Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

  
  
    
578 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
nicht, wie die auf der Erde sonst auftretenden Stratovulkane, aus Schichten von 
Auswürflingen, sondern aus zahlreichen, übereinander geflossenen flach ausge- 
breiteten Lavastrómen. Die Laven des Mauna Loa und des an seiner Flanke 
auf einer sehr flachen domíórmigen Anschwellung gelegenen Kraters Kilauea 
sind sehr diinnfliissig, geschmolzenem Glase ähnlich und die hervorbrechenden 
Dampfstrahlen ziehen sie häufig in dünne Füden aus (Pélés Haar der Einge- 
borenen), der Schlackenwolle der Hochófen vergleichbar. Die gewaltige Eruption 
des Mauna-Loa vom August 1855 begann mit einem glänzenden Strahl feuriger 
Tropfen aus dem Gipfelkrater des Vulkanes, unmittelbar darauf folgte der Erguss 
eines ungeheuren Lavastromes aus einer etwa 2000 Fuss tiefer, in 11,500 Fuss 
(engl) Hóhe über dem Meere gelegenen Oeffnung an der Nordseite, der nicht 
von einem entsprechenden Auswurf von Schlacken und anderen Bruchstücken 
begleitet war, wie es wohl bei einem anderen Feuerberge eingetreten wáre. Die 
Lava floss mit grosser Schnelligkeit in das Thal hinab, welches den Mauna-Loa 
vom Mauna Kea trennt und dessen Hauptzweig drei engl. Meilen breit ist. Als 
sie ebeneres Land erreichte, breitete sie sich über einen doppelt so breiten Raum 
aus, sie fuhr zehn Monate zu fliessen fort; ehe sie aufhórte, hatte sie die Ent- 
fernung von 7o engl Meilen von ihrer Quelle erreicht. Während dieser Lava- 
strom im Flusse war, bestieg CoAN den Berg, folgte dem Strom und kreuzte hie 
und da seine erhärtete Oberfläche, während unterhalb die Lava noch »wie Wasser 
unter dem Eise eines Flusses« floss. »Die obere Rinde krachte und stiess an 
zahllosen Punkten mineralische Dämpfe aus. Längs des Randes lagen unzählige 
Bäume umgestürzt, halb verkohlt und auf der erhärteten Lava dampfend. Wir 
besuchten eine Oeffnung nach der anderen, durch welche wir hinabsahen auf 
den Feuerstrom, wie er durch seine verglaste Röhre mit der Geschwindigkeit 
von mehreren engl. Meilen in der Stunde dahinschoss.« 
Eine sehr bedeutende Eruption des Mauna Loa fand 1866 statt, bei welcher 
zuerst in bedeutender Hóhe ein gegen Nordwest strómender Lavastrom geliefert 
wurde, worauf ein zweiter etwa in halber Hóhe des Berges an der Ostseite hervor- 
brach. Die Ströme flossen 35 engl. Meilen weit. Noch grösser war der, Aus- 
bruch 1880—81, bei welchem aus drei, nördlich und östlich vom Gipfelkrater 
gelegenen Schlünden Lavastróme hervorbrachen, einer derselben floss durch neun 
Monate und legte bis fast zur Küste 96 Kilom. zurück. 
An dem Abhange des Mauna Loa, in einer Seehóhe von 4000 Fuss engl. 
enthült eine flache, domfórmige Anschwellung den wunderbaren Krater Kilauea, 
eine etwa 150oo Fuss lange, 7000 Fuss breite ungeheuere elliptische Oeffnung, 
in welcher ein grosser, veränderlicher Lavasee liegt, der häufig in seinem Niveau 
wechselt, mehr oder minder von einer erstarrten Rinde bedeckt ist, jedoch stets 
an verschiedenen Stellen aufkocht. Zuweilen sinkt das Niveau der Lava, dann 
hinterlässt die Lavarinde eine Stufe festen Gesteins um die zu Stande gekommene 
Senkung. Dies erfolgt, wenn die Lava durch einen Seiten-Ausbruch an einer 
tieferen Stelle entleert wurde. Im Jahre 1823 erniedrigte nach ELLIS eine solche 
Abzapfung das Niveau der Lava im Kilauea um 400 Fuss. Im Jahre 1834 be- 
schreibt DouGLAs sie mehr als 1000 Fuss unterhalb des »schwarzen Randes«. 
1838 hatte sich nach CHASE und PARKER die Lava wieder bis zum Rande er- 
hoben, so dass sie die untere Hóhlung verdeckte. 1839 war der ganze Krater 
mit siedender Lava erfüllt, die mehr oder minder mit Rinde überzogen war. 
Plötzlich öffnete sich ein Schlund, sechs englische Meilen vom Kilauea entfernt, 
auf dem unteren Abhange, am náchsten Tage ein anderer noch tiefer abwärts, 
    
    
   
   
    
   
   
     
   
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
	        
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