf ein damals hier 
herrschendes wärmeres Klima deuten kann. 
Auf der amerikanischen Seite der nördlichen Halbkugel erscheint in der 
  
     
À — N IN P= 
m oct 
Idol 
S "- *Y44 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.