Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

  
    
580 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie 
an thütigen Feuerbergen als an Vulkanruinen ersichtlich sind. Hat in einer 
Region die vulkanische Thätigkeit seit längerer Zeit aufgehört, so werden .die 
durch sie entstandenen Bildungen durch die zerstörenden Wirkungen der Atmo- 
sphärilien, durch die Erosion des fliessenden Wasses, eventuell auch durch die 
von den Meereswogen bewirkte Abrasion mehr oder minder abgetragen worden 
sein. Es ist selbstverständlich, dass die so verschiedenartigen vulkanischen 
Bildungen dieser Zerstôrung sehr verschiedenartigen Widerstand leisten. Vul- 
kanische Berge werden um so schwieriger der Zerstörung anheimfallen, je mehr 
compakte Massen an ihrem Aufbau theilnehmen. Die vorwiegend aus überein- 
ander geflossenen Lavaströmen aufgebauten Berge werden ungleich schwieriger 
zerstört werden als die aus lockeren Auswürflingen aufgebauten Anschüttungs- 
kegel. Am meisten Widerstand werden natürlich die Quellkuppen leisten, bei 
welchen neben dem ausschliesslichen Bestande aus festem Gestein auch der den 
Quellkuppen eigenthümliche schalige Bau dazu beitragen wird, dass sie lange 
als glockenförmige Dome über die Umgebung hervorragen werden. Lose An- 
schüttungskegel werden am leichtesten zerstört und wir finden daher nur in 
relativ jungen vulkanischen Gebieten auch diese mehr oder minder erhalten; 
ültere Strato-Vulkane dagegen sind stets mehr oder minder zerstórt, ihre Tuff- 
kegel sind erniedrigt und die, aus festem Gestein bestehenden, der Zerstórung 
besseren Widerstand leistenden Radialginge ragen wie Mauern über die tiefen 
abgetragenen Schuttmassen hervor. Geht die Abtragung noch weiter, so finden 
wir die Tiefgänge aufgeschlossen; die mit mehr oder minder voll krystallischem 
Gestein erfüllten Centralschlote, aus welchen das Magma emporgequollen ist, 
um an der Oberfläche zu zerstäuben, Aschen und Schlackenkegel zu bilden und 
als Lava auszufliessen, kurz jene oberflächlichen Ablagerungen zu liefern, welche 
längst der Zerstörung anheimgefallen sind. Es kann demnach, wie E. SUESS 
hervorgehoben hat) nur die Betrachtung einer »Denudationsreihe«, welche von 
den thátigen Vulkanen ausgelt, um schliesslich bei den älteren, bis auf die voll- 
krystallinischen Centralmassen denudirten vulkanischen Bildungen anzulangen, zum 
Verständniss der letzteren führen. 
Wir wenden uns zunächst zur Betrachtung der erloschenen Vulkane Italiens. 
Alle, welche in jüngerer Zeit (seit dem Ende der Tertiärformation) Ausbrüche 
gehabt haben, liegen (mit einer einzigen Ausnahme, welche vom Monte Vultur ge- 
bildet wird) auf der Südwesteite der Appenninen, in einer Zone, welche ungefähr 
von Nordwest nach Südost, parallel dem Gebirge und der Küstenlinie des Tyrr- 
hener Meeres sich erstreckt. In dieser Anordnung erblicken wir die Abhängig- 
keit der Bethätigung des Vulkanismus von der Gebirgszone. Die lange Linie 
grösstentheils erloschener Vulkane, welche auf dieser Zone auftritt, beginnt nörd- 
lich mit dem Monte Amiata bei Radicofani, es sind jedoch noch weiter nordwest- 
lich Spuren vulkanischer Thitigkeit in Toscana vorhanden: die heissen Quellen 
und Solfataren, welche zumal durch das Auftreten der Borsáure bemerkenswerth 
sind. Auf dem Monte Amiata, einem bedeutenden Berge, der grosse trachytische 
Lavastróme entsendet hat, folgt südóstlich ein gewaltiger alter Krater, der den 
Balsener-See einschliesst und auf dessen Umwallung Montefiascone liegt, ferner 
die Ciminischen Berge, welche deutliche Krater aufweisen, das ungeheure Krater- 
becken des See’s von Bracciano und einige kleinere ähnliche Krater, nördlich 
von Rom, während südöstlich von dieser Stadt das grosse doppelte Ringgebirge 
1) Vergleiche: Das Antlitz der Erde, I. pag. 190, 
    
  
  
  
  
      
  
   
  
   
  
  
  
   
   
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
	        
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