534 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
äusseren Conturen der Somma nach oben weiter zieht, so kommt man für den
alten Kegel auf die Möglichkeit einer einst viel bedeutenderen Höhe.
In dem Gipfel des jetzigen Eruptionskegels mündet der Kraterschlot. Von
einer bestimmten Form desselben kann hier keine Rede sein, da dieselbe
fortwährend wechselt. Nach der Eruption von 1872 blieb ein tiefer Kessel
übrig, der aber seitdem fast vollstindig wieder erfüllt ist, so dass augenblicklich
ein eigentlich grósseres Kraterbecken gar nicht vorhanden ist. Und so hat auch
in früheren Zeiten Grósse und Form des Kraterbeckens fortwührend sich ge-
ändert. Das hängt mit der später noch zu erörternden Thatsache zusammen, dass
die meisten Eruptionen des Vesuv eigentliche Gipfelausbrüche und keine seitlichen
Durchbrüche in geringerer Höhe des Gesammtkegels sind.
Während die unteren Neigungsverhältnisse des Berges durchweg geringe sind,
zeigt der jetzige Eruptionskegel bei einer Höhe von ca. 420 m über dem Boden
des Atrio nur ausnahmsweise und in den steilsten Stellen wenig mehr als 3o?
Bóschung.
Der innere Bau der Somma wird an deren dem Krater zugewendeten Steil-
wánden, welche man vom Atrio aus erreichen kann, sichtbar. Der ganze äussere
Kegelmantel besteht aus concentrisch übereinander liegenden und alternirenden
Schichten fester Laven und lockerer Tuffe, immer in deutlicher Parallelität und
mit der gleichen nach aussen dem Berggehänge conformer Neigung sich ein-
senkend. In ihnen erkennt man die nach und nach durch Aufschüttung über
einander gelagerten Ausbruchsprodukte dieses Kegels selbst, die seine allmähliche
Erhöhung zu einem vielleicht vor der Zerstörung noch sehr viel bedeutenderen
Kegel bewirkten. Durch diese concentrischen Schichten setzen in mehr oder
weniger regelmässig radialer Stellung zahlreiche Gänge hindurch, nach allen
Richtungen vom Centrum des Vulkanes ausstrahlende Spalten, in welchen die
hineindringende schmelzflüssige Lava erstarrte. Wie Mauern ragen solche Lava-
gänge aus dem Schichtenmantel hervor, dort, wo die Verwitterung die früher sie
beiderseitig einschliessenden Tuffmassen fortgeführt hat.
Alle seitlichen Ausbruchsstellen sind nichts anderes als solche Spalten. Von
ihnen aus ergossen sich die Lavaströme radial nach allen Richtungen, da aber
den jetzt und überhaupt seit 79 n. Chr. aus dem centralen Kegel hervorbrechen-
den Lavamassen nach Norden und Osten der hier aufragende Wall der Somma
ein Hinderniss bot, so flossen alle Ströme nur nach N.-W., W. und S. also immer
dem Meere zugewendet, abwärts. Die zwischen früheren Lavaströmen liegenden
Tiefen bildeten die Thalwege, denen ein späterer Strom folgte und ganz be-
sonders war es die alte Lücke im Somma-Ringwalle, welche zwischen dem T heile,
der das Observatorium trägt und dem weiter nördlich gelegenen höchsten Theile
der Somma, der Punta Nasone liegt, fossa della vetrana genannt, sowie eine
südlich vom Rücken des Observatoriums gelegene Schlucht, die fossa grande,
durch welche einige der neueren Ströme ihren Weg den Berg hinunter nahmen,
z. B. die Lava von 1855, 1858 und 1872.
Dass auch von der Aussenseite der Somma, des früheren Kraters, ganz so
wie jetzt aus dem inneren Eruptionskegel Lavastróme sich ergossen haben, das
zeigen z. B. alte Laven, welche bis in die Gegend des Dorfes Somma nördlich
des Monte Somma als Untergrund dieses Ortes gefunden werden.
Es ist demnach der Monte Somma auch hiernach thatsüchlich nur als ein
alter, grosser Eruptionskegel gekennzeichnet, in dessen halb zerstórtem Krater der
neue Eruptionskegel sich einschob.
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